Balve/Menden. Balve und Menden trauern um Olaf Schwingenheuer. Die Rodenbergschule war für den Schulleiter eine echte Herzensangelegenheit.

Diese Nachricht trifft sicherlich viele Menschen in Balve und Menden unerwartet: Im Alter von nur 54 Jahren ist Olaf Schwingenheuer gestorben, der in beiden Städten beruflich tätig gewesen ist. Die Trauer ist aber auch in Arnsberg groß, wo er bis zuletzt Leiter der Sekundarschule Am Eichholz war. Olaf Schwingenheuer war gleichermaßen Familienvater, ein engagierter Mensch und Pädagoge mit Herz. Nach schwerer Krankheit verstarb er im Alter von nur 54 Jahren. Kurz nach Beginn der Sommerferien erlag er seiner Erkrankung.

Gewinner des Deutschen Lehrerpreises 2012

Eine Herzensangelegenheit war Olaf Schwingenheuer die Rodenbergschule Menden. Für ihr großes Engagement dort wurden er sowie Dieter Mattick und Heiko Kümper 2012 sogar mit dem Deutschen Lehrerpreis ausgezeichnet. Die Pädagogen hatten mit einem Schulverweigerer-Projekt auf sich aufmerksam gemacht. Dabei wurde ein Raum im Jugendtreff „Das Zentrum“ zum externen Klassenzimmer. Die Idee: Kommen die Schülerinnen und Schüler nicht zu uns, gehen wir zu ihnen. Tatsächlich hatte das Projekt das Verhältnis zwischen der Schülerschaft der damaligen Förderschule und den Pädagogen entscheidend verändert – natürlich zum Positiven.

Symbolhaft: Als die Rodenbergschule Menden 2012 den Deutscher Lehrerpreis für das Projekt Intensivklasse erhält, lässt Schulleiter Olaf Schwingenheuer seinen Kollegen Heiko Kümper (links) und Dieter Mattick (rechts) den Vortritt. Ihnen gratuliert Ties Rabe, damaliger Präsident der Kultusministerkonferenz.
Symbolhaft: Als die Rodenbergschule Menden 2012 den Deutscher Lehrerpreis für das Projekt Intensivklasse erhält, lässt Schulleiter Olaf Schwingenheuer seinen Kollegen Heiko Kümper (links) und Dieter Mattick (rechts) den Vortritt. Ihnen gratuliert Ties Rabe, damaliger Präsident der Kultusministerkonferenz. © KMK | Privat

Große Betroffenheit herrscht aber natürlich auch im Lehrerkollegium der Sekundarschule Am Eichholz. Sein Tod hinterlässt bei Angehörigen, Freunden, Kollegen und vielen, denen er in Beruf und Freizeit begegnete, eine große Lücke. Olaf Schwingenheuer hinterlässt seine Frau und zwei Kinder.

Der Pädagoge war der Gründungsvater der Sekundarschule Arnsberg, als diese vor nun elf Jahren mit großen Ambitionen an den Start gegangen war. Die Schule erhielt einen Mann als Leiter, der von der Pike auf gelernt hatte, mit Kindern und Jugendlichen umzugehen.

Schwingenheuer war gebürtiger Hüstener und wuchs in Herdringen auf. 1990 „baute“ er sein Abitur am damaligen Graf-Gottfried-Gymnasium. Die Arbeit mit Kindern lag ihm immer am Herzen. Stark engagiert war Olaf Schwingenheuer auch in der Pfadfinder-Arbeit.

Ungewöhnlicher Weg zum Schulleiterdasein

Und doch war auch der Bildungsweg des Sonder-Pädagogen nie ganz gradlinig: „Nach dem Abi bin ich zum freiwilligen Sozialen Jahr nach Südamerika gegangen“, erzählte Schwingenheuer einst im Gespräch mit unserer Zeitung, „da entstand bei mir der Wunsch, etwas Pragmatisches zu machen“. Nach seiner Rückkehr machte er eine Ausbildung zum Tischler in Balve-Beckum.

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Erst im Anschluss studierte er Sonderpädagogik mit den Schwerpunkten Sprache und katholische Religion. Erste berufliche Station war Hüsten – an der Pestalozzi-Förderschule. Er war Fachleiter katholische Religion im Bereich Sonderpädagogik (bis 2008) und auch an der Franz-Joseph-Koch-Förderschule auf dem Schreppenberg in Arnsberg tätig.

In all den Jahren entwickelte er sein Leitbild, das ihn und seine Arbeit bis zuletzt prägte. „Ich wünsche mir eine gute und wertschätzende Schule, die Schülern gerecht wird und in der gefördert und gefordert wird“, sagte er damals. Für Olaf Schwingenheuer war immer klar: „Wir dürfen kein Kind verloren geben!“ Vor dem Aufbau der Sekundarschule Arnsberg war er fünf Jahre Leiter der damaligen Rodenberg-Förderschule in Menden. Dort bewies er Tag für Tag, dass ihm die Schule eine Herzensangelegenheit war, es sich bei seinem Leitspruch um mehr als eine Floskel handelte. Schwingenheuer war ein klarer Gegner der Auflösung der Mendener Förderschule. Als die nicht verhindert werden konnte, zog es ihn nach Arnsberg.

Sekundarschule als Schule der Zukunft

Die vielfach umstrittene Sekundarschule sah Olaf Schwingenheuer immer als die Schule der Zukunft. „Wir dürfen nicht mehr in Schubladen denken“, so der Schulleiter. Noch im vergangenen Jahr feierte er mit der Schulgemeinde das zehnjährige Bestehen der Sekundarschule Arnsberg, die Olaf Schwingenheuer auch durch schweres Fahrwasser gesteuert hatte, als die Unterstützung des Landes NRW für die Schulform gerade auch personell und strukturell nicht so ausfiel wie es ursprünglich versprochen gewesen war.

Ein wichtiger Partner der pädagogischen Arbeit waren für Olaf Schwingenheuer immer auch die Eltern. „Sie bringen viel mit und sind ein Gelingensfaktor für die neue Schule“, sagte er damals im Gespräch mit unserer Zeitung. Seine stets freundliche Art, sein gewinnendes Lächeln, aber auch seine klaren Worte kamen an. Olaf Schwingenheuer war stets akzeptiert, hatte aber immer auch ein Ohr für die Anderen.

Wichtig war dem Schulleiter, dass aus den Kindern seiner Schule mündige und verantwortungsbewusste Staatsbürger werden konnten. „Olaf hat sich für Demokratiebildung und Demokratieförderung an Schulen eingesetzt“, schreibt seine Familie auch in der Traueranzeige in unserer Zeitung und bittet um Spenden für die Fortsetzung seiner Arbeit.

Arnsbergs Bürgermeister Ralf Bittner lobt auf Nachfrage unserer Zeitung Olaf Schwingenheuer als „einen guten Freund“. Zuletzt traf er ihn bei der Entlassfeier der Zehntklässler der Sekundarschule vor den Ferien. Der Schulleiter mit Herz freute sich da, einen weiteren Jahrgang junger Menschen gut vorbereitet in die Zukunft zu entlassen.

Jetzt müssen Balve, Menden und auch Arnsberg Abschied von Olaf Schwingenheuer nehmen. Ein Trauergottesdienst findet am Mittwoch, 31. Juli, um 14 Uhr in der Propsteikirche in Arnsberg statt.