Menden/Berlin. .

Irgendwie hatten sie es wohl doch geahnt. Aufgrund des großen Medieninteresses bereits im Vorfeld. Dennoch war Schulleiter Olaf Schwingenheuer gestern „einfach sprachlos“. Dieter Mattick hatte ihm während der Preisverleihung in Berlin kurz vor 12 Uhr die SMS geschickt. Der „Deutsche Lehrerpreis“ geht in diesem Jahr nach Menden an die Rodenbergschule (Förderschule mit dem Förderschwerpunkt Lernen).

Das Projekt:

Dieter Mattick, Lehrer an der Rodenbergschule, hat das Projekt für Schulverweigerer vor zwei Jahren ins Leben gerufen. Die Jugendlichen – zurzeit sind es zwölf – nutzen einen Raum im Zentrum am Kirchplatz als ausgelagertes Klassenzimmer. Sie haben in der Vergangenheit regelmäßig die Schule geschwänzt oder haben sie abgebrochen. In der Intensivklasse wird jeder Schüler individuell betreut, der Unterricht erfolgt jahrgangsübergreifend.

Dinge wie Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Leistungsbereitschaft müssen sie erst wieder lernen. Dieter Mattick und sein Team ersetzen die oft üblichen Sanktionen durch Beziehungsarbeit und Vertrautheit mit den Schülern sowie durch Kooperation mit außerschulischen Partnern. Ziel ist die (Re-)Integration in Gesellschaft und Arbeitswelt. Dazu gehört auch der enge Kontakt zwischen Lehrern und Schülern über den Unterricht hinaus. Wer morgens zu Unterrichtsbeginn nicht da ist, wird angerufen – oder sogar persönlich von Zuhause abgeholt.

Die Preisverleihung:

In der Kategorie 1 „Lehrer: Unterricht innovativ“ belegen Dieter Mattick, Heiko Kümper und Inken Brügge mit ihrem innovativen Unterrichtsprojekt „Intensivklasse – Projekt gegen Schulabsentismus“ den ersten Platz. Er ist mit 5000 Euro dotiert. Bereits in den Herbstferien hatten sie die Information bekommen, dass sie unter den Platzierten sein würden. „Allein das hatte uns schon sehr beeindruckt“, sagt Schulleiter Schwingenheuer. Welchen Platz ihnen die Jury letztlich zuerkennen würde, das sollte bis zur Preisverleihung in Berlin unter Verschluss bleiben.

Insgesamt wurden gestern in Berlin 16 Lehrer sowie sechs Pädagogen-Teams für ihr besonderes Engagement ausgezeichnet. Prof. Dr. Jan-Hendrik-Olbertz, Präsident der Humboldt-Universität zu Berlin, und Ties Rabe, Präsident der Kultusministerkonferenz, gratulierten ihnen für ihre herausragenden Leistungen. Der „Deutsche Lehrerpreis“ möchte die Wertschätzung von gutem Unterricht und Lehrerpersönlichkeit stärken. Wie wichtig Wertschätzung auch gegenüber den Schülern ist, betont Olaf Schwingenheuer. Sie ist ein Baustein des Konzepts „Intensivklasse“ der Rodenbergschule.

Das sagen die Gutachter:

„Das Vorhaben überzeugt nicht nur durch genaue Angaben der Ziele, die durch die vorgesehenen schulischen und außerschulischen Maßnahmen erreicht werden sollten, sondern auch durch eine überlegte Gestaltung der einzelnen Schritte, z.B. den Abschluss von Verträgen mit den Schülern und den Eltern vor Beginn des Versuchs, die deutlichen Unterschiede des Unterrichts zur schulischen Regelarbeit und die gezielten Hilfen zum Erwerb kommunikativer und sozialer Kompetenzen.“
Drei Fragen