Balve/Düsseldorf. Der britische General Robertson verzichtet vor 75 Jahren darauf, die Balver wie geplant zu sprengen. Kurz vor hat er NRW erfunden. Wie tickt er?
General Lord Brian Robertson ist der Mann, der 1946 Nordrhein-Westfalen erfindet, und er ist der Mann, der vor 75 Jahren die Balver Höhle verschont. Wie tickt er?
Am 22. Juli 1896 wird Robertson in London geboren. Sein Berufsweg ist vorbestimmt. Sein Vater dient dem britischen Empire als Feldmarschall. Den Ersten Weltkrieg erlebt der spätere Lord Robertson als Offizier. Anschließend wird er in Indien eingesetzt. 1933 markiert einen Wendepunkt in Robertsons Leben. Er nimmt als Mitglied der britischen Militärmission teil an der Abrüstungskonferenz in Genf.
+++ BALVER HÖHLE: SO WIRD SIE 1947 GERETTET +++
Danach zieht sich Robertson vom Militär zurück. Der Weltbürger wird Chef der Dunlop-Reifenwerke in Südafrika.
Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs wird Robertson, damals 40, für die Royal Army reaktiviert.
+++ PAT METHENY STARTET DEUTSCHLAND-KARRIERE IN BALVER HÖHLE +++
Nach dem Kriegsende wird er unter Luftmarschall Sir Sholto Douglas stellvertretender Militärgouverneur der britischen Besatzungszone. Robertson gehört zu den treibenden Kräften, die 1946 ein neues Bundesland schaffen. Nordrhein, Westfalen und Lippe werden vereint.
Robertson residiert im Stahlhof in Düsseldorf. Das pompöse Gebäude aus Rotsandstein wird von 1906 bis 1908 für die Stahlwerksverband AG errichtet. Name und Architektur knüpfen an den Stalhof in London an, der seit 1475 am Nordufer der Themse steht.
In der Nachkriegszeit bewegt sich Robertson zwischen Militär und Politik. Der britische Historiker David G. Williamson bescheinigt ihm in einer Biografie, ein höchst diplomatischer General gewesen zu sein. Auf Anfrage der Westfalenpost erklärte er aber augenzwinkernd: „Der General war nicht ganz ohne.“
+++ JIM KNOPF NIMMT IN BALVER HÖHLE FAHRT AUF +++
Fakt aber ist: Robertson hat den Wiederaufbau des Ruhrgebiets im Sinn. Schon 1946 stellt er fest: „Ein hoch industrialisiertes Gebiet benötigt ein Hinterland, von wo aus die dicht bevölkerten Stadtgebiete mit Agrarprodukten versorgt werden können.“
Robertson stibt 1974.
In Balve war er nie.