Balve/Neuenrade. Beim Hönne-Radweg heißt es zwischen Beckum und Böingsen: Der Berg ruft. Immerhin gibt es eine provisorische Piste von Neuenrade nach Fröndenberg.
Mag sich der Winter dieser Tage vor allem mit 50 Grau-Schattierungen präsentieren – der nächste Frühling kommt bestimmt. Eines ist nach den Erfahrungen von zwei Corona-Jahren gewiss: Sobald die trockenen Tage mit wärmenden Sonnenstrahlen da sind, holen die Menschen im Hönnetal ihre Fahrräder aus Kellern und Car-Ports. Und der überkommunale Verein Hönnetal/Sauerland-Tourismus will ihnen etwas bieten – endlich etwas bieten. Endlich gibt es einen Lückenschluss des Ewigkeitsprojekts Hönnetal-Radweg.
+++ WP AUF JUBILÄUMSTOUR: LOB FÜR MENDENS RADWEGE +++
Die Streckenführung für die gesamte Route wurde Neuenrades Stadtparlament kürzlich präsentiert. Nebenher nickte der Rat das blaue Logo mit dem weißen H ab, das Radlern die Orientierung von der Quelle in Neuenrade bis zur Mündung in die Ruhr bei Fröndenberg erleichtern soll. Die Balver Stadtverordneten hatten dem Vorhaben bereits im vorigen Sommer zugestimmt.
+++ DEMO FÜR HÖNNE-RADWEG: BETEILIGUNG GROSS +++
Eigentlich folgt der Hönne-Radweg einem schlichten Plan. Von der Quelle bis zur Mündung sind’s gut 26 Kilometer. Die Piste folgt im Wesentlichen dem Flusslauf. Darin sind sich alle Anrainerstädte an der Hönne einig: neben Balve Neuenrade, Hemer, Menden und Fröndenberg. Mehr noch: Die Kommunen könnten sich entspannt für mehr Bike-Mobilität in der Region – sei’s im Berufsverkehr, sei’s in Freizeit und Urlaub – stark machen. Die Kosten übernimmt zumindest südlich von Menden der Bund: komplett. Ein Radweg wäre eine bundesstraßenbegleitende Maßnahme. Doch der Teufel steckt, wie so oft, im Detail.
Als Nadelöhr gilt ausgerechnet die attraktivste Passage des Projekts: der Hönne-Durchbruch bei den Sieben Jungfrauen. So hoch die Felswände sind, so tief ist die Kluft zwischen Kommunen und Umweltschützern, etwa vom Verband BUND. Böse Worte sollen gefallen sein. Seit 2007 geht das so, wie Balves Bürgermeister Hubertus Mühling im Gespräch mit der Westfalenpost erzählte.
Die beteiligten Städte blieben zwischenzeitlich keineswegs untätig. „Wir haben seit 20 Jahren die TAG, die Touristische Arbeitsgemeinschaft Hönnetal“, berichtet Mühling, „da sind alle beteiligten Kommunen drin, und das läuft super.“ Von Neuenrade bis Volkringhausen ist der Hönne-Radweg längst ausgeschildert. Auch in Gegenrichtung, von Fröndenberg bis Oberrödinghausen, rollen Räder problemlos nach Neuenrade.
Auf den Abschnitt zwischen Klusenstein und Binolen trauen sich traditionell nur todesmutige Radler. Sie müssen sich auf der schmalen, gewundenen B 515 gegen 40-Tonner behaupten. Kein Wunder, dass dieses Teilstück bisher nicht als Radweg ausgeschildert ist. Dabei bleibt es erstmal. Und der Lückenschluss?
Idee taugt als Provisorium
Markus Höhmann kam auf eine Idee, die zumindest als Provisorium taugt. Er schickt die Zweirad-Gemeinde zur Bergwertung. Von Beckum geht’s via Eisborn und Böingsen nach Lendringsen. Nötig sind stramme Waden oder dicke Akkus.
Warum kommt der Lückenschluss gerade jetzt? Corona und technischer Fortschritt haben Radfahren zur Volksbewegung gemacht. Nur wenig spricht dafür, dass sich das im Frühjahr ändert. „Und so“, sagt Mühling, „war das für uns auch eine Marketingfrage.“ Wie geht es weiter?
„Wir sind jetzt dabei, die Strecke gemeinsam mit dem Sauerland-Tourismus auf Internet-Portalen wie Outdooractive schon mal auf deren Karten einprogrammieren zu lassen, damit Fahrradfahrer sie mit ihren GPS-Trackern nutzen können“, erwidert Mühling. Und der eigentliche Lückenschluss?
+++ HÖNNE-RADWEG: MENDEN SCHLIESST MINI-LÜCKE +++
„Wir sind dabei, mit dem Landesbetrieb Straßen NRW eine Trasse zu suchen, die möglichst nah an der Bundesstraße läuft“, sagt Mühling. Ziel: „Der Eingriff in Natur und Landschaft soll so gering wie möglich sein.“ Die Stadt wartet sehnsüchtig auf einen Entwurf.