Ruhrgebiet. Müll-Probleme: So stellen sich Essen, Duisburg, Oberhausen dem Abfall-Ärger. Für einige Bürger wird es nun deutlich bequemer, Altes zu entsorgen.
Illegal entsorgter Müll macht den Ruhrgebietsstädten zunehmend zu schaffen. Immer mehr Menschen schmeißen ihren Abfall einfach auf die Straße, die Kosten für die Stadtreinigung steigen jedes Jahr. Maßnahmen wie mehr öffentliche Mülleimer und höhere Strafen scheinen kaum etwas zu bewirken. Was kann man da tun? Drei Ruhrgebietsstädte erproben ungewöhnliche Konzepte.
Müll-Probleme in Duisburg: Straßenpaten finden den richtigen Ton
Sofa, Kinderwagen, Matratze: Auf dem Gehweg steht der Sperrmüll, ohne dass der Sperrmüll gerufen wurde. Und andere Leute stellen ihren Abfall noch dazu. In solchen Fällen helfen die Straßenpaten in Duisburg. Sie gehen auf die Leute zu, die wilde Müllkippen entstehen lassen.
„Oft stellt sich heraus: Man wusste es nicht besser“, sagt Teodora Andreeva. Die 40-Jährige koordiniert für die AWO-Integration die Arbeit der acht Straßenpaten in den Duisburger Stadtteilen Marxloh und Hochfeld, in Bruckhausen organisiert der „Kulturbunker“ die Arbeit von zwei weiteren Straßenpaten. Die Straßenpaten sind Muttersprachler, die in der rumänischen oder bulgarischen Community Vertrauen genießen und in ihrem Viertel als geschulte Minijobber über den richtigen Umgang mit Abfall aufklären.
„Es fallen Ansprechpartner weg, die eine Vorbildfunktion haben“
Wie beantrage ich online Sperrmüll? Was mache ich mit der alten Farbe? Straßenpaten erklären es – „auf Augenhöhe“, sagt die Sozialarbeiterin Teodora Andreeva, die selbst ursprünglich aus Bulgarien kommt. Und wenn die Straßenpaten wilde Müllkippen entdecken, versuchen sie herauszufinden, wer das Chaos angerichtet hat.
Sie sprechen mit Nachbarn, erklären, welche Regeln der Müll-Entsorgung gelten. Und dann packen auch schon mal alle mit an, Sofa, Matratze und Kinderwagen zurück in den Keller zu hieven, bis der Sperrmüll vorschriftsmäßig abgeholt wird, erzählt Andreeva. So verhindere man Konflikte. Finden die Straßenpaten keinen Verursacher, informieren sie die Wirtschaftsbetriebe, damit der Müll entsorgt wird.
Die Straßenpaten sind seit 2020 ein Teil des Südosteuropa-Projekts „Nah dran – Aven majpashe“. Nun läuft das Projekt aus, das Land finanziert es nur noch bis Ende des Jahres. „Es fallen Ansprechpartner weg, die eine Vorbildfunktion haben“, bedauert Teodora Andreeva das Ende dieser Integrationsmaßnahme. „Man verliert ein Sprachrohr.“
Ganz umsonst und vorbei ist die Aktion dennoch nicht: Die Wirtschaftsbetriebe in Duisburg haben sich die Straßenpaten zum Vorbild genommen. 2022 haben sie drei „Umwelthelfer“ und zwei sogenannte „Kontrolleure“ eingestellt. Das sind ebenfalls Menschen mit Migrationshintergrund, die teils zuvor als Straßenpaten gearbeitet haben. Auch gibt es in Marxloh mittlerweile den sogenannten „Umwelttreffpunkt“ als neue Anlaufstelle für Fragen rund um den Müll. Insgesamt wird es aber weniger Ansprechpartner auf den Straßen im Duisburger Norden geben, damit wilde Müllkippen möglichst gar nicht erst entstehen.
Müll-Probleme: Das Altkleidertaxi kommt nach Hause
Altkleidercontainer quellen gerne mal über – und schon entstehen wieder neue wilde Müllkippen. Doch in Oberhausen könnte das bald Geschichte sein: Eine neue EU-Richtlinie für die Kreislaufwirtschaft verpflichtet alle Städte, ab 2025 die Altkleider selbst zu sammeln. In Oberhausen hat man sich nun dazu entschieden, die Altkleider abzuholen. Die Menschen bereiten die Säcke vor und melden dann die Entsorgung wie beim Elektro-Sperrmüll telefonisch oder digital an.
In anderen Ruhrgebietsstädten gibt es bereits einen ähnlichen Service: Digital angefordert fährt das „Kleidertaxi“ in Bochum bis vor die Haustür. Und die „Neue Arbeit“ der Diakonie in Essen organisiert ebenfalls eine Abholung. Die Bürger und Bürgerinnen können online einen vorgegebenen Abholtermin auswählen. Noch tragbare Kleidung wird in den Sozialkaufhäusern der Diakonie verkauft.
Müll-Probleme: Frühjahrsputz in Essen und Dortmund
Essen wird seit 2023 im Frühjahr durchgekärchert: Graffiti, Kaugummis, Mobiliar. Und weil der „Frühjahrsputz“ so gut ankam — oder weil es schlicht notwendig ist — putzt Essen nach diesem Muster nun auch die Zentren seiner wichtigsten Stadtteile.
Damit es zwischen den Aktionen sauber bleibt, schickt Essen an allen Werktagen Bezirkskehrer los. Bei verkaufsoffenen Sonntagen und Großveranstaltungen gibt es intensivere Durchgänge. Bänke, Schilder, Papierkörbe werden regelmäßig geprüft und gereinigt.
Rund 240.000 Euro lässt sich die Stadt die zusätzlichen Maßnahmen im Jahr kosten. Und sie werden nicht nur von den Anliegern, sondern von allen Bürgern getragen, denn die vorgesehene Reinigungshäufigkeit in der Innenstadt „ist bereits maximal ausgereizt“ heißt es. Mehr sei den Anliegern nicht zuzumuten.
In Dortmund zum Beispiel gibt’s etwas Ähnliches, sie nennen es „Intensivreinigung“. Dabei sind „Revierkümmerer“ rund um die Uhr im Einsatz.
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