Köln. Die Mausstatue, die normalerweise vor dem WDR in Köln steht, ist weg. Am Mittwoch tauchte sie in einer anderen Stadt wieder auf.
Die orangefarbene Maus ist seit Jahrzehnten das Maskottchen des öffentlich-rechtlichen Kinderfernsehens, der Satz „Klingt komisch, ist aber so.“ gehört zum deutschen Sprachschatz. Seit Dienstagmorgen gibt es Aufregung um den Kinderstar aus der „Sendung mit der Maus“. Die Maus-Statue, die normalerweise zwischen dem WDR Vierscheibenhaus und dem 1LIVE-Haus an der Kölner Mörsergasse steht, war verschwunden und ist am Mittwochmittag an anderer Stelle wieder aufgetaucht.
Wie sich am Mittwoch herausstellte, ist die Kampagnenorganisation Campact für den Abtransport des Mini-Denkmals verantwortlich. Sie präsentierte den bekannten WDR-Kinderstar einen Tag nach seinem Verschwinden rund 150 Kilometer entfernt vom angestammten Ort in der Kölner Innenstadt – im rheinland-pfälzischen Mainz.
„Die Maus wird im Rahmen ihres Ausfluges in mehreren deutschen Städten Halt machen, um ein Zeichen gegen die drastischen Kürzungen im Informations- und Bildungsangebot des öffentlich-rechtlichen Rundfunks (ÖRR) zu setzen“, erläuterte die Geschäftsführerin der Organisation, Astrid Deilmann, die Geheim-Aktion. Mainz sei der erste Stopp. Ende der Woche – so der Plan – soll der berühmteste Nager Deutschlands wieder in seine Heimat beim WDR zurückkehren, so Campact. Der WDR zeigte sich in einer ersten Reaktion allerdings nicht begeistert von dem Vorgehen.
Protest gegen Reform für den Öffentlich-rechtlichen Rundfunk
Hintergrund der Aktion sind die Debatten über die zukünftige Ausgestaltung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Vor rund zwei Wochen hatten die Ministerpräsidentinnen und -präsidenten der Bundesländer ihren Entwurf für eine Rundfunkreform vorgelegt. Die darin vorgestellten Reformpläne umfassen unter anderem eine Senkung der Zahl von Hörfunkprogrammen sowie rein digitalen Spartensendern. Es sollen außerdem die auf Kultur spezialisierten Fernsehsender Arte und 3sat verschmolzen werden, genau wie die an Kinder und Jugendliche gerichteten Angebote Kika, ZDFneo und ONE. Aus den Kanälen Phoenix, tagesschau24, ARD-alpha und ZDF-info soll nach den Plänen ein gemeinsames Informations- und Bildungsangebot werden. Die Bundesländer sind sich noch uneins bei der Frage, ob der Rundfunkbeitrag zum 1. Januar 2025 steigen soll.
Auch interessant
Die Reformvorschläge haben für ein reges Echo gesorgt. Wie die Koordinatorin der Rundfunkkommission der Länder, die rheinland-pfälzische Medienstaatssekretärin Heike Raab (SPD), am Montag mitteilte, haben Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen rund 16.000 Eingaben dazu gemacht. Raab erklärte: „Wir werten das rege Interesse als positives Signal für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk.“ Die hohe Beteiligung belege, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk für die Bürgerinnen und Bürger einen hohen Wert und eine große Bedeutung habe. Die Beratungen zum Reformstaatsvertrag sollen bei der Ministerpräsidentenkonferenz vom 23. bis 25. Oktober weitergehen.
Instagram-Account zum „(M)ausflug“ nicht mehr erreichbar
Das Verschwinden der Mausfigur – ein beliebtes Foto-Motiv vor allem bei kleinen Kindern – war in Köln am Dienstag bemerkt worden. Ein zurückgelassenes Schild deutete aber bereits an, dass eine wie auch immer gelagerte Aktion dahinterstecken könnte und kein simpler Diebstahl. „Ich muss was Wichtiges erledigen. Deswegen gehe ich auf eine kleine Reise“, war darauf zu lesen.
Zudem wurde auf einen Instagram-Kanal verwiesen. Der Account „Die Reise mit der Maus“ war am Dienstagmittag nicht mehr verfügbar. Am Morgen waren dort fünf Postings zu sehen. In zwei Kurzvideos im Stil eines Maus-Films hieß es, dass die Maus einen „(M)ausflug“ unternähme, weil sie sich Sorgen um „ihre Freunde und Freundinnen beim öffentlich-rechtlichen Fernsehen“ mache. In einem Video kritisieren die Macher konkret Sachsen-Anhalts Ministerpräsidenten Reiner Haseloff (CDU), der einen höheren Rundfunkbeitrag ablehnt und stattdessen bei ARD und ZDF sparen möchte.
WDR: Maus darf nicht für politische Botschaften genutzt werden
Der WDR unterstrich in einer Reaktion am Mittwoch, dass die Statue ohne Zustimmung des Senders entfernt worden sei. „Auch wenn die Initiatoren mit dieser Aktion nach eigenen Angaben auf den Wert des öffentlich-rechtlichen Rundfunks hinweisen wollen, darf die Maus aus Sicht des WDR nicht für politische Kampagnen benutzt werden“, hieß es in einem Statement. Man sei in Kontakt mit den Initiatoren und gehe „weiterhin davon aus, dass die Maus schnellstmöglich und wohlbehalten wieder an ihren Platz“ zurückkehren werde. Zum jetzigen Zeitpunkt sehe der WDR noch keinen Anlass, einen Strafantrag zu stellen. Man halte sich diesen Weg aber offen.
Astrid Deilmann, Geschäftsführende Vorständin von Campact, erklärte die Aktion am Mittwoch mit den Worten: „Die Maus ist als weithin bekannte Sympathieträgerin die ideale Botschafterin für den Erhalt der Informations- und Bildungsangebote von ARD, ZDF und Deutschlandradio.“
Die menschengroße Figur war 2021 zum 50. Jahrestag der ersten Folge der „Sendung mit der Maus“ vom Westdeutschen Rundfunk eingeweiht worden.