Düsseldorf/Wiesbaden. Nie zuvor wurden so viele Polizisten, Sanitäter und Feuerwehrleute in NRW und in Deutschland Opfer von Gewalt. Politik ist alarmiert.
Die Zahl der Gewalttaten gegen Polizistinnen und Polizisten hat in Nordrhein-Westfalen und in Deutschland einen neuen Höchststand erreicht.
Laut einem am Montag veröffentlichten Lagebild des Bundeskriminalamtes (BKA) zu Gewalt gegen Polizeikräfte und Rettungsdienste stieg die Zahl der bekannt gewordenen Fälle zwischen 2022 und 2023 bundesweit um acht Prozent auf 46.218. In NRW betrugt das Plus sogar 18 Prozent. Im bevölkerungsreichsten Bundesland wurden laut dem BKA im vergangenen Jahr insgesamt 9764 Gewalttaten gegen Polizeibeamte registriert. In 22 Fällen versuchten Täter in NRW, eine Polizistin oder einen Polizisten zu töten. Bundesweit gab es 40 versuchte Tötungsdelikte gegen Polizeikräfte, so das Lagebild.
NRW-Innenminister Reul: „Immer mehr Helfer werden zu Opfern“
„Das ist ein trauriger Höchststand, der uns allen zu denken geben sollte. Der Respekt voreinander schwindet“, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) dieser Redaktion. Es sei erschreckend, dass immer mehr Helfer zu Opfern würden. „Gerade die Menschen, die sich an vorderster Front abrackern und uns schützen, die ,Kümmerer‘ in unserer Gesellschaft, sollten sicher sein und sich sicher fühlen“, so Reul weiter. Der Innenminister erinnerte an den Angriff mit einem Brandsatz auf Einsatzkräfte im Mai 2023 in einem Hochhaus in Ratingen. Dabei wurden mehrere Einsatzkräfte schwer verletzt. „Das war der schreckliche Gipfel dieser Gewalt gegen Menschen, die im Dienst für uns alle sind“, sagte Reul. In Ratingen sei die Hilfeleistung „zur Falle“ geworden.
Flaschen, Steine, Feuerwerkskörper -- die Hilfskräfte müssen viel ertragen
„Im vergangenen Jahr sind jeden Tag durchschnittlich 290 Polizistinnen und Polizisten Opfer von Gewalt geworden. Auch die Attacken auf Feuerwehrleute und Rettungskräfte sind weiter gestiegen“, teilte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) anlässlich des neuen BKA-Lagebildes mit. Die Einsatzkräfte seien bedroht, angegriffen, mit Flaschen, Steinen und Feuerwerkskörpern beworfen worden. Es sei erschreckend, mit welchem Hass und mit welcher Gewalt Einsatzkräfte umgehen müssten.
In NRW wurden im vergangenen Jahr insgesamt 23.712 Polizeibeamte Opfer von Gewalttaten. Bundesweit waren es 105.708 (plus 9,9 Prozent im Vergleich zu 2022). Die Differenz zur Zahl der Fälle ergibt sich dadurch, dass in einem Fall gleich mehrere Personen betroffen sein können. Die Opferzahlen stiegen seit dem Jahr 2014 kontinuierlich an, so das Bundeskriminalamt.
Bundesweit rund 4000 Opfer von Gewalt unter Feuerwehrleuten und Rettungsdienst-Helfern
Neue Höchststände verzeichnet das Bundeslagebild des BKA auch bei der Gewalt gegen Rettungsdienste und Feuerwehrleute: 1069 Angehörige der Feuerwehr wurden im Jahr 2023 angegriffen (plus 13,7 Prozent). Bei den Rettungsdiensten wurden 2902 Opfer gezählt (plus 8,4 Prozent). In NRW gab es demnach insgesamt 397 Opfer von Gewalttaten bei der Feuerwehr und 593 bei den anderen Rettungsdiensten.
- Brandanschlag in Ratingen: Sternfahrt gegen Gewalt zum Jahrestag
- Klares Signal: Harte Strafe nach Gewalt gegen Feuerwehrmann
- Angriffe in Bus und Bahn: Sicherheitsdienst bald bewaffnet
- Angriffe auf Einsatzkräfte: So wehrt sich Gelsenkirchen