Moers. In Moers ist ein Mann erschossen worden, nachdem er Polizisten mit zwei Messern bedrohte. Jetzt hat die Staatsanwaltschaft neue Erkenntnisse.
- In Moers ist ein 26-Jähriger Mann am Dienstag von einem Polizeibeamten erschossen worden.
- Zuvor war der Mann bewaffnet mit zwei Messern auf die Polizisten zugegangen.
- Am Donnerstag hat die Staatsanwaltschaft neue Details zum Ermittlungsstand bekanntgegeben. Auch die Stadt Moers äußerte sich zur Situation des Angreifers.
Nach dem tödlichen Vorfall am Dienstagabend, 27. August, bei dem zwei Polizeibeamte in Moers-Eick einen 26-jährigen Angreifer erschossen, sind jetzt neue Erkenntnisse bekannt. Wie Staatsanwältin Ann-Sophie van Hall von der Staatsanwaltschaft Kleve/Zweigestelle Moers am Montag, 2.September, im Gespräch mit unserer Redaktion bestätigt, liegen mittlerweile weitere Beweismittel vor. Demnach habe die Bodycam eines Polizisten, welcher selbst keinen Schuss abgegeben habe, die Geschehnisse aufgezeichnet. „Bei der Auswertung ist der Tathergang zu sehen, wie er bereits durch Zeugenaussagen beschrieben wurde“, sagt van Hall.
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Die Aufnahmen zeigen nach Angaben der Staatsanwältin, dass die beiden Beamten (26 und 56) den Mann wiederholt aufforderten, die beiden Messer aus seinen Händen fallen zu lassen. Zudem hätten sie einen Schusswaffengebrauch mehrmals angekündigt. Als der mutmaßlich psychisch kranke Mann dieser Aufforderung nicht folgte und auf die Polizisten zu rannte, hätten diese aus einem Abstand von drei bis vier Metern auf den Angreifer geschossen, schildert van Hall. Dies bekräftige den bisherigen Eindruck, dass die tödlichen Schüsse von Seiten der Polizeibeamten alternativlos gewesen seien.
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Wie Staatsanwältin Ann-Sophie van Hall von der Staatsanwaltschaft Kleve/Zweigestelle Moers am Donnerstagmorgen, 29. August gegenüber dieser Redaktion bestätigte, sind insgesamt sieben Schüsse abgegeben worden, zwei Polizeibeamte haben demnach geschossen. Ein Beamter feuerte fünf Kugeln ab, der andere zwei. „Der Verstorbene ist von zwei Kugeln getroffen worden“, sagt van Hall. „Wer von den Beamten den tödlichen Schuss abgegeben hat, ist aber noch nicht ermittelt.“
Am Dienstag, 27. August, hatten die Staatsanwaltschaft und die Polizeibehörden Duisburg und Wesel erstmals über den Vorfall mit tödlichem Ausgang am Dienstagnachmittag auf dem Grillparzerweg in Moers informiert. Dabei hieß es zunächst, dass ein 26-jähriger Deutscher von einem Polizeibeamten erschossen wurde. Weitere Personen wurden durch den Schusswaffengebrauch nicht verletzt. Der Mann soll sich mit zwei Messern in den Händen und in bedrohlicher Haltung den Polizeibeamten genähert haben.
Tödliche Schüsse in Moers: War der Verstorbene psychisch krank?
Am Mittwochnachmittag, 28. August, hatte die Staatsanwaltschaft in einer Stellungnahme weitere Informationen zum Vorfall veröffentlicht. „Als die Beamten vor Ort eingetroffen sind, soll der 26-Jährige mit zwei langen Messern mit einer Klingenlänge von circa 30 Zentimetern in der Hand auf die Polizeibeamten zu gerannt sein“, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Ann-Sophie van Hall, gegenüber unserer Redaktion. Auch zur Ursache der Tat gibt es einen ersten Verdacht: „Wir haben Hinweise darauf, dass eine erhebliche psychische Erkrankung bei dem Verstorbenen vorliegen könnte.“ Bei dem Angreifer handelt es sich um einen Deutschen ohne Migrationshintergrund. Der 26-Jährige sei der Polizei bekannt und habe einige Vorstrafen. Jedoch sei er nicht erheblich in Erscheinung getreten.
Von Nachbarn wird auch von einer Betreuungssituation für den Mann berichtet. Wie ist das einzuschätzen? Auf Nachfrage heißt es dazu von der Moerser Stadtverwaltung, die sich gemeinhin aus Datenschutzgründen allerdings sehr bedeckt hält: „Wir können bestätigen, dass es eine Betreuung gab.“ Diese sei durch eine soziale Institution ausgeübt worden, sagte ein Sprecher der Verwaltung und erklärt: „Es gibt hier ja ganz unterschiedliche Modelle.“ Im vorliegenden Fall handele es sich nicht um eine Rund-um-die-Uhr-1:1-Betreuung. Vielmehr ist von einer Hilfe im Alltag auszugehen.
Vorfall in Moers: Erschießen des Messer-Angreifers sei laut Staatsanwaltschaft alternativlos
Nach Angaben der Staatsanwältin von Mittwoch, 28. August, sei nach derzeitigem Ermittlungsstand davon auszugehen, dass sich die Polizeibeamten angesichts des schnellen Handelns des Angreifers nicht anders verteidigen konnten, als ihn zu erschießen. „Die Polizisten haben ihren Dienstwaffengebrauch mehrfach vorher angedroht, wovon sich der Angreifer nicht hat abschrecken lassen“, beschreibt van Hall. Die Ermittlungen dauern nach Auskunft der Sprecherin der Staatsanwaltschaft an. Die Leiche des 26-Jährigen werde obduziert und die Wohnung des Mannes durchsucht. Zeugen würden vernommen und die gesicherten Spuren ausgewertet.
Am Dienstag, 27. August, hatte sich der später Verstorbene zuvor laut Polizei bereits gewaltbereit gezeigt: Gegen 14.45 Uhr wurden die Beamten alarmiert, weil der 26-Jährige auf der Straße Im Schommer mehrere Passanten tätlich angegriffen und bedroht haben soll; es sei von einem Randalierer die Rede gewesen. Er soll auch auf Passanten eingetreten und eingeschlagen haben, hieß es später.
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Der 26-Jährige soll zwei längere Messer bei sich geführt haben. Die Polizisten haben den Mann am Grillparzerweg lokalisiert. Sie hätten ihn aufgefordert, die Waffen fallen zu lassen. Der 26-Jährige sei noch am Ort des Geschehens gestorben. Die Polizisten blieben unverletzt und wurden psychologisch betreut.
Polizei erschießt 26-Jährigen in Moers - Mordkommission ermittelt
Auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Kleve hat die Duisburger Kriminalpolizei eine Mordkommission eingerichtet. Nach Informationen dieser Redaktion sieht die Polizei offenbar keine Anhaltspunkte, dass es sich um einen Nachahmungstäter von Solingen handeln könnte oder dass ein Zusammenhang mit der Tat besteht. Die Ermittlungen zum Vorfall dauern an.
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Am Dienstagabend, 27. August, wirkt der Grillparzerweg, an dem die Polizei den 26-jährigen Deutschen angetroffen hat, friedlich. In seiner Einmündung stehen Nachbarinnen im Gespräch. „Ich wohne direkt drüben in der Hebbelstraße“, sagt eine Nachbarin, die mit ihrer Tochter und dem Hund unterwegs war. „Die Balkontür war offen.“ Sie sei am Bohnenschnibbeln gewesen und habe telefoniert. Plötzlich habe sie die Schüsse gehört. Ihre Tochter sei sofort aus ihrem Zimmer gekommen. „Keine zehn Minuten später war hier ganz viel Polizei“, erzählt die Frau. Mit Fahrzeugen, Motorrädern, der Notarzt und ein Krankenwagen seien ebenfalls gekommen. Auch die anderen Nachbarn seien sofort auf die Balkone gekommen.
Tödlicher Polizeieinsatz in Moers – Anwohnerin: „Ich habe einen riesigen Schrecken bekommen“
„Ich habe einen riesigen Schrecken bekommen“, sagt die Frau. Eigentlich habe sie längst mit dem Hund Gassi gehen wollen, aber die Bohnenaktion habe länger gedauert. „Sonst wäre ich da vielleicht draußen gewesen....“ Zu dieser Zeit wirkt die Gegend verschlafen. Eine andere Nachbarin steht mit ihrem Mann vor dem Haus. Nein, sagen möchte sie nichts. Betroffenheit ist aus ihren Worten zu vernehmen. Die Nachbarschaft sei schockiert, hieß es. Die Polizei hat den Bereich abgesperrt.
Nachbar über Angreifer: „Er schrie sowas wie: ‚Auf die Bullen! Auf die Bullen‘“
Ein anderer Nachbar äußerte sich gegenüber „Bild“. Er sagte aus, dass es bereits früher Vorfälle mit dem Mann gegeben habe, zu denen die Polizei anrücken musste. In den vergangenen zwei Wochen hätten sich seine „Ausraster“ gehäuft. Er habe die Szenen vor den tödlichen Schüssen selbst miterlebt: „Er lief mit zwei Küchenmessern in der Hand wie von Sinnen die Straße rauf und runter, schrie etwas wie ,Auf die Bullen! Auf die Bullen!‘“
Die Entwicklung der Straftaten, bei denen Messer eingesetzt werden, ist dramatisch: So ist in NRW im Jahr 2023 die Zahl der entsprechenden Straftaten drastisch gestiegen. Am Mittwoch, 28. August hat NRW-Innenminister Herbert Reul Maßnahmen vorgestellt, wie die Landesregierung dem begegnen will. (mit dpa und mk)
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