Hagen. Aus der Kunstsammlung eines jüdischen Bankers und gefunden in Hagen: Wertvolles Gemälde von Renoir zurück in rechtmäßigen Händen.
Nach über zehn Jahren wurde das bekannte und wertvolle Gemälde „Blick von Haut Cagnes aufs Meer“ von Pierre Auguste Renoir an die Erben zurückerstattet und nun von der Stadt Hagen offiziell erworben. Das Bild, das seit 1989 in dem Osthaus Museum in der Hagener Innenstadt ausgestellt wird, war einst Teil der großen Kunstsammlung von Jakob Goldschmidt. Goldschmidt war ein jüdisch-deutscher Bankier und zählte während der Weimarer Republik zu den bedeutenden Bankiers dieser Zeit. 1933 floh Goldschmidt – aufgrund seiner Herkunft der Verfolgung durch das nationalsozialistische Regime ausgesetzt – aus Deutschland. Im Jahr 1941 wurde Goldschmidts Kunstsammlung, unter anderem das Bild von Renoir, dann in Berlin versteigert.
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Eine faire Lösung
„Ich bin froh, dass es einen so befriedigenden Abschluss gefunden hat“, resümiert Oberbürgermeister Erik O. Schulz. Nachdem das Gemälde an die rechtmäßigen Erben von Jakob Goldschmidt restituiert wurde, konnte die Stadt Hagen das Gemälde von den Erben durch eine Ausgleichszahlung zurück erwerben. Als Ausgleichszahlung versteht man die Summe, mit der man das Gemälde zurück kaufen konnte. Gefördert und finanziert wurde der Kauf durch die Kulturstiftung der Länder, das Land Nordrhein-Westfalen und der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Gemälde als Kulturgut
Das Gemälde sei für das Museum von zentraler Bedeutung, wie die Stadt Hagen mitteilt. Und auch die Kulturstiftung der Länder nannte das Gemälde Renoirs aus der Kunstsammlung von Jakob Goldschmidt ein „Kulturgut nationalen Ranges“.
Es hat „eine herausragende Bedeutung für die Kultur in Deutschland“, erklärte Dr. Stephanie Tasch, Dezernentin der Kulturstiftung der Länder, die den Kauf des Gemäldes mit gefördert hat. Nicht nur da Auguste Renoir ein hochbedeutender, impressionistischer Künstler war und das Werk „Blick von Haut Cagnes aufs Meer“ charakteristisch für die Kunstperiode sei, sondern auch durch die interessante Sammlungsgeschichte, die sich auch mit der NS-Zeit beschäftigt, gilt das Gemälde als „Kulturgut nationalen Ranges“, beschreibt Tasch. Wie hoch genau die Ausgleichszahlung war, die für den Kauf den Gemäldes an die Erben gezahlt wurde, darf vertraglich jedoch nicht genannt werden, erklärte die Stadt auf Nachfrage.
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Ein langer Weg zum Ziel
Die Identifizierung von Gemälden, die jüdische Familien durch die Verfolgung in der NS-Zeit verloren haben, dauert lange, so auch Dr. Birgit Schulte, Fachbereich Kultur der Stadt Hagen. Wie auch das Beispiel von Renoir Gemälde zeigt. „Wir haben auch eine Sorgfaltspflicht.“
2007 begann die Forschung zu den rechtmäßigen Erben und der damit verbundenen Geschichte des Gemäldes, nachdem sich eine Anwältin im Namen der Erben gemeldet hatte. Nachdem die Rechtmäßigkeit bestätigt werden konnte, begann ein langer Prozess an Gutachten und Förderanträge und natürlich der Vereinbarung über die Ausgleichszahlung. Nun befindet sich das Gemälde offiziell in der Hagener Hand und kann im Osthausmuseum betrachtet werden.
„Wir sind den Erben zu Dank verpflichtet, dass das Gemälde für die Sammlung des Osthaus Museums gesichert werden konnte“, freut sich Oberbürgermeister Schulz. „Museen müssen sich der Aufgabe verstärkt widmen“, so Schulte über die Zurückerstattung weiterer Gemälde. „Wir haben eine moralisch, ethische Verantwortung, der wir gerecht werden müssen.“
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