Breckerfeld. Pfarrer Paul Diehl hat 13 Jahre in Breckerfeld gewirkt. Am Sonntag wird er verabschiedet. Warum er sich auf diesen Tag besonders freut.

Es soll kein Tag voller Wehmut werden. Nicht so wie damals, als er die Gemeinde in Boelerheide verlassen hat. Als Tränen geflossen sind, weil doch irgendwie klar war, dass dieser Schritt ein ziemlich endgültiger sein würde. Denn so sehr man es sich als Pfarrer auch vornimmt, die alten Kontakte weiter zu pflegen, so muss man irgendwann doch feststellen, dass man so vielen neuen Menschen jeden Tag begegnet, dass man diesem guten Vorsatz am Ende kaum mehr nachkommen kann.

Am Ende des Monats geht er wieder: Paul Diehl, Pfarrer der Evangelischen Jakobusgemeinde Breckerfeld. Am Sonntag wird er – gemeinsam mit seinem Kollegen Gunter Urban, der mitten in der Coronazeit in den Ruhestand gehen musste – verabschiedet. Vor dem Martin-Luther-Haus im Schatten der Jakobuskirche, wo dieses Duo gewirkt hat. Wo es in den 13 gemeinsamen Jahren in Breckerfeld so viele Feste, so viele Gottesdienste gefeiert hat.

Freude auf den Abschied am Sonntag

„Ich freue mich richtig auf Sonntag“, sagt Paul Diehl, „ich freue mich auf die Verabschiedung, auf die Menschen die kommen. Ich freue mich aber auch, dass das mit dem Umzug geklappt hat, dass ich hier in Breckerfeld mit meiner Frau wohnen bleibe.“

Hier hat er gewirkt und gepredigt: Pfarrer Paul Diehl in der Evangelischen Jakobuskirche Breckerfeld.
Hier hat er gewirkt und gepredigt: Pfarrer Paul Diehl in der Evangelischen Jakobuskirche Breckerfeld. © WP | Michael Kleinrensing

Das ist der Unterschied zu damals: Paul Diehl ist weg, aber irgendwie eben doch nicht. Er hat in jenem Ort, in dem er mehr als zehn Jahre gewirkt hat, ein Zuhause gefunden. „Ich habe mir aber fest vorgenommen, mich für ein halbes Jahr aus allem rauszuhalten“, sagt Diehl, „danach werde ich schauen, wo ich mich in der Gemeinde einbringen kann. Ehrenamtlich und in enger Absprache mit dem Ehepaar Hick.“ Christin und ihr Ehemann Steven sind fortan die Pfarrer der Gemeinde. Sie mit einem Stundenanteil an der Evangelischen Sekundarschule, er mit dem Auftrag, sich auch um die evangelischen Christen im Volmetal zu kümmern.

Unterstützung bei Projekten

In Summe bedeutet das: weniger Zeit für Breckerfeld. „Ich kann mir schon vorstellen, bei Projekten zu unterstützen“, sagt Paul Diehl deshalb.

Bald im Ruhestand: Pfarrer Paul Diehl, der 13 Jahre lang in Breckerfeld gewirkt hat.
Bald im Ruhestand: Pfarrer Paul Diehl, der 13 Jahre lang in Breckerfeld gewirkt hat. © WP | Michael Kleinrensing

Es war im Jahr 1984, als der Vikar Paul Diehl in Haspe in der evangelischen Kirchengemeinde mit seiner Arbeit begonnen hat. „Ich stamme aus einer christlich-pietistischen Familie im Siegerland“, sagt Diehl, „ich bin CVJM-nah groß geworden, habe das Christsein quasi mit der Muttermilch aufgesogen. Als der Fundamentalismus im Glauben mehr Gewicht gewonnen hat, wollte ich mich nach dem Abi im Studium auf eine wissenschaftliche Weise damit auseinandersetzen. Und irgendwann war da eine Art Berufungserlebnis: Du solltest Pfarrer werden.“

Wechsel in die Hansestadt

1986 tritt der 27 Jahre junge Diehl seine erste Pfarrstelle in Boelerheide an, wechselt Ende der 80er Jahre nach Beckum und kommt Jahre später in die Hansestadt. „Das war, nachdem unsere drei Töchter nach und nach ausgezogen waren. Das war irgendwie eine Krise, eine Zäsur im Leben“, sagt Diehl, „ich kannte ja den Kirchenkreis, in dem ich mich immer wohl gefühlt habe und an dem ich das kollegiale Miteinander schätze. Außerdem hatte ich schon mal in Breckerfeld gearbeitet – als Praktikant in der Realschule.“

Tausende Kinder und Jugendliche haben im Zeltlager spannenden Tage verbracht. Pfarrer Paul Diehl hat die Idee nach Breckerfeld importiert.
Tausende Kinder und Jugendliche haben im Zeltlager spannenden Tage verbracht. Pfarrer Paul Diehl hat die Idee nach Breckerfeld importiert. © WP Michael Kleinrensing | Michael Kleinrensing

Traumberuf Pfarrer – Diehl grübelt. „Das kann man zumindest nicht von Anfang an so sagen“, so Diehl, „zu Beginn des Studiums hat man keine Vorstellung davon, was einen später alles erwartet. Alles, was mit Verwaltung zu tun hat – und das ist nicht wenig – kommt an der Uni nicht vor. Dafür aber lernt man Griechisch und Hebräisch...“

Die Bürokratie nimmt zu

Überhaupt: Die Büroarbeit hat immer mehr Zeit eingenommen. „Ich habe zuletzt oft lange vor dem PC gesessen“, sagt Diehl, „dabei ist man eigentlich für Seelsorge und Verkündigung zuständig. Aber letztlich ist man für Immobileine und hier in der Gemeinde für 37 Angestellte verantwortlich.“

Leidenschaftlicher Radfahrer: Paul Diehl will im Sommer mit Freunden in den französischen Alpen Gipfel auf zwei Rädern bezwingen.
Leidenschaftlicher Radfahrer: Paul Diehl will im Sommer mit Freunden in den französischen Alpen Gipfel auf zwei Rädern bezwingen. © Unbekannt | Michael Kleinrensing

Die Notfallseelsorge hat unter Diehl in Breckerfeld an Bedeutung gewonnen. Ein Bereich, der nahezu brach lag, als er nach Breckerfeld kam. Noch so eine Herzensangelegenheit. „Wir sind heute ein Team von sechs Leuten, stehen 365 Tage rund um die Uhr bereit“, sagt Diehl, „wir werden immer wieder angefordert.“ Zuletzt unter anderem bei einem schweren Motorrad-Unfall an der Prioreier Straße, bei dem ein junger Motorradfahrer (18) unter einen Audi gerutscht war.

Tausende Kinder im Zeltlager

Und dann ist da noch das Zeltlager, in dem tausende Kinder und Jugendliche aus Breckerfeld in all den Jahren eine spannende Zeit verbracht haben. „Die Idee habe ich damals aus Beckum mitgebracht“, sagt Paul Diehl, der findet, dass sich Kirche viel zu oft mit sich selbst beschäftige, „ich habe gemerkt, was man hier durch die gute Vernetzung umsetzen kann. Auch in Richtung Stadt sind die Wege kurz. Das hat vieles einfacher gemacht.“

All das sagt ein Mann, ein bald ehemaliger Pfarrer, dem demnächst ohnehin keine Langeweile droht: „Ich bin ja ein Familientier“, sagt Diehl, „einmal im Jahr gelingt es uns, mit den Kindern und Enkeln gemeinsam eine Woche Urlaub zu machen.“ Immerhin: Sechsfacher Opa ist Diehl mittlerweile. Mit den großen (15 Jahre alt) hat er in den Dolomiten die ersten Gipfel bestiegen. „Das ist für einen Großvater schon ein tolles Erlebnis.“

Kindergärten sind Herzensangelegenheit

Rund zwei Wochen ist Paul Diehl noch im Einsatz. Besuche in den Kindergärten stehen noch an, wo bald die „Schulis“ verabschiedet werden. „Eine Herzensangelegenheit“, wie Paul Diehl sagt. Dann folgt der Resturlaub. Aber schon jetzt kann er sagen: „Ich gehe mit zwei lachenden Augen. Das ist das Schöne an diesem Abschied.“ Ein Abschied, der so recht ja keiner ist.