Hagen. Haarsträubende Zustände in Problemhäusern erlebten die Behörden bei Kontrollen in Hagen. Zwei Familien mussten ausziehen.

Müll, Brandlasten und mangelhafte Bausubstanz: Ordnungsamt Hagen, Umweltamt, Bauamt, Wohnungsaufsicht, Jobcenter, Feuerwehr und die Polizei Hagen haben bei einer gemeinsamen Kontrollaktion in mehreren Problemhäusern gravierende Mängel festgestellt.

Diesmal waren die Kontrolleure in sechs Problemimmobilien in Vorhalle und Wehringhausen unterwegs – in Häusern, die durch Überbelegung, illegale Gewerbe, Leistungsmissbrauch, Müllentsorgung und Schädlingsbefall, Zuwanderung, unangemeldete Bewohner sowie weitere erhebliche Missstände oder auch Baumängel in den Fokus der Behörden gerückt sind.

Von den insgesamt in den Immobilien 141 gemeldeten Personen konnten die Kontrolleure 105 überprüfen. 14 werden von Amts wegen abgemeldet, da sie nicht mehr unter den Anschriften wohnen. Um einen möglichen Leistungsmissbrauch zu überprüfen, so die Stadt Hagen, gehen entsprechende Benachrichtigungen unter anderem an das Jobcenter.

Brandlasten und Müll in allen Häusern

In allen Objekten besteht eine Müllproblematik. Das Umweltamt der Stadt Hagen hat die Eigentümer bereits aufgefordert, den Abfall zu beseitigen und zu entsorgen. Zudem kontrollierten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Ordnungsamtes einen bekannten und bereits geahndeten Schädlingsbefall.

Die Mitarbeiter von Wohnungsaufsicht, Bauordnung und Feuerwehr Hagen stellten Schimmelbefall, defekte Klingelanlagen, herausgebrochenes Glas aus Fenstern und Türen sowie nicht funktionsfähige Heizungen fest. In allen Häusern besteht laut Mitteilung der Stadt Hagen für die Bewohner Gefahr durch Brandlasten in den Hausfluren. Welche Gefahr für Mieter von brennbarem Material im Treppenhaus ausgehen kann, verdeutlicht ein Brand, der in der Nacht zum Donnerstag abseits der kontrollierten Häuser ausgebrochen ist: In einem Objekt brannte Papier im Flur.

Vermüllte Wohnungen ohne Türen

In einem Haus waren lediglich zwei Wohnungen bewohnt. Die leerstehenden Wohnungen waren vermüllt und hatten keine Eingangstüren. Überall in der Immobilie befanden sich Brandlasten. Der Vermieter hatte den zwei dort noch wohnenden Familien bereits vor rund eineinhalb Jahren gekündigt, da er das Haus sanieren möchte. Nach Aussage der Familien fanden sie bislang jedoch keine andere Wohnung und blieben deshalb an Ort und Stelle.

In einer der noch bewohnten Wohnungen tropfte Wasser aus der Decke. Der Hausflur sowie der Keller waren stark vermüllt und wiesen Rattenspuren auf, was schon einmal von der Stadt geahndet worden war.

Polizei vollstreckt acht Haftbefehle

In der Immobilie beständen erhebliche Brand- und Sicherheitsmängel, die eine Gefahr für Leib und Leben darstellten, so die Stadt Hagen zu den unhaltbaren Zuständen. Vom Hausstrom führten mehrere Verlängerungskabel in Mehrfachsteckdosen, über die mindestens fünf Heizlüfter betrieben wurden. Hier war die Stromlast so hoch, dass die Leitungen beim Eintreffen der Behördenmitarbeiter bereits heiß waren. Da die Leitungen und Mehrfachstecker auf Holzböden lagen, bestand erhöhte Brandgefahr.

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Aufgrund offen liegender Stromleitungen und Sicherungskästen ohne Berührungsschutz hat der Hagener Energieversorger Mark-E die Hauptstromversorgung des Hauses unterbrochen und den Eigentümer darüber informiert. Die Stromversorgung in dem Haus soll erst wieder erfolgen, wenn die entsprechenden Auflagen erfüllt sind.

Die noch verbliebenen Familien erhielten eine, wie es im Verwaltungsdeutsch heißt, „Unbewohnbarkeitserklärung“. Beide haben jeweils sechs Kinder und werden nun von der Wohnungsaufsicht der Stadt Hagen sowie vom Fachbereich Jugend und Soziales betreut. Die Ämter sind auf der Suche nach Ersatzwohnungen für die Eltern und ihre Kinder.

Die Polizei Hagen vollstreckte acht Haftbefehle: Sechs Personen zahlten noch ausstehende Beträge vor Ort, zwei weitere wurden in die Justizvollzugsanstalt Hagen gebracht. Zudem hat die Polizei auf dem Dachboden eines Hauses Einbruchswerkzeug gefunden. Darum wird sich die Kripo kümmern.