Fröndenberg. Verschimmelte Möhren oder Äpfel sind für Jennifer Hoos ein Ärgernis. Die gut gemeinte Fütterung auf der Weide kann aber tödliche Folgen haben.

Eine Pferdehalterin in Fröndenberg schlägt Alarm: Immer öfter landen Grünabfälle auf ihrer Weide in Westig in unmittelbarer Nähe der Ruhr. Über soziale Netzwerke macht sie ihren Unmut öffentlich. Warum Pferde zwar „immer etwas zum Knabbern“ brauchen – aber etwas gut gemeintes schlimme Folgen für die Tiere haben kann.

Hinweisschilder an der Weide

Eigentlich könnte es für Jennifer Hoos idyllischer nicht sein. Ihre Weide in Westig nahe der Kiebitzwiese ist nahezu malerisch gelegen. Auf der einen Seite das Naturschutzgebiet und gleichzeitig in unmittelbarer Nähe zur Ruhr. Doch in den vergangenen Monaten trübt etwas das schöne Bild an den Ruhrauen. Spaziergänger werfen immer wieder Möhren und Äpfel auf die Weide. Oftmals vielleicht in guter Absicht – allerdings können schimmliges Obst und Gemüse fatale Folgen für die Pferde haben.

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Wir liegen direkt an einer viel frequentierten Straße. Es gibt viele Menschen, die die Pferde füttern oder denken, dass die Ponys hungrig sind“, sagt Jennifer Hoos im Gespräch mit der Westfalenpost. Dabei habe sie inzwischen längst Hinweisschilder entlang der Weide angebracht, die auf die Problematik hinweisen sollen: „Pferde sind kein Allgemeingut, sondern wertvolle, von ihren Besitzern geliebte und gehegte Geschöpfe“, prangt darauf. „Grünabfälle auf der Weide können bei den Pferden zu Koliken führen“, sagt Hoos. Und Pferde sind dafür anfällig. Mit einem vergleichsweise kleinen Magen und dafür recht großem Darmtrakt können Verdauungsschwierigkeiten schnell zu Problemen führen, die mitunter tödlich für die Tiere enden – vor allem wenn Obst und Gemüse über mehrere Tage auf der Weide vor sich hin gammeln.

Doch dabei bleibt es nicht. „Es kann auch zu Futterneid kommen, die Tiere zanken und verletzten sich vielleicht sogar am Zaun“, mahnt die Pferdebesitzerin. Ebenso seien schmerzhafte Entzündungen der Hufe durch faulige Äpfel und Möhren möglich. „Eine Hufrehe ist sehr schmerzlich für die Tiere“, sagt Jennifer Hoos. Die mitunter gut gemeinte Zufütterung über den Weidezaun birgt allerdings weitere Risiken. Fressen die Paarhufer zu viel, kann es ebenso zu Verdauungsproblemen kommen. „Pferde sind sehr empfindlich.“

Bis zu 30 Tiere

Für alle, die es entlang der Ruhr trotzdem gut meinen mit den einfühlsamen Paarhufern hat Jennifer Hoos allerdings einen Tipp: Spenden einfach auf ihrem Hof abgeben. Reichlich zu verteilen hätte die Fröndenbergerin allemal. Derzeit grasen 14 Pferde und Ponys auf ihrer Weide, im Sommer können es auch schon mal gut 30 Tiere sein. Jennys Ponyhof“ hat sich auch auf die Arbeit mit Kindern spezialisiert. Geführtes Ponyreiten bietet Hoos ebenso an wie Mutter-Kind-Reitkurse. Pferde gelten in ihrer Ausstrahlung und der Arbeit mit Menschen gemeinhin als therapeutisch – und werden auch in der Behandlung eingesetzt, etwa bei ADHS, Depressionen oder Angststörungen.

Für Pferdebesitzer ist Fröndenberg so etwas wie eine Hochburg im Ruhrtal. Laut Angaben der Tierseuchenkasse der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalengibt es in Fröndenberg 75 Halter mit insgesamt rund 900 Pferden (Stand: 1. Januar 2022). Mehrere Reitanlagen verteilen sich über die gesamte Ruhrstadt; von Altendorf und Strickherdicke über Frömern bis hin nach Westig und Bausenhagen.