Fröndenberg. Pferdezüchter Heinrich Plaas-Beisemann bildet die Vierbeiner für die Dressur aus. Gang, Wesen und Aussehen sind dabei sehr wichtig.

Schritt, Trab, Galopp. „Ein gutes Dressurpferd muss zunächst einmal die drei Grundgangarten perfekt beherrschen“, erklärt Heinrich Plaas-Beisemann. Er weiß, von was er spricht, schließlich ist er nicht nur Pferdezüchter und -ausbilder, sondern auch Turnierrichter und Vertreter des Pferdesportverbandes Westfalen. Die Vierbeiner sind sein Lebensmittelpunkt. Auf seinem heimischen Hof in Fröndenberg stehen knapp 95 Pferde. Viele gute sogar, denn der Großteil von ihnen beherrscht die drei Grundgangarten. Vielleicht nicht gleich tadellos, aber dafür sind ja Plaas-Beisemann und das Team von Ausbildern da, die aus einem Fohlen (fast) ein Grand Prix-Pferd machen.

Sterne für die Vierbeiner

Der Ausbildungsgrad der Vierbeiner staffelt sich nach Klassen. „Diese definieren den Schwierigkeitsgrad der Prüfungen oder Lektionen, die die Pferden abzulegen haben“, sagt Plaas-Beisemann. Vier Klassen gibt es insgesamt. A für Anfang, L für Leicht, M für Mittel und S für Schwer. Bei jeder einzelnen gibt es noch mehrere (Erfahrungs-)Stufen, die mit Sternen kategorisiert werden. „Mit den Grand-Prix-Pferden geht es erst ab dem S mit drei Sternen los“, erklärt Plaas-Beisemann. Auf seinem Hof bildet man die Vierbeiner hingegen nur bis zum zwei Sterne S aus. Heißt aber nicht, dass da weniger Arbeitsaufwand hinter steckt – im Gegenteil. „Acht Jahre alt sind die Tiere – so lange dauert es um ein Pferd für den Grand Prix auszubilden“, stellt der 63-Jährige klar. Schneller? Unmöglich. „Das Regelwerk gibt dieses Alter vor“, so Plaas-Beisemann, der die Vorschriften gutheißt, da es dem Tierwohl dient.

Nach der Geburt des Fohlens bleibt es zunächst sieben Monate bei der Mutter: „Es wird mit der Stute zur Weide geführt und lernt von klein auf, angefasst zu werden“, erklärt der Pferdezüchter. Die ersten Monate sind essenziell für die Entwicklung. „Der Umgang prägt das Tier. Der Mensch beeinflusst viel“, fügt er hinzu. Beschäftigt man sich also ausgiebig mit dem Nachwuchs, wächst das Vertrauen. Das ist wiederum wichtig für die Ausbildung: „Neben den Grundgangarten und dem Gebäude, also dem Körper, spielt das Wesen eine sehr wichtige Rolle“, erklärt der Züchter. Auf den Menschen fixiert, Geduld, Ruhe und Reaktionsschnelligkeit sind nur einige der Eigenschaften, die in diesem Alter erlernt und gefördert werden. „Die Charaktere der Tiere sind wie bei uns Menschen total unterschiedlich“, so der Züchter. So verschieden die Charaktere, so ungleich auch ihr Äußeres. Auch das macht ein gutes Pferd aus, „obwohl das nur eine untergeordnete Rolle spielt“, stellt Plaas-Beisemann klar. Harmonisch gezeichnet sollte es sein. Damit meint der Züchter die weißen Stellen an Bein und Kopf, die gleichmäßig sein sollten. Auch die Mähne und der Schweif sollten passen. Was keine Rolle spielt: die Farbe der Tiere. „Ein gutes Pferd hat keine Farbe.“

Die gemeinsame Zeit auf der Weide, bezeichnet Plaas-Beisemann auch als den „Kindergarten“, denn dort stehen mehrere Mutter-Fohlen-Paare. Auf „dem Grün“ macht der Nachwuchs auch das erste Mal Bekanntschaft mit dem Equipment: „Sie lernen dort auch einen Halfter kennen“, fügt er hinzu. Mit knapp acht Monaten wird es dann langsam Zeit, das Fohlen vom Muttertier abzusetzen: „Wir machen das so schonend wie möglich, fangen stundenweise an und vergrößern die Zeitspannen“, so der Ausbilder. Allein sind die jungen Tiere dann aber nicht: „Sie wachsen mit gleichaltrigen auf und bleiben etwa drei Jahre im Herdenverband“, erklärt Plaas-Beisemann. Erst nach diesen drei Jahren geht es für die herangewachsenen Jungpferde in den Ausbildungsstall, oder wie Heinrich Plaas-Beisemann sagt: „An die Arbeit.“

Das Potenzial wird deutlich

Die beginnt mit der Gewöhnungsphase an das Zaumzeug, wie Trense und Sattel. Im Anschluss geht es an die Longe – eine 15 Meter lange Leine bei der die Tiere im Kreis laufen. Genau zu diesem Zeitpunkt ließe sich nach Meinung Plaas-Beisemann erkennen, ob das Pferd genug Potenzial hat, um bei den Grand Prixs mitzureiten. Was die Teilnahme an Optimum und Co. aber noch verhindert, ist der fehlende Reiter. Deshalb folgt nach der Gewöhnungs- die Einreitphase. „Und die ist spannend“, sagt Plaas-Beisemann, denn da sitzt der Mensch zum ersten mal oben drauf. Wichtig sei es dabei, auf die Reaktion des Tieres zu achten. „Ist es losgelassen oder verkrampft?“, macht Plaas-Beisemann deutlich.

Das Pferd absolviert am Anfang seiner Laufbahn eine Reitpferdeprüfung. Es muss dabei alle drei Grundgangarten mit dem Reiter im Sattel zeigen, das Gebäude des Pferdes wird begutachtet und die Rittigkeit überprüft. Die Ausbilder ziehen daraufhin ein Fazit: „Wir schauen, wie die Entwicklung abläuft, ob wir ruhig weiterarbeiten oder ob das Tier eventuell eine Pause braucht, weil es wächst“, erklärt Plaas-Beisemann. Mittlerweile sind die Tiere vier Jahre alt, was bedeutet, dass sie die erste Dressurpferdeprüfung in der Klasse A ablegen dürfen. Im fünften Lebensjahr folgt dann normalerweise Klasse L. Im gleichen oder ein Jahr später dann der mittlere Schwierigkeitsgrad. Das geht so weiter bis zu S mit fünf Sternen: „Das ist die Olympia-Klasse“, sagt Plaas-Beisemann. Komplett ausgebildet ist das Tier aber noch lange nicht, so der Züchter: „Es lernt ein Leben lang weiter.“