Eilpe. Steffen Barth will mit seinen Videos Hilfe zur Selbsthilfe bieten: Sie werden millionenfach geklickt. Es gibt Rückmeldungen aus aller Welt.

Keine Probe, kein Drehbuch, keine zweiten, dritten, vierten Versuche. Steffen Barth steckt sich einfach das kleine Mikrofon an und redet, Ernst Schollenberger hält und bedient die Kamera, nimmt alles auf. Von dem, was Steffen Barth (71) erzählt, ist vieles nicht neu. „Um die Themen ging es auch schon 1999 bei einem Vortrag in Santiago de Chile“, sagt Physiotherapeut Steffen Barth und lacht. Gesundheit ist immer wichtig – und betrifft irgendwie ja auch jeden.

An der Wand im Flur hängen Ausschnitte seiner Karriere. Zeitungsartikel, Bilder mit dem jetzigen Kanzler Olaf Scholz, etlichen Profi-Sportlern, von offenen Wunden, die mit seiner Methode wieder verheilt sind. Man braucht nicht groß drumrum reden: Auf seinem Gebiet ist Steffen Barth ein Experte. „Ich wollte eigentlich immer Bücher schreiben, habe es aber nie geschafft.“ Stattdessen will der 71-Jährige jetzt sein Wissen auf den sozialen Plattformen „TikTok“ und „Youtube“ in Videos weitergeben.

In seinen Videos zeigt Steffen Barth auch Übungen, die bei bestimmten Problemen, beispielsweise Knieschmerzen, helfen.
In seinen Videos zeigt Steffen Barth auch Übungen, die bei bestimmten Problemen, beispielsweise Knieschmerzen, helfen. © Unbekannt | Michael Kleinrensing

„Ich kannte das vorher gar nicht, man weiß ja gar nicht, was alles so möglich ist.“ Steffen Barth zuckt mit den Schultern. Er braucht keine große Vorbereitung. Nur ein Thema. Und seine Themen kommen an. Auf TikTok hat er mittlerweile rund 100.000 Follower, 10.000 Menschen folgen ihm auf Youtube, seine Videos werden millionenfach angeschaut. „Das hat mich total verblüfft was da passiert, aber es freut mich. Die Resonanz ist super – das ist mein Honorar“, sagt Steffen Barth, der seine Zentrale, sein Reha- und Physiotherapiezentrum, seit vielen Jahren in Eilpe betreibt – „wer in Eilpe klarkommt, kommt überall klar“, sagt Steffen Barth und grinst.

Nachrichten aus aller Welt

Seine Videos richten sich vorwiegend an Menschen ab 50 – aber helfen eigentlich jedem. Es geht darum, aufzuklären, „die Leute sollen sich selbst helfen können, nicht darauf warten, dass ihnen jemand eine Tablette reicht. Viele Dinge lassen sich über ein paar kleine Kniffe einfach lösen“, sagt der 71-Jährige. Einzugsgebiet: weltweit. „Uns schreiben so viele Menschen, schon aus der Mongolei oder Spanien haben uns Nachrichten erreicht“, freut sich Steffen Barth über die bislang ausschließlich positive Resonanz.

Hinter der Kamera: Ernst Schollenberger. Er und Steffen Barth sind schon ein eingespieltes Social-Media-Team
Hinter der Kamera: Ernst Schollenberger. Er und Steffen Barth sind schon ein eingespieltes Social-Media-Team © WP | Michael Kleinrensing

Es geht um Themen wie: Wie kann ich mir den Schmerz nehmen, wie kann man Drehschwindel lösen, bei Verbrühungen schnell handeln, Schwellungen vermeiden – um nur Einblicke zu geben. Unterstützt wird der „Reha Experte“ – so heißt auch sein Account – von Mitarbeiter Ernst Schollenberger.

Menschen erreichen, ohne physisch da zu sein

Er ist seit anderthalb Jahren im Team dabei, hat Informatik studiert, nebenbei videografisch Hochzeiten begleitet oder Imagefilme gedreht. „Wir haben uns tatsächlich auf einem Ringer-Event in Herdecke kennengelernt. Steffen hatte mir einen Job angeboten – und ich habe zugesagt“, erinnert sich der 27-Jährige an die Anfänge zurück. Sie sind mittlerweile ein eingespieltes Team, brauchen sich nicht großartig absprechen.

Wichtig ist Barth: „Ich bin jetzt nicht der ,Heiler’. Aber ich kann Menschen erreichen und ihnen helfen, ohne wirklich physisch da zu sein.“ Und: Er will weitermachen, solange es Spaß macht – und ankommt. „Hauptsächlich bin ich Erfinder und so soll es auch bleiben.“