Lennestadt. Die Kulturgemeinde Hundem-Lenne e. V. hatte am Freitag ins PZ nach Meggen zur Komödie „Die Liebe Geld“ eingeladen. Eine Theaterkritik.
„Die Liebe Geld“ von Daniel Glattauer ist, was die Handlung angeht, selbst für eine Boulevardkomödie dürftig bis seltsam. Das Stück, das am Freitagabend im PZ in Lennestadt-Meggen aufgeführt wurde und zum aktuellen Spielprogramm der Kulturgemeinde Hundem-Lenne e. V. gehört, funktioniert aber trotzdem, weil es statt Verwicklungen entstehen zu lassen, konsequent den Slogans von Banken wie „Sie lebe, wir kümmern uns ums Detail“ oder „Wir sind für sie da, die Bank der Zukunft“ nachgeht.
+++ Lesen Sie hier: Kulturangebot bald nur für Geimpfte? +++
Das führt so weit, dass der Bankdirektor Cerny (Axel Pape) für den Kunden Alfred Henrich (Michael von Au) zum zehnten Hochzeitstag für dessen Frau (Julia Uttendorf) ein Liebesgedicht verfasst, damit Henrich ein originelleres Geschenk als ein Halsband hat. Nebenbei erfährt man, dass sowohl die Firma, in der Henrich als Optiker arbeitet, als auch die Anwaltskanzlei, die er gegen die Bank beschäftigen will, indirekt der Bank gehört.
Nicht mehr bloß Geld verwalten
Sämtliche Firmen scheinen von ihren Krediten abhängig zu sein. Bankdirektor Cerny will weg davon, bloß Geld zu verwalten und zu vermehren. Menschliches soll in der Bank der Zukunft geschehen, selbst die Adventsfeier der Familien, worauf Henrich trocken mit: „Schöne Bescherung!“ reagiert. Skurriler Ausgangspunkt der Handlung ist der Umstand, dass Henrich weder vom Automaten noch sonstwo Geld erhält. Also wendet er sich an Bankangestellte, um herauszubekommen, wieso ihm sein Geld verweigert wird.
+++ Das könnte Sie interessieren: Wer der neue Kämmerer in Lennestadt werden soll +++
Als Antwort erhält er von der Bankerin Drobesch (Bianca Hein), sein Geld sei auf Reisen, „im Gasgeschäft in Russland zum Beispiel“. Henrich dringt zum Direktor vor, der will aber, statt normal zur reagieren, Henrich als Mensch kennenlernen und erklärte ihm, dass seine Bank demnächst eine Bank sein wird, die für die Menschen wie eine Familie ist. Man soll in die Bank kommen, als käme man nach Hause. Er will die Slogans leben, die die Banken schon so lange auf allen Kanälen verbreiten.
Enttäuscht und verständnislos
Auf Henrichs kniefälliges Flehen, ihm endlich sein Geld zu geben, damit er seine Rechnungen begleiche könne, reagiert er enttäuscht und verständnislos. Cerny meint, Henrich verstehe gar nicht, worum es gehe. Er habe immer nur Geld, Geld im Kopf. In der Bank der Zukunft gehe es aber um den Menschen. Henrichs Frau Ulli taucht schließlich mit Geld auf, das sie im geerbten Haus ihrer Großeltern gefunden hat. Henrich ist glücklich: endlich Bargeld. Aber leider hat Ulli das Geld nur gebracht, um es bei der Bank anzulegen. Henrich ist dem Wahnsinn nahe.
Die Protagonisten
Daniel Glattauer ist 1960 in Wien geboren. Bekannt sind vor allem seine Romane „Gut gegen Nordwind (2006 ) oder „Alle sieben Wellen“ (2009). Die Liebe Geld ist nicht seine erste Theaterkomödie. Bekannt sind auch „Die Wunderübung“ oder „Vier Sternstunden“. Michael von Au war und ist auch Fernsehdarsteller etwa in Soko 5113, Traumschiff oder Die Braut vom Götakanal.Bianca Hein begann auf der Freilichtbühne ihres Heimatortes mit dem Theaterspiel. Später studieret sie an der Folkwang Schule Essen. In „Verliebt in Berlin“ (Sat 1) oder als Kommissarin Katharina Hahn in SOKO 5113 u.a. war sie zu sehen.Julia Uttendorf war schon mehrfach mit Stücken des Tourneetheaters Bayerischer Hof unterwegs, aber sie spielte auch in Filme wie „Als Hitler das Rosa Kaninchen stahl“ ( Regie: Charlotte Link ). Mit Axel Pape arbeitete sie am Theater wie im Fernsehen. Von 2014 bis 2018 war Pape regelmäßig Gastdarsteller des Schauspiel Köln. Im TV war er u.a. zu sehen im Mehrteiler „Preis der Freiheit“ oder dem „Zürich-Krimi“.
Michael von Au als Alfred Henrich ist ein Glücksfall für das Stück. Von Au, der schon mit vielen großen Regisseuren wie Dieter Dorn, Barbara Frey oder Elmar Goerden zusammengearbeitet hat, trägt das Stück sorgsam über sämtliche Schwächen, die vor allem in mäßig komischen Dialogen liegen, hinweg und zeigt damit gleichzeitig seine große Qualität. Axel Pape (Tatort, Rosenheim-Cops etc.) ist ein adäquater Gegenspieler und macht den völlig abgedrifteten Bankdirektor glaubhaft. Bianca Hein und vor allem Julia Uttendörfer sind eine passende Komplettierung. Ein amüsanter Abend mit einer Bank, von der man sich so viel Anteilnahme nicht wirklich wünscht.