Attendorn. Nicht nur Allgemeinmedizinern will die Stadt eine Praxisübernahme in Attendorn schmackhaft machen. Denn auch bei Zahnärzten drohen Engpässe.
Um die medizinische Versorgung der Attendorner Bürger auch in Zukunft sicher zu stellen, braucht es nicht nur junge, nachrückende Hausärzte bzw. Allgemeinmediziner, sondern eben auch Ärzte mit besonderer Fachrichtung, die eine Praxis übernehmen. Wie beispielsweise ganz aktuell Dr. Wael Alyoussef, der als neuer Hals-Nasen-Ohren-Arzt an der Hansastraße auf den altersbedingt ausscheidenden Dr. Helmut Wächter folgt. Es ist ein offenes Geheimnis, dass in der Hansestadt viele Mediziner die Altersgrenze bald erreicht haben und Praxisschließungen drohen. In erster Linie bei den niedergelassenen Hausärzten.
Doch auch bei den Zahnärzten „verdunkelt sich der Himmel“, weiß Kämmerer Klaus Hesener, dass die Stadt alles tun sollte, um junge Nachwuchszahnärzte nach Attendorn zu locken. So sieht es auch Bürgermeister Christian Pospischil (SPD): „Wir laufen bei den Zahnärzten auf ähnliche Probleme zu, auch wenn nicht so schnell wie bei den niedergelassenen Hausärzten. Die Tendenz ist aber dieselbe.“ Auch wenn derzeit laut Angaben der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KZVWL) 15 Zahnärzte in der Hansestadt zugelassen sind und die Situation noch nicht bedrohlich scheint.
Zuschüsse seit 2019
„Allerdings zeichnet sich auch für Zahnärzte in Westfalen-Lippe eine abnehmende Anzahl von Praxen ab, die zum Teil kompensiert wird durch mehr Behandler und Personal in den verbliebenen Praxen. Auch sind viele Zahnärzte in den Regionen über 55 Jahre alt und es ist somit absehbar, dass langfristig der Ruhestand ansteht“, gibt Dr. Holger Seib, Vorstandsvorsitzender der KZVWL, auf Anfrage einen grundlegenden Überblick. Ein ganz konkretes Beispiel in Attendorn ist Dr. Hans-Joachim Finke, der vor wenigen Wochen aus Altersgründen seine Praxis am Kirchplatz dicht gemacht hat – ohne Nachfolger.
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Um jungen Ärzten eine berufliche Zukunft in Attendorn schmackhaft zu machen, hat die Stadt mit Rückendeckung der Politik im Jahr 2019 ein eigenes Förderprogramm aus dem Boden gestampft. Dabei geht es um einen einmaligen Zuschuss für junge Mediziner, die sich in Attendorn niederlassen und hier eine Praxis übernehmen oder neu aufmachen. Und genau dafür eine Finanzspritze aus dem städtischen Haushalt bekommen, seit diesem Jahr sind es 10.000 Euro. Geld gibt es aber auch für die Konstellation, dass ein bereits niedergelassener Arzt einen neuen Kollegen anstellt – dann werden die 10.000 Euro untereinander aufgeteilt.
Förderprogramm sehr beliebt
Kämmerer Klaus Hesener weiß: „Dieses Programm wird bei den Ärzten extrem positiv gesehen und gerne wahrgenommen.“ Ohne konkrete Namen zu nennen, habe der ein oder andere Mediziner in der jüngeren Vergangenheit mit Dankbarkeit die Fördermöglichkeit in Anspruch genommen. Ein kleiner Haken an dem Programm, zumindest bis jetzt: Zahnärzte waren bislang von der Förderung ausgenommen. Das wird sich nun allerdings ändern, denn einstimmig beschloss der Haupt- und Finanzausschuss, die Finanzspritze ab sofort und rückwirkend zum 1. Januar auch Zahnärzten auszuzahlen.
Rat muss zustimmen
Der Ausweitung des städtischen Förderprogramms auf Zahnärzte muss der Stadtrat in seiner nächsten Sitzung am Mittwoch, 9. Februar (ab 17 Uhr in der Stadthalle) noch zustimmen. Das gilt nach dem einstimmigen Votum des Haupt- und Finanzausschusses jedoch als sicher.
Eine Entscheidung, die bei Manuel Thys, der sich als CDU-Ratsvertreter intensiv mit der medizinischen Versorgung in Attendorn auseinandersetzt und versucht zu helfen, wo er kann, offene Türen einrennt – im positivsten Sinne: „Bislang haben wir das Glück gehabt, dass wir bei den Zahnärzten zumindest gefühlt eine Überversorgung hatten. Doch das wird sich in absehbarer Zukunft ändern.“ Insofern sei es komplett richtig, das Förderprogramm auszuweiten. „Denn was helfen uns am Ende die besten Industriegebiete und viele Arbeitsplätze, wenn wir die medizinische Versorgung nicht mehr aufrecht halten. Wir brauchen eine Versorgung, die jedem gerecht wird.“