Hagen. Stefan Boese ist jetzt Leiter der Direktion Verkehr im Polizeipräsidium Hagen. Wir stellen den neuen leitenden Beamten vor.
Nein, sagt er, sein Name sei nicht Programm: „Er entspricht einfach nicht meinem Naturell.“ Und doch haben die Menschen, als er noch als einfacher Streifen- oder Verkehrspolizist seinen Dienst versah, regelmäßig entgeistert geguckt oder sind gar zusammengezuckt, wenn er sich bei einer Kontrolle vorstellte: „Gestattet, Polizei Hagen, Boese.“
Nein, böse sei Stefan Boese nun wirklich nicht, bestätigt Ramona Arnhold, Sprecherin der Hagener Polizei, im Gegenteil: „Er ist ein sehr sympathischer Kollege. Deshalb freuen wir uns auch, dass er das Polizeipräsidium nun in diesem Amt verstärkt.“
In den Führungszirkel aufgerückt
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Stefan Boese ist in den Führungszirkel des Polizeipräsidiums an der Hoheleye aufgerückt. Der 54-jährige Familienvater hat die Leitung der Direktion Verkehr übernommen und ist damit der Chef aller Verkehrspolizisten in Hagen.
Damit ist er verantwortlich für die Überwachung des Straßenverkehrs, Geschwindigkeitskontrollen, Unfallprävention, Unfallbearbeitung und alle Straftaten und Ordnungswidrigkeiten, die sich im Zusammenhang mit dem Straßenverkehr in Hagen ergeben. Er sei sicherlich nicht „böse“, um noch ein vorletztes Mal auf seinen Namen anzuspielen: „Aber ich bin Polizist aus Überzeugung.“
Sein Aufstieg zu einem der vier Direktionsleiter, die direkt der Behördenleitung unterstehen, verlief „modular“. Will sagen: Boese muss an einem aus vier Modulen bestehenden Qualifizierungsprogramm teilnehmen, um vom gehobenen in den höheren Dienst wechseln zu können. Dieser Sonderweg steht älteren, besonders geeigneten Beamten offen, auch wenn sie kein (Master-)Studium absolviert haben.
Von der Bezirksregierung ins Innenministerium
Stefan Boese, der verheiratet ist und mit Frau und Tochter in Breckerfeld lebt, begann seinen Polizeidienst mit 24 Jahren in Selm. Nach Einsätzen in der Hundertschaft in Wuppertal sowie im Wach- und Wechseldienst beim Polizeipräsidium Hagen begann er 1997 ein Studium an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung in Hohenlimburg. Im Anschluss wurde er als Wachdienstführer in der damaligen Wache in der Prentzelstraße eingesetzt.
2004 warteten neue Aufgaben auf ihn, Boese wechselte als Einsatzsachbearbeiter zur Bezirksregierung Arnsberg. Ein Jahr später erfolgte die Versetzung in das Lagezentrum des nordrhein-westfälischen Innenministeriums – zunächst als Sachbearbeiter, von 2009 bis 2013 als Dienstgruppenleiter. Schließlich kehrte er zum Polizeipräsidium auf der Hoheleye zurück.
Verantwortungsbereich enorm gewachsen
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Bei der Hagener Polizei kennen ihn die meisten Kollegen als „Stimme vom Funk“, denn Boese war zuletzt Chef auf der Leitstelle, die alle Einsätze der Beamten koordiniert. Mit der erneuten Ernennung ist sein Verantwortungsbereich noch einmal enorm gewachsen.
Seine Aufgabe ist es nun, dass die Verkehrsunfallstatistik (2020 gab es 8571 Unfälle aller Art, für eine 190.000-Einwohner-Stadt mit dichtem Stadtverkehr im NRW-Vergleich ein guter Wert) in Hagen relativ positiv bleibt: „Was das angeht, ist es mein Anspruch, die gute Arbeit meiner Vorgänger fortzusetzen. Kinder und Senioren sind die beiden Personengruppen, die es besonders zu schützen gilt.“
Fahrradfahrer in Fokus der Polizei
Zukünftig dürften verstärkt Fahrradfahrer in den Fokus der Hagener Polizei geraten, wie das bereits bei einem bundesweiten Kontrolltag zur Stärkung der Verkehrssicherheit Anfang Mai der Fall war.
Das Polizeipräsidium
Das Polizeipräsidium Hagen hat aktuell 592 Beschäftigte. Regierungsdirektorin Nicole Heiden ist die stellvertretende Behördenleiterin.Die vier Direktionen und ihre Leiter sind Hubert Luhmann (Direktion Gefahrenabwehr/Einsatz), Michaela Helm (Direktion Kriminalität), Stefan Boese (Direktion Verkehr) und Matthias Wagener (Direktion Zentrale Aufgaben).
Obwohl die Zahl der Fahrradunfälle in Hagen auf einem sehr niedrigen Niveau liegt (im Jahr 2020 sind 77 Unfälle mit Radfahrern erfasst worden), wird die Polizei Fehlverhalten von und gegenüber diesen Verkehrsteilnehmern im Auge behalten. „Die Verkehrswende geht insgesamt in die richtige Richtung“, sagt Boese: „Aber auch Radfahrer müssen sich an Regeln halten. Mal eben noch bei Rot über die Ampel huschen, das ist nicht zu akzeptieren.“
Boese selbst – sein hohes Amt bringt das mit sich – wird bei Verkehrskontrollen nur selten vor Ort vertreten sein. Obwohl er zum Abschluss eines Gesprächs früher oft zu hören bekam: „So böse sind Sie doch gar nicht.“