Menden. Nach der Testphase fürs Rats-TV in Menden wird über die Zukunft diskutiert. Die Resonanz war sehr gut. Aber ein Kritiker hat weiter Bedenken.
Nach einigen Monaten Testbetrieb geht das Mendener Rats-TV vorerst in eine Sendepause. Die Stadtverwaltung will jetzt herausfinden, wie die Live-Übertragung der Stadtratssitzungen beim Bürger ankam.
Die Resonanz auf die Testphase war groß. Andere Städte, in denen das Rats-TV ebenfalls Thema ist, schauten neugierig auf Menden. In Herne beispielsweise argumentierten Befürworter damit, dass es in Menden ja hervorragend laufe. Herne zog nach. „Wir hatten Anfragen aus Herscheid, Hemer und sogar Köln und Düsseldorf“, sagt Nils Bonk, der als Kameramann und Produzent für die Übertragung zuständig war. Sein Unternehmen EinzDesign hatte sich bei der Ausschreibung für den Testbetrieb durchgesetzt.
Vier Sitzungen des Stadtrates seit November übertragen
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Vier Sitzungen waren in Menden im Zeitraum von November bis Februar bei Youtube übertragen worden. Es fanden sich jeweils zwischen 700 und 1200 Zuschauern, mit jeweils etwas abflauendem Interesse von Sitzung zu Sitzung. Die Beiträge bleiben danach abrufbar. Strenggenommen wurden keine Sitzungen des Stadtrates übertragen, sondern die des Haupt- und Finanzausschusses. Wegen der Pandemie hatte der Stadtrat seine Befugnisse delegiert und an den kleineren Haupt- und Finanzausschuss übertragen.
Bürgermeister Roland Schröder ruft jetzt alle Bürger zur Teilnahme an einer Umfrage auf: Auf der Internetseite der Stadt sollen Bürger das Angebot und dessen Qualität bewerten. Dabei wird unter anderem gefragt, ob man auch selbst eine Sitzung im Ratssaal verfolgen würde. Die Ergebnisse sollen im Laufe des Monats März erhoben werden. In einer Sitzung am 27. April soll entschieden werden, wie es dann weitergeht. „Das ist ergebnisoffen und wird noch besprochen“, sagt Roland Schröder.
Kritiker bleibt auch nach der Testphase kritisch
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Sollte es dauerhaft Rats-TV in Menden geben, muss noch über den Modus befunden werden. Grundsätzlich ist auch denkbar, dass einzelne Stadtratsmitglieder der Aufzeichnung und Übertragung widersprechen. CDU-Ratsherr Peter Schnurbus bleibt nach der Testphase beispielsweise kritisch: „Ich habe eigentlich nichts gegen die Übertragung. Je transparenter Politik ist, umso besser“, sagt Schnurbus, aber er fürchte weiter, dass mit den Videobeiträgen Schindluder getrieben werden könne: „Ich habe Sorge, dass einem falsche Worte in den Mund gelegt werden. Das kann natürlich immer noch kommen.“
Nils Bonk und Corinna Häußler hatten die Sitzungen mit drei Kameras aufgezeichnet. Zum Teil wurden die Akteure sehr nah gezeigt. Das sorgte für Begeisterung in anderen Städten, die nur auf Übersichtskameras setzen. Allerdings war das auch der Tatsache geschuldet, dass vereinzelte Zuschauer der Übertragung widersprachen: „Wir mussten drauf achten, dass wir die Zuschauer nicht mitfilmen“, sagt Bonk. Die Ratsmitglieder seien aus seiner Sicht von Sitzung zu Sitzung immer lockerer mit dem Kamerateam umgegangen.
EinzDesign will sich weiter um Auftrag für Übertragung bewerben
Sollte das Rats-TV dauerhaft installiert werden, wollen sich Bonk und Häußler wieder um den Auftrag bewerben. Im Rathaus will man die Umfrage zunächst abwarten: „Da uns die Zahlen noch fehlen, kann ich momentan überhaupt nicht sagen, in welche Richtung das gehen wird“, sagt Bürgermeister Roland Schröder. „Und die letztliche Entscheidung wird ausschließlich beim Rat liegen.“
Peter Schnurbus hält sich seine Entscheidung noch offen: „Dafür werde ich mich nicht aussprechen, ich weiß aber auch noch nicht, ob ich dagegen stimme.“ Sollte ein Ratsherr oder eine Ratsfrau der Aufzeichnung widersprechen, müsste immer während eines Rede-Beitrages die Übertragung gestoppt werden, was technisch möglich wäre, aber den Inhalt der Sitzung verzerren könnte.
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