Menden. Das Untergeschoss der Integra Seniorenpflege an der Hönne ist zerstört. Die Sanierung läuft; gekocht wird solange auf dem Parkplatz.
Während es draußen ungemütlich nass und windig ist, ist es in der neuen Küche der Integra Seniorenpflege am Wasserrad schön muckelig. Es brodelt in den Töpfen und es duftet nach Kuchen. „Wir machen hier alles frisch“, sagt Einrichtungsleiterin Miriam Manns stolz. „Bei Frau Rahnenführer gibt es nichts aus der Tüte.“ Ute Rahnenführer ist die Küchenleiterin – und in ihrem Übergangsquartier fühlt sie sich wohl. Denn Rahnenführer kocht aktuell nicht wie gewohnt im Untergeschoss des Hauses, sondern auf dem Parkplatz vor dem Gebäude. In einem Container.
Seit Mitte Januar sind die Parkplätze vor der Senioreneinrichtung Geschichte. Graue Spezialcontainer samt Vorzelt schmücken den Bereich, der an die Hönne grenzt. Grund dafür ist das Hochwasser, das Menden heimgesucht und die eigentliche Küche zerstört hat. „Das Wasser ist langsam in den Keller gelaufen“, sagt Haustechniker Lutz Knepper. Zuerst habe das niemand bemerkt. „Wir haben das nicht kommen sehen“, sagt Miriam Manns. Andere Häuser in der Umgebung seien beim Hochwasser vollgelaufen, sie seien bei der Flut im Sommer eigentlich gut weggekommen. Zumindest dachte sie das.
Wasser läuft langsam rein
Was niemand ahnt: Der Betrieb läuft – und das Wasser auch. Es sucht sich langsam einen Weg ins Untergeschoss und unterspült den Boden. Stück für Stück arbeitet es sich die Wände hoch. „Aufgefallen, dass irgendetwas nicht stimmt, ist uns eigentlich erst, als der Fahrstuhl nicht mehr funktionierte“, sagt Lutz Knepper. Bei der Kontrolle sei ihnen Wasser im unteren Bereich aufgefallen. Eine Spezialfirma sieht sich daraufhin alles genauer an und macht Probebohrungen.
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Das Ergebnis: So gut wie das gesamte Untergeschoss ist sanierungsbedürftig. Der gesamte Boden ist feucht, die Wände auch. Mehr noch: Schwarzer Schimmel hat sich in den Wänden breit gemacht. Eine Katastrophe. „Wie hoch der Schaden genau ist, wissen wir noch nicht. Klar ist aber, dass das gesamte Untergeschoss betroffen ist“, sagt Miriam Manns. Küche, Frisör, Büros, Wäscherei, Therapieraum – das alles hat hier seinen Platz. Aber vor allem die Küche hat es übel erwischt. Sie muss raus, ist unbrauchbar.
Direkter Übergang in Container
„Unsere 80 Bewohner bekommen am Tag vier Mahlzeiten. Frühstück, Mittag, Kaffee und Kuchen und ein Abendessen. Immer frisch“, sagt Ute Rahnenführer. Aber wie soll das gehen ohne Küche? Lutz Knepper wird schnell aktiv und treibt gemeinsam mit Miriam Manns eine Übergangslösung auf. Koch-Container aus Hamburg. „Es ist schwer, an so etwas heranzukommen“, sagt Knepper. „Wir hatten eigentlich keine Alternative“, betont Manns. Denn den Anspruch, immer selbst zu kochen und den Bewohnern etwas Leckeres zu zaubern, wollte niemand aufgeben. Und einen Lieferdienst beauftragen? Das sei viermal pro Tag weder sinnvoll noch finanzierbar gewesen. Aber auch die Container kosten. 30.000 Euro pro Monat. Glücklicherweise übernehme das die Versicherung.
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In den Containern gibt es außer Lager- und Kühlmöglichkeiten eine große warme Küche, eine kalte Küche, eine Spülküche und einen Bereich für die speziellen Essenswagen. Damit wird das Essen warmgehalten und vor Keimen geschützt – denn bevor es bei den Bewohnern landet, muss es vom Parkplatz über sogenannte Hygienematten in die Einrichtung gerollt werden, erklärt Ute Rahnenführer. Ein großer Aufwand, der richtig und wichtig sei.
Die Aufstellung der Container war unterdessen ein Spektakel. „Die Bewohner standen an den Fenstern“, erinnert sich Miriam Manns. Endlich mal wieder ein bisschen was zu gucken – in der sonst so trostlosen Coronazeit. Informiert hat Miriam Manns alle Bewohner über die interne Zeitung und auch die Angehörigen wurden aufgeklärt. „Aber das war unspektakulär. Das Essen schmeckt wie immer.“ Dabei immer hoch im Kurs: Reibekuchen und Matjes. Bis voraussichtlich Mitte/Ende März werden die Container noch auf dem Parkplatz stehen.
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Derweil ist ein Teil des Untergeschosses bereits trocken. Arbeiter nehmen Teile der Wände raus; der Boden in der Küche wird ausgetauscht. Die Trocknungsgeräte laufen lautstark um die Wette. Die Luft ist warm und trocken, Folie flattert im Wind. Schon bald soll hier wieder eine tolle Küche stehen. Und die Küchenfee? „Ich bleibe hier oben“, sagt sie und lacht. An ihre neue Aussicht habe sie sich schon gewöhnt. „Die Enten laufen hier vorbei.“