Hagen. Die neue Corona-Testverordnung stößt in Hagen auf Unmut. Viele Bürger müssen selbst zahlen. Wie die Betreiber mit den komplexen Regeln umgehen.
Für Apotheker Christian Fehske ist es eine Katastrophe: Seit dem 1. Juli gilt eine neue Testverordnung, die Corona-Tests für viele Bürger kostenpflichtig macht. Für das Testzentrum in der Rathaus-Apotheke und auch die anderen Teststellen in Hagen ist das mit erheblichem Aufwand und zahlreichen bürokratischen Hürden verbunden.
Eine Kundin betritt das Testzentrum in der Innenstadt – morgen will sie ihren Vater im Krankenhaus besuchen. „Das ist ja schon das perfekte Beispiel für diese verwirrende Verordnung“, sagt Fehske. Weil sie ihren Vater eben erst am nächsten Tag besuche, müsse sie für den Test zahlen. Und zwar den vollen Preis. Wenn sie ihn dagegen heute besuchen würde, wären drei Euro fällig.
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Viele Hagener müssen zahlen
Zwischen 9 und 12,50 Euro kostet der Schnelltest im Testzentrum für alle – es sei denn, sie erfüllen bestimmte Voraussetzungen. Und hier wird es kompliziert. „Wenn eine Person zum Beispiel laut Attest unimpfbar ist, ist der Test für sie kostenlos“, erklärt Fehske. Weitestgehend gilt das auch fürs „Freitesten“ aus der Quarantäne und Besucher oder Bewohner einer Pflegeeinrichtung.
Drei Euro müssen diejenigen zahlen, die den Test für eine Veranstaltung im Innenraum benötigen, deren Corona-Warn-App rot ist oder die Kontakt zu einer Person über 60 haben. „Letzteres kann man natürlich kaum prüfen“, so Fehske weiter. „Außerdem ist es total sinnfrei. Personen über 60 müssen selber den vollen Preis zahlen, außer sie treffen sich mit einer anderen über 60-jährigen Person.“
Neue Verordnung zu kurzfristig
Doch da fangen die Probleme erst an. Generell sei die neue Verordnung „ein Bürokratiemonster“, findet der Apotheker. Atteste und Bescheinigungen müssen überprüft und genauestens dokumentiert werden, die Formulare zur Selbstauskunft hat Christian Fehske noch am Abend vorher selbst zu Hause erstellt. „Das Ganze steht ja erst seit gestern fest!“
Ähnlich geht es anderen Testzentren. „Aus technischen Gründen bleibt das Testzentrum heute geschlossen“, steht auf einem handgeschriebenen Zettel am Testzentrum in der Volme Galerie. „Viele machen auch ein paar Tage Pause, um sich umzustrukturieren“, berichtet Fehske, der im regelmäßigen Kontakt mit anderen Testzentrumsbetreibern steht.
Größere Dunkelziffer in Hagen?
Das Testzentrum in den Elbershallen geht die Problematik anders an. „Wir haben noch kein Kassensystem, daher lassen wir uns das Geld von unseren Kunden später nachzahlen“, erklärt Mitarbeiterin Maja Makatun. Ein Auto steht hier gerade im Drive-In, auch andere Teststellen bleiben heute leerer als sonst.
„Die Leute lassen sich sowieso schon weniger testen“, so Fehske über seine Erfahrungen in den vergangenen Wochen. Er gehe durch die neue Regelung von einer viel größeren Infektions-Dunkelziffer in Zukunft aus. Viele würden sich nun zu Hause oder überhaupt nicht testen, statt den Preis zu zahlen. „Somit können wir das Infektionsgeschehen kaum noch eindämmen, geschweige denn einschätzen“, sagt er.
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Belastung der Hagener Hausärzte
Auch die Entlastung der Ärzte, für die die Teststellen teils gesorgt hatten, falle weg. Symptomatische Patienten sollen nämlich nun direkt ihren Hausarzt aufsuchen. Auch wer einen positiven Selbsttest hat, soll nun nicht mehr das Testzentrum aufsuchen. Für die Betreiber bedeutet das trotzdem: viel mehr Papier, Aufwand und Bürokratie. „Und viele Kunden reagieren eben auch mit Unverständnis.“
Unverständnis, das sich auf der Seite der Betreiber widerspiegelt: „So sollte man nicht mit den Leuten umgehen, die wirklich Einiges in der Pandemie geleistet haben“, findet Christian Fehske – für ihn bleibt die Hoffnung, dass die Testverordnung genauso schnell wieder geändert wird, wie sie gekommen ist. Von heute auf morgen.