Hohenlimburg. Von freiwilligen Vorzahlungen bis zu Energiespartipps für Mieter: Wie Hohenlimburger Bauverein und LEG-Gruppe auf steigende Gaspreise reagieren
Beim T-Shirt-Wetter dieser Tage hat die Heizung daheim wenig zutun, dennoch werden beim Hohenlimburger Bauverein zurzeit viele Gespräche mit Heizungs- und Handwerksfirmen geführt. Grund dafür ist die Frage, die diesen Sommer viele Menschen bewegt: Wie umgehen mit knappem Gas und steigenden Energiekosten?
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Heizkosten um 15 Prozent erhöht
Der Bauverein hat rund 1800 Wohnungen im Bestand. Bereits im Mai wurden die Mieterinnen und Mieter informiert, dass die Betriebskosten und die Heizkosten um je 15 Prozent erhöht werden. Zwar bleiben die Preise angesichts von Rahmenverträgen der Wohnungsgesellschaften mit Energieversorger Enervie dieses Jahr noch stabil, doch es gelte vorzusorgen, sagt Ulrich Schulze-Witteborg, Vorstand Hohenlimburger Bauverein. „Würden wir erst Mitte nächsten Jahres die Preise anpassen, dann blieben zu wenige Monate, um Vorsorge für die Abrechnung im Folgejahr 2024 zu treffen – und dann würde alle der Schock treffen.“
Verdreifachung der Kosten möglich
Wie hoch die Energiekosten steigen werden, das weiß noch keiner. Doch die Bundesnetzagentur prognostiziert, ab 2023 müssten sich Gaskunden auf eine Verdreifachung der Abschläge einstellen. Mindestens. An das Problem wolle man die Mieter Schritt für Schritt heranführen, so Schulze-Witteborg. „Wenn wir Ende des Jahres nähere Kenntnisse haben, wie sich der Preis entwickelt, werden wir unseren Mietern eine weitere Erhöhung für Anfang 2023 zumindest empfehlen, um horrenden Nachzahlungen entgegenzuwirken.“
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Energiespartipps für Mieter
Unter Vorsorge versteht die größte Hohenlimburger Wohnungsgenossenschaft dabei auch, auf Wege zum Einsparen von Gas in den eigenen vier Wänden hinzuweisen. So weit wie eine Wohnungsgenossenschaft in Sachsen, die ihren Mietern zeitweise das warme Wasser abgestellt hat, um zu hohe Kosten zu verhindern, wolle man aber nicht gehen.
Kein Einschränken von Warmwasser
„Das ist zurzeit nicht angedacht. Wir werden uns im gesetzlichen Rahmen bewegen und können uns dabei an den unteren Werten orientieren, die geschuldet sind.“ Die sehen vor, dass während der Heizperiode, also in der Regel vom 1. Oktober bis 30. April, der Vermieter die Heizungsanlage so einstellen muss, dass tagsüber mindestens zwischen 20 und 22 Grad in der Wohnung erreicht werden können.
Nachts sind es 18 Grad. Werden diese Temperaturen im Winter nicht erreicht, liegt laut Deutschem Mieterbund ein „Wohnungsmangel“ vor. Solange dieser Mangel besteht, könne der Mieter weniger Miete zahlen.
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Verantwortung des Einzelnen
Wenn es darum geht, den Verbrauch einzusparen, appelliert Schulze-Witteborg auch an die Verantwortung des Einzelnen. So müsse jeder sein Heizungs- und Lüftungsverhalten individuell prüfen. „Denn jedes Grad weniger senkt den Gasverbrauch um rund 6 Prozent.“ Zudem sollten Heizkörper in der kalten Jahreszeit nicht zugehängt sein und das Kipplüften vermieden werden. „Am besten mehrmals täglich für ein paar Minuten die Fenster auf Durchzug öffnen.“
Kostensteigerungen abfedern
Bislang treffe man angesichts der Problemlage überwiegend auf Verständnis aus der Mieterschaft, so Schulze-Witteborg. „Natürlich macht sich der ein oder andere Gedanken, wie er das finanziell stemmen kann – und da sehe ich auch die größte Herausforderung“, nimmt der Vorstand des Bauvereins die Politik in die Pflicht. „Dieses Jahr ist das Problem noch abgeschwächt, aber zum Herbst des kommenden Jahres hin wird es massiv.“ Schon jetzt müsse der Startschuss etwa für staatliche Unterstützungsleistungen sein, mit denen Mieter die horrenden Kostensteigerungen zumindest abfedern können. „Das werden viele sonst nicht schaffen.“
Modernisierung des Bestands
Parallel läuft beim Bauverein die energetische Sanierung des Wohnbestands weiter. Dämmungen, Erdwärmepumpen, Photovoltaik – die Liste der Maßnahmen ist lang, wird aber angesichts von Lieferengpässen und Mangel an Handwerkern und Material auch noch viel Zeit in Anspruch nehmen, bis sie abgearbeitet ist. „Wenn man bedenkt, dass etwa allein die Lieferzeit von Wärmepumpen zurzeit bei sechs bis zwölf Monaten liegt, dann ist das immens. Man braucht derzeit einen langen Atem.“
LEG bereitet sich vor
Die Folgen des Anstiegs der Energiekosten und der Preise insgesamt beschäftigen auch die LEG-Immobilien-Gruppe, die ebenfalls gut 1800 Mietwohnungen im Hagener Stadtgebiet unterhält, einige davon auch in Hohenlimburg. Mit verschiedenen Maßnahmen versuche man, die Folgen für die Mieter zu minimieren, so Mischa Lenz, Sprecher der LEG.
Freiwillige Vorauszahlungen
Dazu gehörten Tipps zum richtigen Lüften und Heizen, mit deren Hilfe man Energie und somit auch Heizkosten sparen kann. Darüber hinaus biete man seinen Mieterinnen und Mietern eine Erhöhung der Vorauszahlungen auf freiwilliger Basis an, um den Kostenanstieg über die Monate abzufedern. Zudem prüfe man sämtliche Dienstleistungen rund um die Gebäude, um auch hier Möglichkeiten für Einsparungen zu finden. Mehr als die Hälfte des Wohnbestandes werde mit Gas geheizt (rund 64 Prozent).
Ausbau von Wärmepumpen
„In unserer Eigenversorgung überwiegen moderne Gasheizungen, und rund 30 Prozent unserer Quartiere sind bereits an Fernwärmenetze angeschlossen mit zukünftigem Ausbaupotenzial“, so Lenz.
Derzeit verhandle die LEG-Immobilien-Gruppe mit Versorgern über grüne Fernwärme und auch ein Wärmepumpenprogramm sei aufgesetzt und soll ab diesem Jahr umgesetzt werden.