Hagen. Um ihren Mietern im kommenden Jahr einen Nebenkostenschock zu ersparen, greifen die Hagener Wohnungsgesellschaften zu ungewöhnlichen Schritten.
Die aktuell rasant steigenden Energiepreise lassen erahnen, was vielen Mietern bei der Nebenkostenabrechnung im kommenden Jahr blüht: ein Preisschock. Vor allem Familien, die heute schon jeden Cent zweimal umdrehen und sich bereits beim Lebensmitteleinkauf und Duschen einschränken, müssen damit rechnen, dass die Heizkosten ihr 2023er-Urlaubsbudget endgültig auffressen. Vor diesem Hintergrund gehen in Hagen die großen Wohnungsgesellschaften in Hagen schon heute auf ihre Kunden zu und werben für eine vorsorgliche Erhöhung der Vorauszahlungen. Zudem steht eine Deckelung der Raumtemperaturen im Raum.
„Wir schreiben in diesen Tagen alle unsere Kunden an“, erzählt Alexander Krawczyk, Geschäftsführer der Hagener Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft (HGW). „Dabei versuchen wir die Menschen nicht bloß für das Thema zu sensibilisieren, sondern fordern sie zugleich auf, mit uns Kontakt aufzunehmen, um die monatlichen Vorauszahlungen zu besprechen und anzupassen.“
Nachts nur noch 18 Grad
Gleichzeitig kündigt der HGW-Chef an, dass in den gut 5000 Bestandswohnungen in Hagen im kommenden Winter die Temperatur in Wohn- und Büroräumen tagsüber auf 20 Grad gedeckelt werde. In den Nachtstunden (23 bis 6 Uhr) liege die Obergrenze – wie auch tagsüber in allen Nebenräumen – sogar bloß bei 18 Grad. Bislang können die Mieter über ihre Thermostate nach Lust und Laune ihr Zuhause auf Kuscheltemperatur bringen.
Krawczky geht es vor allem darum, seinen Mietern im kommenden Jahr eine böse Überraschung zu ersparen: „Manche Haushalte erhöhen schon heute ihre Vorauszahlungen um 60 Prozent, einige Experten prophezeien für das Jahr 2023 sogar Steigerungen von 100 Prozent.“ Dabei appelliert der HGW-Chef vor allem an die Voraussicht der Menschen. „Wenn unsere Kunden eine hohe Nachzahlung nicht bedienen können, werden wir nach konstruktiven Lösungen suchen“, versichert er und garantiert für solche Fälle schon heute ein Kündigungsmoratorium.
Kipp-Lüftung wird richtig teuer
Da neben einigen Fernwärme-Objekten etwa 80 Prozent der Wärmeversorgung in den HGW-Immobilien über Gasheizungen erfolgt (30 Prozent Gasetagenheizungen), trifft die versiegende Gaszufuhr aus Russland die Mieter des Wohnungsunternehmens mit voller Wucht. Daher liefert die HGW mit ihrem Vorauszahlungsappell gleich noch reichlich Info-Material zum Energiesparen mit. Imposantes Beispiel: „Wer in seiner Wohnung in den kalten Monaten den ganzen Tag das Fenster auf Kipp lässt anstatt dreimal kurz stoßzulüften, erzeugt einen Mehrverbrauch von 700 Prozent“, spricht Krawczyk vom „Todesstoß“ für jede Nebenkostenabrechnung.
Parallel dazu lässt der HGW-Chef zurzeit noch einmal von einem hauseigenen Techniker an sämtlichen Heizungsanlagen des kommunalen Wohnungsunternehmens die Einstellungen optimieren. Begleitet wird dies von einem externen Dienstleister: Dieser bessert über eine internetbasierte Fernüberwachung die Feinjustierung der Heizkurven in den HGW-Objekten nach und stellt Verbrauchsreduzierung von bis zu zehn Prozent in Aussicht.