Fröndenberg. Ministerin Scharrenbach betont bei ihrem Besuch in Fröndenberg, dass Hochwassergeschädigte die Landeshilfe bekommen sollen. Auch Impfen war Thema.
Überflutungen im Sommer, Auswirkungen der Coronapandemie auf die Stadt und Pläne für das Impfzentrum, aber auch ziemlich positive Entwicklungen beim Leerstandsmanagement in der Innenstadt waren die Themen, als am Dienstag Ministerin Ina Scharrenbach Fröndenberg besuchte.
Der Neimener Weg im Ruhrtal war Anfang Juli nach den Starkregenfällen zu einem reißenden Strom geworden. Mehrere Häuser erlitten große Schäden. Die Bewohner sollen die Hochwasserhilfe des Landes bekommen, das betonte auch Ministerin Ina Scharrenbach bei ihrem Besuch in Fröndenberg am Dienstagvormittag. Bürgermeisterin Sabina Müller empfing sie im Rathaus. +++ Fröndenberger Hochwasser-Bilanz fällt verheerend aus +++
Kettenschmiedemuseum in Coronazeiten
„Corona war ein Segen", so fasste es Jochen Hänel griffig zusammen. Zumindest in Bezug auf den Förderverein des Kettenschmiedemuseums. Ministerin Ina Scharrenbach konnte von Hänel erfahren, wie man sich mit Gedanken und Plänen zur technischen Weiterentwicklung des Museums immer schwer getan habe. Erst der Corona-Stillstand hätte den nötigen Anstoß gegeben. Das Museum ist nun auch digital erlebbar, Videos bereichern den Besuch vor Ort. Nun kommt auch die moderne Kettenfertigung als Bestandteil hinzu. „Eine Zukunftsperspektive für das Museum. Aber auch noch ein langer Weg", so Hänel. Auch gibt es Erweiterungspläne für den Bau.
Als Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung ist die Kamenerin Ina Scharrenbach auch für die Beseitigung der Flutfolgen zuständig. Wichtig für die Gewährung der Hilfen, so unterstrich sie, ist es, dass die Stadt die einzelnen betroffenen Straßen meldet. Nur wenn aus diesen Straßen ein Bürger Hilfszahlungen beantragt, würden diese von den Bezirksregierungen auch genehmigt. Dort könne man dabei nur strikt nach Aktenlage vorgehen. Fehle eine Straße im Verzeichnis, bekomme der Haushalt kein Geld. Bei der Übermittlung des Neimener Weges sind irgendwo in dem Antrag vermutlich nur zwei Vokale vertauscht worden, für Verzögerungen in der Bewilligung reichte das trotzdem, wie Müller und Scharrenbach nun feststellen. Nur ein kleiner Buchstabendreher, aber mit weitreichenden Folgen. Scharrenbach: „Ich hätte es auch lieber gehabt, dass die Städte selber das genehmigen können. Die kennen ja die betroffenen Gebiete und Bürger vor Ort.“ Nun solle es aber zügig vorangehen. +++ Flut in Fröndenberg: Soforthilfen in sieben Fällen abgelehnt +++
Klage gegen die Stadt?
So kam die Sprache beim Austausch zwischen NRW-Heimatministerin und Fröndenbergs Stadtoberhaupt auch auf die besonders betroffene Familie Majka aus dem Ruhrtal, deren Haus gleich zweimal überflutet wurde (wir berichteten). Jochen Hänel von der Fröndenberger Bürgerstiftung, der beim Gespräch ebenfalls dabei war, konnte weiteres berichten. Knapp über 100.000 Euro hätte die spontane Spendensammlung der Bürgerstiftung ergeben, was zum großen Teil auch schon unbürokratisch an Betroffene in der Stadt weitergereicht worden wäre. Speziell zur Familie Majka sagte er: „Die können noch viel Geld gebrauchen.“ Vom Staat sei bei ihnen noch nichts angekommen. Ina Scharrenbach sagte eine beschleunigte Prüfung zu.
Jochen Hänels Satz „Da liegen die Nerven blank“ deutet es aber schon an. Die junge Familie aus dem Ruhrtal will es dabei nicht belassen. Nach Aussage von Bürgermeisterin Müller will man die Stadt wohl verklagen wegen unterlassener Schutzmaßnahmen gegen Überflutungen. Deshalb wollte sich Müller auch noch nicht konkret äußern, ob dort am Neimener Weg weitere Maßnahmen geplant sind.
Schon im August hatte sich Scharrenbach zusammen mit Fröndenbergs Feuerwehr-Chef Jörg Sommer an vielen Stellen direkt vor Ort von den Folgen der Flut ein Bild gemacht.
Beim Gespräch im Rathaus ging es nun auch darum, dass das Neuapostolische Altenheim nicht mehr öffnen wird, das Freibad direkt daneben wiederum aber positiv auf den kommenden Sommer blickt (wir berichteten). Die Lage bei zukünftigem Starkregen bleibe hier aber bekanntermaßen angespannt.
Impfen: Personal schwer zu finden
Thema war auch die Coronapandemie. Der städtische Haushalt bekomme die Pandemie vor allem ab 2023 richtig zu spüren. Sabina Müller berichtete der Ministerin von den Plänen für ein Fröndenberger Impfzentrum. Und den damit verbundenen Herausforderungen. Um die Ärzte dafür kümmere sich der Kreis, um alles andere die Stadt. „Das Personal dafür ist schwer zu finden.“ Das Hin und Her der Impfungen, auch das zunächst geschlossene, nun wieder geöffnete Impfzentrum in der Kreisstadt, hätten für Verwirrung gesorgt. „Wir alle hätten vorausschauender agieren können", so Müller. +++ Kreis Unna richtet Impfstelle in Fröndenberg ein +++
Durchweg gut waren die Nachrichten hingegen, die Janina Schürmann Ina Scharrenbach berichten konnte. Das Landesförderprogramm zur Stärkung der Innenstädte, auch gedacht zum Leerstandsmanagement, hätte Fröndenberg gut nutzen können. Als Beispiel schaute man sich die neue Markthalle auf dem Fröndenberger Marktplatz mit ihren regionalen Lebensmitteln und viel Schönem und Nützlichem sofort an. Interessierte Pächter müssen in einer Startphase nur eine stark vergünstige Pacht zahlen, können das als Starthilfe nutzen. Auch in Menden hat dieses Programm für Erfolge gesorgt. Und in Fröndenberg, so unterstrich Janina Schürmann, stünden weitere Vermietungen in der Startbahn.