Veischedetal/Lennestadt. Weil die Grundschule in Bilstein zu wenig Platz hat, sollen die Kinder ab Sommer 2022 im Pfarrheim betreut werden – eine vorübergehende Lösung.
Ab 2026 sollen alle Grundschüler einen Anspruch auf eine Ganztagsbetreuung bekommen, hat der Bundestag in dieser Woche beschlossen. Die Stadt Lennestadt bietet diese schon jetzt an fünf, eine Übermittagbetreuung von 8 bis 13 Uhr sogar an allen acht Standorten an. Ab Schuljahr 2022/23 soll die Betreuung an der Grundschule in Bilstein auf 8 bis 14 Uhr ausgeweitet werden – aus Platzgründen dann im Pfarrheim in der Ortsmitte.
Eltern der Grundschulkinder in Bilstein wünschen keine Ganztagsbetreuung
Eine Umfrage der Stadt zum Betreuungsbedarf der Eltern hatte ergeben, dass sich die meisten Eltern der St. Agatha Grundschule Altenhundem-Bilstein am Teilstandort Bilstein keine tägliche Ganztagsbetreuung (OGS) wünschen, sondern eine flexible Betreuung bis 14 Uhr statt bisher 13 Uhr. Für berufstätige Eltern ist gerade das Zeitfenster von 13 bis 14 Uhr problematisch, weil sich Arbeitszeiten und freie Zeit der Kinder nach der Schule oft überschneiden.
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Das Problem in Bilstein: Es fehlt an Platz. Zwar hat die Schule sechs Klassenräume für vier Jahrgänge, aber durch den jahrgangsübergreifenden Unterricht in Lerngruppen werden alle Räume benötigt. Deshalb können derzeit auch nur 30 Kinder an der Übermittagsbetreuung (Schule 8 bis 13 Uhr) durch das Kath. Jugendwerk Förderband teilnehmen, für das laufende Schuljahr mussten sogar sechs Kinder abgewiesen werden.
Mittelfristig gehen die Schulbehörden davon aus, dass mit den steigenden Schülerzahlen (derzeit 64 in Bilstein) der Bedarf an einer Übermittagsbetreuung weiter wachsen wird, auf rund 45 Kinder.
Bei einem Ortstermin auf Antrag der CDU-Stadtverordneten aus dem Veischedetal in der letzten Woche, an dem Stadtverwaltung, Schulleitung, Eltern, politische Vertreter und eine Betreuerin teilnahmen, wurden alle Optionen durchgespielt. Fazit: In der Schule selbst ist kein Platz, auch nicht in der Schulmeisterwohnung; ein Anbau wäre zu teuer, eine Containerlösung allenfalls eine Behelfslösung.
Eltern schlugen Alternative dem Kirchenvorstand der Pfarrgemeinde vor
Aber eine Betreuung von 8 bis 14 Uhr im Katholischen Pfarrheim in Bilstein wäre eine praktikable Alternative. Aus Elternkreisen war dieser Vorschlag an den Kirchenvorstand der Pfarrgemeinde herangetragen worden, der diese Option dann in die Diskussion einbrachte.
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Ein Vorschlag, der beim Ortstermin auf große Zustimmung stieß. Stadtverordnete Rita Balve-Epe, Mitglied im Schulausschuss: „Alle fanden den Vorschlag toll, es ist genug Platz da und es sind nur kleine Umrüstungsmaßnahmen notwendig.“ Das Pfarrheim, das vorwiegend am Abend von einigen Gruppen des Ortes genutzt wird, verfügt im Erdgeschoss über einen derzeit nicht genutzten Jugendraum und einen größeren, flexibel abtrennbaren Seminarraum.
Sahnestück ist der große Saal, mit angeschlossener Küche im Obergeschoss. Der wenige Minuten lange Fußweg von der Schule zum Pfarrheim über Nebenstraßen und über den Kirchplatz quert keine Hauptverkehrsstraße und gilt als sicher. „Ich freue mich, dass alle mit dieser Übergangslösung einverstanden sind, das sichert auch den Schulstandort Bilstein“, so Rita Balve-Epe. Auch für Bilsteins Ratsherr Martin Tillmann gibt es nach der Umsetzung dieser Lösung ab dem kommenden Schuljahr 2021/22 keinen Grund mehr, die Kinder aus dem Veischedetal in eine andere Grundschule zu schicken.
Jetzt ist die Stadt am Zug. „Wir müssen noch einige Prüfaufgaben durchführen und das Ganze noch in einen Kostenrahmen gießen, dann muss das noch politisch beschlossen werden“, so Thomas Meier, Fachbereichsleiter Schulen im Rathaus.