Hohenlimburg. Neuer Entwurf zum Umbau des Freibads Henkhausen heizt die Hohenlimburger Bäderdebatte neu an. Weiterer Bürgerentscheid ist aber unwahrscheinlich
Das Freibad Henkhausen soll mit einer Teilüberdachung ausgestattet werden – jedoch anders, als bisher kommuniziert. War bisher die Rede davon, dass das bestehende 50-Meter-Schwimmbecken zur Hälfte überdacht wird, sieht der jüngste Entwurf eine andere Lösung vor. Baudezernent Henning Keune machte am Donnerstag im Rat deutlich, dass angesichts der aktuell davongaloppierenden Preissteigerungen in der Baubranche das ursprüngliche 50-Meter-Becken geteilt werden müsse, damit der Förderrahmen gehalten werden kann und „das Projekt preislich nicht völlig aus den Fugen gerät“.
Becken nur 25-Meter lang
Die aktuelle Planung sieht demnach künftig in Henkhausen ein überdachtes Schwimmbecken von nur noch 25 Metern Länge und mindestens 12,5 Metern Breite vor, ausgestattet mit einem Hubboden. So erreiche das Bad immerhin noch die bisherige Dimensionierung des Lennebades, so Keune. Die Seitenwände sollen zur Freibad-Saison im Sommer geöffnet werden können. Außerdem würden im Außenbereich ein weiteres, etwa 15 Meter langes Nichtschwimmerbecken vorgesehen sowie ein Kinderplanschbereich. Allerdings, so betonte Keune, seien die ersten Entwurfsskizzen planerisch derzeit noch nicht belastbar und somit auch nicht präsentierbar.
Einsparungen im Betrieb
Die erforderlichen Umplanungen machten weiter ein Ganzjahresschwimmen in Henkhausen möglich. Keune betonte, dass der Hohenlimburger Schwimmverein der ursprünglichen Variante den Vorzug geben würde: „Allerdings wird dort diese sehr gute Lösung für das Ganzjahresschwimmen mitgetragen.“ Zumal durch die Neudimensionierung sich beispielsweise die Wärmeleistung um 900.000 Kilowattstunden pro Jahr reduziere und somit auch die laufenden Kosten begrenzt würden.
Bezirksregierung informiert
Mit der Bezirksregierung hat die Stadt Hagen angesichts der erheblichen Modifikationen auch schon Kontakt aufgenommen, um die im Raum stehende Förderkulisse nicht zu gefährden: „Arnsberg sieht zunächst keine größeren Probleme, diese Lösung zu verfolgen“, fasste der Baudezernent die Gespräche mit der Kommunalaufsicht zusammen. Die Stadt sieht in der Planung keinen Neubau, sondern weiter einen Umbau im Bestand des Freibades. Über die veränderte Planung wird der Rat im August im Rahmen einer Sondersitzung beraten und dann auch entscheiden müssen.
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Schmidt: „Täuschung von Wählern“
Frank Schmidt, Sprecher von BfHo/Die Partei und Mit-Initiator des Bürgerbegehrens zum Lennebad, stellte fest, dass die Veränderungen nichts mit dem zu tun hätten, was den Wahlberechtigten in Aussicht gestellt worden sei. Das Bad verliere damit anders als zugesichert nun seinen Freibad-Charakter.
Anderer Entwurf vor Bürgerbegehren
Im März war ein Bürgerentscheid für den Erhalt des Richard-Römer-Lennebades gescheitert, der Ratsbeschluss von 2021 für den Abriss des Bades und den Ausbau des Freibades in Henkhausen zum Ganzjahresbad blieb bestehen. Für Henkhausen geworben wurde im Vorfeld allerdings mit einer Skizze, die eine eingeschossige Halle zeigt, die das 50-Meter-Becken zur Hälfte überdacht – und nicht wie nun dargestellt einem überdachten 25-Meter-Becken.
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„Die Menschen wurden vor dem Bürgerbegehren nach Strich und Faden getäuscht“, sagt Schmidt angesichts der jüngsten Änderungen. Einen erneuten Bürgerentscheid anzustreben, so weit will er allerdings nicht gehen und verweist auf die weiteren Verzögerungen im Bau, die dies bedeuten würde. Für Montag sei eine Sitzung vom Vorstand des Fördervereins Lennebad angesetzt, wo das weitere Vorgehen besprochen werde.
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Abriss des Lennebades steht fest
Dass es keinesfalls eine Renaissance des Lennebades geben werde, machte Henning Keune im Rat deutlich. Der dortige Umbau habe schon damals mit 7,2 Millionen Euro den Kostenrahmen überschritten. Nach den erneuten Preissteigerungen sei die dortige Sanierung vollkommen illusorisch. Zudem lasse der enge Zeitplan keinen erneuten Wechsel der Projekte zu.
HSV: „Kompromisslösung“
Der Hohenlimburger Schwimmverein (HSV), der das Freibad Henkhausen betreibt und mit der Stadt den Umbau plant, unterstreicht auf Anfrage die Aussagen des Baudezernenten. „Für den HSV ist es eine gute Lösung, die wir mitgehen“, sagt der Vorsitzende Karsten Menzel. „Es ist ein Kompromiss, ganz klar. Aber das ist im Moment das einzig Machbare unter den geschilderten Bedingungen.“
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Keine neue Mitgliederbefragung
Am 4. November vergangenen Jahres hatte sich der Vorstand des HSV im Rahmen einer Mitgliederversammlung zum damaligen Stand der Planung den Rückhalt des Vereins gesichert. Eine erneute Befragung der Vereinsmitglieder zu den jüngsten Änderungen wird es nicht geben. „Die Versammlung hat uns den Auftrag gegeben, das ganzjährige Schwimmen in Henkhausen umzusetzen und wir sehen nicht, das die Änderung der Planung eine neue Mitgliederversammlung erfordert“, so Menzel.
Finaler Entwurf steht aus
Wie schon die Stadt betont auch der HSV-Vorsitzende, dass es noch keine endgültige Planung gibt, wie das Freibad Henkhausen nach dem Umbau aussehen wird. Eine Skizze mit dem vorläufigen Entwurf, der einen Einblick in den aktuellen Stand der Gestaltung geben würde, werde man der Öffentlichkeit nicht zur Verfügung stellen – auch um Spekulationen vorzubeugen. Nüchtern reagiert Menzel auf Bedenken, die angesichts der angegebenen 12,5 Meter Breite für das künftigen Schwimmbecken aufkommen. Sollte das Becken künftig diese Breite haben, wären hochklassige Wasserball- und Schwimmturniere in Henkhausen nicht mehr möglich.
Beckenbreite noch unklar
Ob das Becken aber nur 12,5 Meter breit wird, das sei noch nicht geklärt und Teil laufender Diskussionen. Wenn es nach dem Vorstand ginge, müsste es breiter werden, „aber es gibt auch Richtlinien für Schul- und Lehrschwimmen, die wir beachten und vernünftig einarbeiten müssen. Und es gibt den Kostenfaktor, der als Damoklesschwert über allem schwebt.“
Gesamtkosten ungewiss
Ebenfalls noch unklar ist, wie hoch unterm Strich die Gesamtkosten des Umbaus liegen werden. „Wir arbeiten mit dem Architekten und der Stadt am finalen Entwurf und hoffen, dass wir hier Mitte bis Ende Juli Klarheit haben.“