Menden. Matthias Eggers (36) will für die CDU in den Landtag. Der Mendener spricht im Interview über eine Wahlschlappe, seine Frau und die Bundeswehr.

Matthias Eggers will für die CDU in den Landtag einziehen. Der 36-jährige Mendener erklärt im Interview, worüber er mit seiner Frau redet, was er bei der Bundeswehr gelernt hat und warum Friedrich Merz aus seiner Sicht der CDU den Weg in die Zukunft ebnet.

Bei einer Schülerabstimmung an einem Gymnasium in Hemer haben Sie 7,6 Prozent der Stimmen bekommen. Was ist da passiert?

Ich glaube, dass man es als CDU-Politiker bei Oberstufenschülern nicht ganz leicht hat. Das war nicht unbedingt eine Welt, in der man sich mit CDU-Politik gut schlagen kann. Ich habe für mich analysiert, wo ich hätte besser sein können. Aber die Themen passten nicht. Es ging um Klimakrise, Bildungskrise und Flüchtlingskrise, nur um Krisen. Hätte man sich mit wirtschaftlicher Entwicklung beschäftigt, mit Infrastruktur, dann hätte ich vielleicht mehr punkten können.

Ist es das alleine?

Die Mitbewerberin der Grünen hatte an die 60 Prozent, das war sehr eindeutig.

Hatte sie aus Sicht der Altersgruppe vielleicht die besseren Antworten auf die Themen?

Sie hat sehr emotional reagiert, sie hat über ihre Arbeit mit Flüchtlingen geredet. Ich bin derjenige, der deutlich gesagt hat, welche Lehren wir aus 2015 ziehen müssen. Was ist jetzt zu tun? Ich habe politische Entscheidungen begrüßt, dass die Flüchtlinge jetzt in Arbeit kommen. Aber man muss auch über Fehler reden, zum Beispiel bei der Registrierung. Wir machen zum Teil die gleichen Fehler erneut.

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Landtagswahl 2022: Mendener CDU wieder mit eigenem Kandidaten

Sie sind seit langer Zeit wieder ein Mendener Kandidat in der CDU...

So lange ist das gar nicht her. Das ist zehn Jahre her. Vorher hat mit Hubert Schulte auch ein Mendener 15 Jahre dem Landtag angehört.

Es ist aber Anspruch der Mendener CDU, ihren eigenen Kandidaten durchzubringen, oder?

Natürlich, der Anspruch ist da. Aber das alleine ist es nicht.

Marco Voge ist 2017 für die CDU im Kreis in den Landtag eingezogen. Dann wollte er Landrat werden. Die Stimme für den Kreis in Düsseldorf verfiel. Planen Sie auch nur auf Zeit?

Als Marco Voge in den Landtag kam, habe ich überhaupt keinen Gedanken daran verschwendet, dass ich mal Landtagskandidat werde. Er hat dann für sich die Entscheidung getroffen, Landrat zu werden und ist das auch geworden. Bei mir muss man nicht davon ausgehen, dass ich Landrat werden möchte. Ich gehe davon aus, dass Marco den Anspruch hat, das noch viele Jahre lang zu machen und er auch die Möglichkeiten dazu hat.

Sie waren viele Jahre lang Hobbypolitiker, sie wären als Landtagsabgeordneter hauptberuflich in der Politik. Wie kommt es zu diesem Perspektivwechsel?

Ich bin ein politischer Mensch. Ich habe sehr früh mit Politik an angefangen, mit 23 zum ersten Mal für den Rat kandidiert. Ich bin mit 15 Jahren in die Junge Union eingetreten, mit 16 Jahren in die CDU, hab mich da sehr früh engagiert. Mein beruflicher Hintergrund spielt natürlich auch eine Rolle, wobei wir auch nicht nur Politik beraten. Für mich ist diese Kandidatur der nächste Schritt. Natürlich ist das für mich auch mit einem Risiko beruflich verbunden. Ich bin selbstständig, am Unternehmen beteiligt und Geschäftsführer.

Gibt’s einen Weg zurück?

Darüber mache ich mir keine Gedanken aktuell. Ich bin mir aber darüber bewusst, dass es ein Mandat auf Zeit ist. Und ein Mandat auf Zeit kann auch wieder enden. Wir haben es 2012 leidvoll erleben müssen, als Wolfgang Exler bei der vorgezogenen Landtagswahl sein Mandat verloren hat.

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Ausbildung bei der Bundeswehr – Matthias Eggers lernte bei der Truppe

Sie haben eine Ausbildung bei der Bundeswehr gemacht. Wie kam es dazu?

Ich habe kein Abitur gemacht, nur Fachabitur und wollte dann eine Ausbildung machen. Das war 2004. Damals gab es den sogenannten Ausbildungspakt der Bundesregierung Schröder. Da hat auch die Bundeswehr zusätzliche Stellen ausgeschrieben. Es war eine sehr kurzfristige Entscheidung. Ich habe meine Eltern damit überrumpelt. Sie hatten eher die Vorstellung von Abi und einem Jura-Studium. Ich bin in die Truppenverwaltung gegangen.

Was haben Sie beim Bund gelernt?

Diese drei Jahre haben mir sehr viel gebracht. Ich habe einerseits gelernt, was in der Verwaltung falsch läuft. An der Bundeswehrverwaltung konnte man echt verzweifeln. Zum Jahresende wurde immer überflüssiges Zeug gekauft, weil die Haushaltsmittel wegmussten. Die Strukturen waren sehr stur. Aber ich bin auch mit einem Umfeld konfrontiert worden, was ich so gar nicht kannte. Ich war erst auf dem Walburgisgymnasium und eine Zeit lang auf einem Internat. Da waren auch Zeitsoldaten, die eine ganz andere Lebensrealität hatten als ich.

Wie haben Sie das alles erlebt?

Es war sehr spannend. Es war eine Phase der Umstrukturierung bei der Bundeswehr. Damals wurden auch Standorte geschlossen, beispielsweise Hemer. Ich war einer der letzten, der die Kaserne verlassen hat. Ich war in Unna. Wir wurden aber überall rumgeschickt.

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Eggers und seine Frau Marjan: Eine schwarz-grüne Koalition am Kaffeetisch

In Ihrem Privatleben gibt es eine Besonderheit. Ihre Frau ist Kreisvorsitzende der Grünen und organisiert auch Wahlkämpfe. Worüber reden Sie am Kaffeetisch, beim Mittagessen, beim Abendessen?

Kaffeetisch gibt es in letzter Zeit sehr selten, Mittagessen gibt es auch nur sehr selten. Wir sehen uns morgens, wenn sie um viertel nach sieben das Haus verlässt. Und dann sehen wir uns erst wieder, wenn ich abends zuhause bin. Ich weiß, dass es viele sehr interessant finden, weil sie denken, dass wir uns den ganzen Tag nur fetzen und politisch unterschiedlicher Auffassung sind. Das ist aber eigentlich gar nicht so. Es gibt viele ganz normale private Dinge, die in jeder Familie auf der Tagesordnung stehen. Klar, wir reden auch über Politik. Wir tauschen auch Argumente aus, wenn kommunalpolitische Entscheidungen anstehen. Wir reden auch über die große Politik. Aber oft stimmen wir uns auch gegenseitig zu. Ich glaube, dass es ein großer Vorteil ist, wenn ein Partner die Politik kennt und auch Verständnis dafür hat, wenn Termine anstehen.

Wo sind die Grenzen?

Meine Frau würde nicht mithelfen, Flyer für mich zu verteilen. Sie würde auch nicht mit mir am Wahlkampfstand stehen. Sie macht auch keine Termine mit mir.

Gibt’s Tabuthemen?

Nein, wir können uns über sämtliche politische Themen austauschen. Wenn es irgendetwas Kommunalpolitisch Internes ist, würden wir uns nicht darüber austauschen. Meine Frau lässt mich nicht über die Grünen-Anträge schauen.

Wenn man über ihre Website schaut, sieht das nach dem ganz klassischen Familienbild aus. Dabei sind Sie doch eher eine gut funktionierende Patchwork-Familie.

Ja, das sind wir. Man kann das so nennen, klar. Ich glaube, dass das gut funktioniert.

Warum stellen Sie das nicht auch so dar? Sie schreiben „unser Sohn“...

Ich könnte auch von meinem Stiefsohn schreiben. Aber ich finde diese Bezeichnung so furchtbar. Wir sind eine Familie. Das sehe ich so. Und deshalb kann ich das auch so benennen.

Landtagskandidat in Menden: Matthias Eggers (CDU) in der Redaktion.
Landtagskandidat in Menden: Matthias Eggers (CDU) in der Redaktion. © Westfalenpost | Arne Poll

Was muss die CDU besser machen, Matthias Eggers?

Zurück zu den Oberstufenschülern: Was kann die CDU denn besser machen, um junge Menschen abzuholen?

Ich glaube, dass die CDU in den vergangenen Jahren Fehler gemacht hat. Sie hat Themen für junge Menschen einfach vernachlässigt. Wenn ich das Thema Klima sehe. Ich finde es unmöglich, dass sich in der CDU Menschen wegen des Klimastreiks von Fridays for Future aufregen. Es kommen immer diese unsäglichen Argumente, dass sie in die Schule gehen und lernen sollen. Wir sollten alle erkennen, dass es eines der wichtigsten Themen überhaupt ist. Das darf trotz der anderen aktuellen Themen nicht hintenangestellt werden. Dabei gibt es in der CDU etliche, die das schon vor Jahren nach vorne gebracht haben. Dann ist es vernachlässigt worden und das hat sich festgesetzt. Rezo (bekannter Youtuber „Vernichtung der CDU“, Anmerkung d. Red.) hat ein Themenfeld angesprochen. Und die CDU hatte keine Antworten.

Die CDU hat Friedrich Merz zum Vorsitzenden gewählt. Er symbolisiert für viele ein Bild aus den 90er Jahren...

Ich mag das nicht, wenn man das so sagt. Friedrich Merz ist jemand, der für etwas Konservatives in der CDU steht. Er ist auch sicherlich konservativer als ich. Er hat sicherlich auch in vielen politischen Feldern andere Ansichten als ich. Aber er hat sich deutlich durchgesetzt. Er hat eine deutliche Mehrheit innerhalb der CDU. Und er hat Schwung in die CDU gebracht. Es sind Leute in die CDU eingetreten. Er ist jetzt der richtige an der Stelle, um klare Kante zu zeigen. Ich hätte aber auch mit Norbert Röttgen gut leben können.

Es ist nicht mehr lange zur Wahl. Für die CDU wird’s knapp, wenn man den Umfragen glaubt.

Es reicht wahrscheinlich nicht, um eine schwarz-gelbe Koalition fortzusetzen. Ich würde das sehr schade finden, weil ich glaube, dass diese Koalition in den letzten fünf Jahren einiges auf den Weg gebracht hat. Aber die Karten werden neu gemischt, wenn gewählt worden ist. An erster Stelle steht für mich das Direktmandat. Mit Listenplatz 98 werde ich darüber keine Chance haben. Ich würde gerne in der Regierung arbeiten. Ich zitiere Franz Müntefering: Opposition ist Mist.

Wer wäre dann für Sie der ideale Koalitionspartner?

Ich glaube schon, dass es etliche Schnittmengen mit der FDP gibt, auch mit den Grünen und der SPD. Aber ich will mich nicht festlegen. Eine Zweier-Koalition wäre auf jeden Fall besser. Aber es gibt auch erfolgreiche Dreier-Koalitionen.