Menden. SPD-Kandidatin Inge Blask (62) tritt mit Amtsbonus bei der Landtagswahl an. Sie redet im Interview über die Mendener SPD und Duschen auf dem Flur.

SPD-Kandidatin Inge Blask tritt als einzige Kandidatin mit Amtsbonus bei der Landtagswahl an. Die 62-Jährige redet im Interview über die Bedeutung von Landespolitik, die Mendener Genossen und Duschen auf dem Flur.

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Die Landtagskandidaten aus unserem Wahlkreis haben eine Whatsapp-Gruppe. Was bespricht man da?

Inge Blask: Wir hatten in Hemer im Gymnasium eine Podiumsdiskussion. Und wir wollten in Menden auch etwas machen und haben uns überlegt, in Menden selbst etwas zu initiieren. Das war gar nicht so einfach. Für die Termine haben wir dann die Whatsapp-Gruppe eingerichtet.

Wie nehmen Sie die Stimmung vor der Wahl wahr? Auf Landesebene wird gerungen. Aber bei vielen Bürgern scheint das noch nicht angekommen zu sein?

Die Umfragen sagen, dass es knapp wird. Deshalb geht es in den kommenden Wochen wirklich um jede Stimme. An den Wahlkampfständen hatte ich den Eindruck, dass viele Menschen schon gewählt haben.

Inge Blask: Gibt ausreichend Themen, über die man sprechen kann

Aber woran macht man eigentlich als Briefwähler seine Wahl fest? Die landespolitischen Themen spielen ja aktuell in der Wahrnehmung kaum eine Rolle, oder?

Ich glaube, wir haben eine Menge landespolitischer Themen. Von der Landesregierung kommt da allerdings nicht viel. Da wird lieber mit dem Finger nach Berlin gezeigt. Ich glaube, wir hätten genügend landespolitische Themen, über die es sich zu sprechen lohnt: Schule, Polizei, Verkehr. Leider rückt das in den Hintergrund.

Auf viele Menschen rasselt eine Themenflut ein. Wie soll man da als Bürger noch unterscheiden, was Land, Bund oder Kommune entscheiden?

Natürlich steht man als Partei mit seinen Werten da. Es geht um Gerechtigkeit, Freiheit und Solidarität. Das sind unsere Grundwerte, die wir in unserem Wahlprogramm ausgearbeitet haben. Dann geht es natürlich auch um Personen, die Spitzenkandidaten. Bei den konkreten Themen wie der Schulpolitik, die Schüler, Eltern und Lehrer im Moment erleben, wissen die Menschen schon sehr gut, wo das herkommt, wo diese Politik gemacht wird. Das ist schon auch klar zuzuordnen.

Sie werden mit Listenplatz vier sehr sicher dem neuen Landtag angehören. Haben sie da überhaupt noch den Willen in den Wahlkampf zu ziehen?

Natürlich habe ich den Willen, den Wahlkreis direkt zu gewinnen. Dass das geht, habe ich ja schon 2012 einmal gezeigt. Wenn ich daran denke, wie von Hubert Schulte die Wahlergebnisse früher waren… Die CDU hat in diesem Wahlkreis in den vergangenen Jahrzehnten heftig verloren.

Sie wären zum dritten Mal im Landtag. Sie haben Opposition und Regierung erlebt. Was war schöner?

Regieren ist natürlich schöner. Wenn man etwas gestalten kann, wenn man sich einbringen kann… Das ist so.

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Inge Blask: Herausforderungen für Südwestfalen

Mit wem können Sie am besten gestalten?

Thomas Kutschaty bringt als Ministerpräsidentenkandidat sehr viel Erfahrung mit. Er ist sehr sympathisch. Ich arbeite sehr gerne mit ihm zusammen. Natürlich haben wir unsere Schul-Experten, die die Themen besetzen. Thomas Kutschaty sagt, dass Schule zur Chefsache werden soll. Er macht das sehr deutlich. Ich arbeite gerne in dem Bereich mit, in dem ich schon tätig bin, nämlich Umwelt, Frauen und Wirtschaft. In dem Bereich will ich mich noch stärker engagieren. Auf unsere Wirtschaftsregion Südwestfalen warten eine Menge Herausforderungen. Wir brauchen mehr erneuerbare Energien, wir müssen die Unternehmen umgestalten. Wir müssen den Nahverkehr ausbauen.

In der Vergangenheit war die SPD immer auf die Grünen festgelegt. Ist das auch weiter so?

Thomas Kutschaty hat sich für die Grünen ausgesprochen. Aber wenn es eine Ampel sein muss, wird es vielleicht auch eine Ampel. Das kommt auf die Mehrheitsverhältnisse an.

Sie waren jahrelang normale Abgeordnete. Welche Ambitionen haben Sie, einen Ausschussvorsitz, ein Ministerinnenamt?

Ich habe natürlich vor, mich wieder in der Fraktion einzubringen. Es wird viele Neue geben. Ich denke, dass ich mich mit meiner Erfahrung einbringen kann.

Man stellt in einer Fraktion auch Ansprüche...

Man sollte das Fell erst teilen, wenn der Bär erlegt ist. Es macht keinen Sinn, drei Wochen vorher darüber zu reden. Das diskutieren wir ab dem 16. Mai, dem Montag nach der Wahl.

Inge Blask (SPD) will zum dritten Mal in den Landtag. Sebastian Meisterjahn aus Menden wollte ihr die Kandidatur streitig machen.
Inge Blask (SPD) will zum dritten Mal in den Landtag. Sebastian Meisterjahn aus Menden wollte ihr die Kandidatur streitig machen. © Westfalenpost | Arne Poll

Ein Blick zurück: Die Mendener SPD hätte gerne mit Sebastian Meisterjahn einen eigenen Kandidaten an Ihrer Stelle aufgestellt. Wie ist mittlerweile das Verhältnis?

Wir hatten jetzt erst wieder einen gemeinsamen Wahlkampfstand. Ich war auch zur Vorbereitung des Wahlkampfes bei der SPD in Menden. Ich denke, dass wir gut zusammenarbeiten. Wenn es darauf ankommt, muss man an einem Strang ziehen.

Eine Zweckgemeinschaft und ein gutes Team sind ein Unterschied.

Ich kann nur von meinen letzten Gesprächen berichten. Und die waren sehr sehr freundschaftlich. Menden ist Menden. Plettenberg ist Plettenberg. Die Menschen und ihre Bedürfnisse sind unterschiedlich. Das alles unter einen Hut zu bringen, ist immer eine große Herausforderung. Aber wir kriegen das gut hin.

Letzte Kandidatur vor der Rente für Inge Blask

Wie lange möchten Sie Landtagsabgeordnete bleiben?

Es ist wahrscheinlich meine letzte Kandidatur. Ich bin dann 67. Ich glaube, in dem Alter darf man dann auch in Rente gehen. Man muss sich das nicht offenhalten.

Im Wahlkampf ist oft die frühere Bundestagsabgeordnete Dagmar Freitag dabei. Warum tritt man da selbst als Kandidatin hinter sie zurück?

Das sehe ich überhaupt nicht so. Die meisten Termine habe ich ohne sie gemacht. Das war gerade bei einem Termin in Menden. Ich mache meinen Wahlkampf alleine. Aber in Gedanken ist sie bei mir. Wenn man politische Arbeit macht, ist man politisch interessiert. Sie schreibt mir ab und zu mal.

Gibt sie auch Tipps?

Ich habe die letzten zehn Jahre mit ihr zusammengearbeitet. Wir waren ein eingespieltes Team. Das braucht sie heute nicht mehr. Ich habe viel gelernt von ihr.

Was vor allem?

Dass man nicht nur bei Wahlkämpfen vor Ort sein darf. Man muss sich um die gesamte Zeit um den Wahlkreis, um die Menschen kümmern. Das war in den letzten zwei Jahren sehr schwierig. Es gab keine Veranstaltungen, keine Treffen. Das war auch für mich eine schwierige Situation.

Klares Votum für Parteiausschluss von Gerhard Schröder

Hendrik Wüst fordert von der SPD Gerhard Schröder aus der Partei zu werfen und macht das zum Wahlkampfthema. Wie stehen Sie dazu?

Das Parteiausschlussverfahren läuft. Als Politiker müsste Hendrik Wüst wissen, dass so etwas nicht so einfach geht. Dafür gibt es ein klares Verfahren. Und das läuft. Man kann Leute nicht so einfach aus der SPD werfen. Das geht leider nicht.

Sie sagen „leider“...

In diesem Fall ja… Es könnte auch schneller gehen. Er spricht nicht mehr für die SPD, vermittelt aber den Eindruck, er würde für die SPD sprechen. Das kann man so nicht akzeptieren, das ist parteischädigend und damit auch ein klarer Ausschlussgrund.

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Die Landtagscouch und frischer Anstrich fürs Zimmer

Wenn Sie gewinnen, was ändert siech ganz praktisch für Sie? Gibt’s ein neues Büro, einen neuen Anstrich?

Die Arbeitsverträge meiner Mitarbeiterinnen sind befristet. Sie müssen verlängert werden. Es wird auch Veränderungen bei den Büros geben. Es kann sein, dass ich umziehen muss.

Muss man sich selbst kümmern?

Da kommt jemand von der Landtagsverwaltung. Es wird darüber gesprochen. Ich habe zum Beispiel eine graue Couch in meinem Büro. Das ist die Landtagscouch, ein Standardmodell von 1984. Manche wollen die gar nicht, dann kommt die wieder raus. Ursprünglich war es so, dass viele Abgeordnete damals noch dort geschlafen haben. Man kann die Couch auseinanderklappen und darauf schlafen. Es gibt auch Duschen auf den Fluren.

Dann begegnet Ihnen morgens im Morgenmantel Hendrik Wüst in Badeschlappen auf dem Flur?

Theoretisch ja (lacht). Die Flure sind allerdings nach Fraktionen sortiert. Man ist in der eigenen Fraktion, aber man könnte jemandem begegnen. Heute schläft man an den Plenumstagen aber vor allem in Hotels. Wir haben drei oder vier zur Auswahl. Da gehen die Sitzungen meistens um 22 Uhr zu Ende. Das macht keinen Sinn, nach Hause zu fahren, wenn man morgens wieder da sein muss.