Haspe. Beim Erbsensuppenessen in Haspe wurde am Samstagmorgen kein Bolzen verliehen. Und es wurde auch kein Wachholder ausgeschenkt. Aus gutem Grund.
Es war ein durchaus berührender Moment, als Fritz Gerke (89) ans Mikrofon trat und sich im Hasper Vereinshaus Bonifatius für die Verleihung der Heimatkette bedankte: „Das ist eine Wertschätzung, wie ich sie noch nie erleben durfte“, sagte der Obermeister der Wolkenschieber und wandte sich sodann an seinen Vorgänger Dieter Friedhoff, der die Laudatio gehalten hatte: „Ich werde deine wunderbare Rede nie vergessen, mein Junge.“
Es war eben kein Erbsensuppenessen wie jedes andere, zu dem der Hasper Heimat und Brauchtum Verein (HHBV) am Samstagmorgen rund 150 Gäste geladen hatte. So manches bekannte Gesicht aus Hagen fehlte wegen einer Coronainfektion, und überhaupt das Virus: Zwei Jahre lang hatten die Hasper während der Pandemie auf ihre fünfte Jahreszeit verzichten müssen, desto größer war daher das Verlangen, endlich zur geliebten Kirmes-Normalität zurückkehren zu dürfen. „Eine solche Durststrecke galt es noch nie zu überwinden“, sagte HHBV-Sprecher Michael Eckhoff: „Nie zuvor seit dem Krieg ist die Kirmes ausgefallen.“
Eine bittere Zeit
Die vergangenen zwei Jahre seien eine bittere Zeit gewesen. Und weil nicht nur das Brauchtum in Haspe, sondern weite Teile des öffentlichen Lebens lahm gelegen hatten, entschied der HHBV-Vorstand, diesmal keinen Bolzen zu verleihen: „Es ist ja wenig passiert, was vielleicht Anlass für einen Bolzen gegeben hätte“, so Eckhoff: „Und einen Grund an den Haaren herbeiziehen wollten wir nun auch wieder nicht.“
Hagen: Impressionen vom Erbsensuppenessen in Haspe
Corona wurde diesmal durch die Sonne ersetzt – so mögen es zumindest einige der Besucher des Erbsensuppenessens empfunden haben. Denn wegen der zu erwartenden Nachmittagshitze wurde während der zweistündigen Veranstaltung im Boni kein Wachholder ausgeschenkt.
Nachdem sich einige Gäste beschwert hatten, ergriff Thomas Eckhoff das Mikrofon: „Wir haben bei dieser Entscheidung an eure Gesundheit gedacht. Seht es uns nach!“ Und HHBV-Präsident Jörg Bäcker ergänzte: „Trinkt viel, aber bitte kein Bier und keinen Wachholder. Viel Wasser – das ist wichtig bei diesem Wetter.“
Löffelträger dürfen kosten
Nur die neuen Löffelträger durften auf der Bühne von dem eigentlich unverzichtbaren Hasper Maggi kosten. Bezirksbürgermeister Horst Wisotzki, rhetorisch in Bestform, schlug den amtierenden Iämpeströter Armin vom Orde sowie Kerstin Eckhoff, Uwe Schwien, Vanessa Weber und Michael Dahlbüdding zu Wachholderrittern. „Wir sind wieder zusammen“, sprach Wisotzki dem Publikum aus der Seele: „Danach haben wir uns zwei Jahre lang gesehnt.“ Die neuen Ritter titulierte er als „Menschen eines edlen und hingebungsvollen Schlages von epischer Rarität“.
Aber auch der langjährige HHBV-Präsident und ehemalige Hagener Oberbürgermeister Dietmar Thieser wurde auf die Bühne gebeten und von Herbert Gitt zum „Eierlikörkönig“ ausgerufen – ein Getränk, das ihm durchaus zusage, wie Thieser schon vor der Veranstaltung verraten hatte: „Aber am besten schmeckt der Selbstgemachte.“
Bäcker verleiht Verdienstmedaillen
Mit der Verdienstmedaille zeichnete Bäcker Daniel Romero („Ein Mann von unglaublicher Hilfsbereitschaft“), Jens Bergmann (Vorsitzender des Heimatbundes und Auto des Buches „Haspe – eine Zeitreise“) und Dirk Jungnitsch (Schatzmeister der Volmefunken und Organisator eines Wagenbauseminars) aus.
Und Dario Weberg, Intendant des Theaters an der Volme, führte als Prof. Dr. Dr. Hagen von Hagen launig durch die Hagener Geschichte, wobei er überzeugend darlegen konnte, wie aus einer kleinen Siedlung die kulturelle und wirtschaftliche Vorzeigemetropole entstand, an der sich andere Großstädte ein Beispiel nehmen könnten. Für Geschichtsinteressierte waren das ganz neue Fakten.