Attendorn/Wiehl. Susi Schlott kann wegen des Lockdowns nicht im Fitnessstudio arbeiten. Anstatt sich zu ärgern, arbeitet sie an sich selbst – mit To-do-Listen.

Seit fast vier Monaten ist es ungewohnt still auf der Fläche. „Das ist total komisch. Hier läuft sonst immer Musik, man redet mit den Leuten und pusht sich gegenseitig“, erzählt Susanne Schlott, die hier eigentlich alle nur „Susi“ nennen. Die Sport- und Fitnesskauffrau arbeitet normalerweise an fünf Tage pro Woche in den Fitnessstudios „Mrs Sporty“ in Attendorn und Plettenberg. Dann kam der Lockdown, mit ihm die Schließung der Studios und damit viel Zeit. Zeit, die Susi intensiv nutzt. Um ihre Verhaltensmuster zu hinterfragen, einige von ihnen aufzubrechen und sie neu zu überschreiben. Sie setzt sich mit Themen wie Persönlichkeitsentwicklung auseinander, beschließt, Vegetarierin zu werden. Die 25-Jährige kann dem Lockdown auch etwas Positives abgewinnen: „Wenn es den Lockdown nicht gegeben hätte, weiß ich nicht, ob ich diese Veränderungen so vorgenommen hätte.“

Fit bleiben fürs Hobby

Susi arbeitet seit mittlerweile fünf Jahren bei „Mrs Sporty“. „Sport ist meine Leidenschaft. Deswegen habe ich mein Hobby zum Beruf gemacht“, sagt sie. Sie liebt es, sich zu bewegen und damit ihrem Körper etwas Gutes zu tun. Für sie ist Sport keine Qual, die man eben über sich ergehen lassen muss, wenn man abnehmen oder schlank bleiben will. Eine Sporteinheit ist für sie vielmehr ein Ausdruck dafür, dass sie sich selbst wichtig ist. Und dazu gehört auch ein fitter Körper. „Ich trainiere zwei bis drei Mal die Woche mein individuelles Krafttraining und gehe zwei Mal die Woche laufen“, erzählt Susi. Diese Ausdauereinheiten seien ihr wichtig, um fit zu bleiben, wenn es irgendwann wieder mit dem Mannschaftssport weitergeht. In ihrer Freizeit spielt die 25-Jährige nämlich Fußball beim FC Wiedenest-Othetal (Bergneustadt). Ein Hobby, das sie genauso sehr vermisst wie der persönliche Austausch mit den „Mrs Sporty“-Mitgliedern.

Alltag mit to-do-Listen

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Statt sich pausenlos darüber zu ärgern, was sie alles nicht machen kann, konzentriert sich Susi auf das, was sie beeinflussen kann: ihr Mindset. „Die ersten zwei Wochen des jetzigen Lockdowns habe ich wie Urlaub wahrgenommen. Ab der dritten Woche habe ich aber gemerkt, dass ich jetzt so viel Zeit für mich selbst habe wie noch nie. Und kam dabei ins Nachdenken“, erzählt Susi. Da sie gerne einen strukturierten Tagesablauf hat, macht sie sich auch im Lockdown einen Plan mit to-do-Listen. Mit Punkten zum Abhaken. „Ich schreibe mir keine konkreten Uhrzeiten auf, sondern teile mir die Aufgaben in ‘morgens’, ‘mittags’ und ‘abends’ ein.“ Morgens bzw. vormittags ist ihre Lieblingstageszeit, um ihr Krafttraining zu machen, am Nachmittag geht sie lieber laufen. Aber auch Punkte wie „einkaufen“, „kochen“ und „lesen“ stehen auf Susis Plan.

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So banal es vielleicht klingen mag – aber erst im Lockdown hat Susi das Lesen für sich entdeckt. „Davor habe ich mir eigentlich nie Zeit dafür genommen. Jetzt plane ich schon so 30 Minuten am Tag dafür ein, am liebsten abends.“ Dabei liest sie vorwiegend Sachbücher, die sich mit Themen wie Persönlichkeitsentwicklung beschäftigen. Es ist eine Arbeit an sich selbst, die sie wachsen lässt und ihr gleichzeitig Spaß macht.

Eine große Unterstützung für Susi ist ihre Chefin Carmen Breuer-Mentzel. Durch ihre Erfahrungen lernt sie viel dazu. Mit dem Thema Persönlichkeitsentwicklung und Mindset beschäftigt sich das gesamte Team schon sehr lange und intensiv. Das wird durch die wöchentlichen Online-Teammeetings, in denen es eben nicht nur um Sport und Ernährung geht, gestärkt. Das möchten sie auch an ihre Kunden weitergeben.

Und wenn der alte Alltag wieder da ist? „Sobald der normale Alltag wieder beginnt, ist es mein Ziel weiter zu wachsen und zum Beispiel das Lesen beizubehalten“, sagt Susi. Dazu gehöre, sich bewusst Zeit zu nehmen, auch für Selbstverständlichkeiten wie Essen.

Mehr Leistung durch Verzicht

Zu Susis Gelassenheit gehört auch eine Ernährungsumstellung. Sie ist Vegetarierin geworden. „Das ist nicht über Nacht gekommen, sondern schrittweise passiert“, erzählt die 25-Jährige. Der Fleischkonsum war eher eine Gewohnheit. Der Verzicht darauf fühlte sich anders, aber keinesfalls schlecht an. „Ich merke, dass ich jetzt viel mehr Leistung habe. Ich kann zum Beispiel schneller laufen, habe mehr Ausdauer und einen erholsameren Schlaf“, sagt Susi. Mit erhobenem Zeigefinger möchte sie andere aber nicht von ihrer neuen Lebensweise überzeugen. Jeder müsse für sich selbst entscheiden. So wie sie es auch für sich getan hat.

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Bei all den positiven Erkenntnissen, die sie in der Zeit des Lockdowns gewonnen hat: Auch Susi sehnt sich nach Normalität. „Ich freue mich so auf den Tag, wenn wir endlich wieder öffnen dürfen.“ Bis dahin wird sie noch das ein oder andere Kapitel gelesen und neue Kochrezepte ausprobiert haben.