Hagen. Der Hohenhof fasziniert Schöngeister und ist für Radfahrer ein beliebter Stopp. Warum im Garten dort derzeit Bauarbeiter Regie führen.
Der Bauzaun ist beiseite geschoben. Nun ja, dann geh’ ich auch ein paar Schritte aufs Gelände. Große Steinbrocken türmen sich auf. Und Mauerabdeckungen aus Beton, teils mit Moos bewachsen, liegen im Gras. Die Wiese hinter dem Haus, pardon, hinter der ehrwürdigen Villa von Karl Ernst Osthaus, wirkt wie ein Baustofflager.
Verständlich, denn die historische Außenanlage rund um den Hohenhof in Hagen wird rekonstruiert. Bäume wurden aus diesem Grund gefällt, was für große Empörung bei den Bürgern sorgte. Aber darum geht’s mir in diesem Moment nicht, ich schau’ mich hier am Museum Hohenhof, das an diesem Freitag geschlossen hat, einfach mal um.
Wiese seit langem nicht gemäht
Museal wirkt hier derzeit nichts, hier ist Baustellen-Flair angesagt. Ich stapf’ über die Wiese, die seit langem nicht gemäht worden ist. Stört mich nicht, wirkt wie eine naturbelassene, wilde Wiese. Der Bauzaun steht noch immer offen, also raus auf den Schotterweg und hin zum Haupteingang. Dort sind drei Fahrräder platziert. Das schwere Haupttor ist nicht abgeschlossen. Ein Kellerfenster des Hohenhof-Museums ist weit geöffnet und gibt einen Blick ins Souterrain mit rotem Teppich frei.
Damen-Trio auf Radtour
Etwas entfernt höre ich Stimmen, ich folge dem Geräusch. Drei Frauen schauen sich auf dem Gelände um. Sie kämen aus Hohenlimburg, würden eine Radtour machen und dabei wäre ihnen die Idee gekommen, sich doch mal den Hohenhof anzuschauen, erzählt mir das Trio.
„Wir hatten weder auf dem Schirm, dass der Hohenhof-Garten restauriert wird, noch, dass das Museum wochentags geschlossen hat“, sagt eine der sportlichen Frauen. „Aber den Garten können wir uns ja wenigstens anschauen, das ist ja schon mal was“, ergänzt ihre Freundin. Danach würden sie runter zur Lenne fahren, „am Wasser ist es nicht so stickig“.
Na dann – „Weiterhin schöne Radtour für Sie“, sage ich und inspiziere ein großes Schild, das Auskunft gibt über den „Knotenpunkt 66“ im Rahmen von „Rad - Revier- Ruhr“.
Das Besondere am Hohenhof ist nämlich auch, dass er nicht nur ein Ankerpunkt der Route der Industriekultur ist, sondern sich im Laufe der Jahre auch zum beliebten Stopp auf Radtouren entwickelt hat.
Ich gehe um die Villa, die der belgische Architekt Henry van de Velde zu Beginn des 20. Jahrhunderts für den Kunstmäzen Karl Ernst Osthaus entworfen hat, herum. Der Verkehr der sich in der Nähe befindenden Autobahn ist ganz ordentlich zu hören. Dass hätte sich Osthaus, der einige Jahre mit seiner Familie das im Jugendstil errichtete, prachtvolle Gebäude bewohnt hat, wohl kaum vorstellen können.
Ein Bauwerk des Hagener Impulses
Der Garten der Villa – ein Bauwerk im Rahmen des „Hagener Impulses“ – lädt derzeit nicht zum Lustwandeln ein, aber dazu bin ich auch nicht hier. Es ist interessant zu beobachten, wie Bauarbeiter mit einem Bagger Schächte ausheben. Die Erde türmt sich abseits schon meterhoch.
Ein Arbeiter schlägt mit einem schweren Hammer einen Pfahl ins Erdreich. Also statt gediegener Musik im Villengarten lautes Hämmern und Baggerkrach.
Aber richtig so, schließlich soll das Areal bis zum Start der Internationalen Gartenausstellung IGA 2027 in seinen Ursprungszustand zurückversetzt sein. Und die Zeit bis dahin vergeht schnell.
Der stattliche Brunnen vor dem Gebäude-Ensemble wirkt verlassen. Kein Wasser, keine Fontänen erfreuen das Auge. Statt dessen liegt ein Wasserschlauch einsatzbereit auf dem Boden.
Spaziergänger drehen ihre Runde
Aus Richtung Buchenwäldchen kommen zwei ältere Männer mit Hunden. Die beiden unterhalten sich, bleiben kurz vor dem Zaun stehen, scheinen die Fortschritte, die die Baustelle macht, zu inspizieren, und gehen weiter. Vermutlich Anwohner, die täglich ihre Runde am Hohenhof drehen.
Etwas abseits auf der Wiese vor der Villa steht ein Dixi-Klo, nicht weit entfernt davon werden leere Cola-Plastikflaschen im Gras gesammelt. Hier wird eben gearbeitet. Doch heute anscheinend nicht mehr lange. Die Bauarbeiter räumen ihr Werkzeug weg und packen ihre Rucksäcke. Es ist Freitag, und das Wochenende ruft.
Alle Serienfolgen finden Sie online auch unter www.wp.de/neulich-in-hagen
Die Jugendstil-Villa Hohenhof, ein Museum des Hagener Impulses, ist eine Dependance des Osthaus-Museums. Öffnungszeiten des Gebäudekomplexes Am Stirnband 10: samstags und sonntags 11 bis 18 Uhr. Führungen sind online buchbar unter www.osthausmuseum.de