Menden. Am Ende stand das Publikum auf und sang gemeinsam John Lennons Friedenshymne. 350 Menschen setzten in Menden ein Zeichen gegen den Ukraine-Krieg.
„All we are saying is give peace a chance!“ Am Ende eines denkwürdigen Benefiz-Konzerts für die Ukraine steht das Publikum auf und singt gemeinsam mit allen Künstlern die Friedenshymne von John Lennon. Unter dem Motto „Make Music Not War“ haben auf der Wilhelmshöhe inMenden vier Bands für Menschen gespielt, die vor dem Krieg geflüchtet sind und Hilfe brauchen. Veranstalter Wilfried Kickermann vom Phono-Forum, von Moderatorin Janine Bauer zum „Bob Geldof von Menden“ geadelt, begann kurz nach dem Angriff mit der Planung. Dass ungeachtet der Pandemie 350 Menschen an diesem Freitagabend gekommen sind, verbucht er als Riesenerfolg.
Das Konzert ist denkwürdig, weil es diese großen emotionalen Momente hat. Alle hier, auf der Bühne und davor, wollen Zeichen für den Frieden setzen. Dass es auch blanke Wut gibt, drückt die Mendener „Schmerzfrei“-Sängerin Jenny in drei Worten aus: „F… you, Putin!“
10.000 Euro als Erlös
Sie sind mit dem Zusammenrechnen noch nicht ganz fertig, zu denen auch Lotterie- und Gastro-Erlöse gehören, aber Veranstalter Wilfried Kickermann zeigt sich am Sonntag auf WP-Anfrage schon sicher, dass es für die Ukrainehilfe auf jeden Fall fünfstellig wird.„Das ist eine tolle Summe, die sich da anbahnt, für die ich mich bei allen Beteiligten und dem Publikum nur herzlich bedanken kann“, sagt der Chef des Mendener Phono-Forums.Insbesondere zufrieden zeigt er sich mit der Technik an diesem Abend, die L&G aus Meschede unentgeltlich zur Verfügung gestellt hat. Ein Dankeschön sagt er indes auch der WP: „Ohne diese Vorberichte wäre es nicht so gut gelaufen.“
Die Bands „Virgin“, „Die Grafen“, „Schmerzfrei“ und „Ø:LI“ spielen ohne Gage für den guten Zweck, Hasecker Catering spendet den Erlös, die Stadt will keine Miete, Sponsoren fördern das Konzert: „Das ist eine gute Sache, wir können hier lokal helfen“, sagt Franziska Oelenberg von „Ø:LI“, die den Anfang des Benefizkonzerts macht. Mit leisen Akustik-Songs trifft die Bands die Stimmung des Publikums voll, und Franziskas Stimme ebnet den Weg in einen fulminanten Konzertabend. Jovana Dittrich und Dennis Chester von „Schmerzfrei“ können den Einmarsch der Russen in die Ukraine nicht verstehen. „Wenn wir die Bilder sehen, wird uns ganz anders, und hier können wir heute was Gutes tun.“ +++ Lesen Sie auch: Ukraine-Solidarität von Mendener Schülern: „Wir weinen mit“ +++
Für Band „Schmerzfrei“ erster Gig nach der Zwangspause
Für die Band war es nach zweieinhalb Jahren Corona-Zwangspause ein Comeback auf der Bühne. „Das ist heute doppelt schön, wie kehren zurück und spielen für einen guten Anlass“, sagt die neue Sängerin Jovana Dittrich.„Es ist schön, ein Teil der großer Helfergemeinschaft zu sein“, erklärt Rüdiger Schilling von „Virgin“. Es sei unglaublich, wie stark Menden bei Hilfe und Unterstützung ist, „und ich gebe gerne meinen Teil dazu“. Helmut Wockelmann von den „Grafen“ sagt: „Wir zeigen uns heute alle solidarisch mit der Ukraine. Denn was sich da abspielt, ist einfach nur grauenhaft.“ +++ Auch lesenswert: Menden, die Ukraine – und eine Freundschaft fürs Leben +++
Als „Die Grafen“ aus Letmathe nach Cockers „Unchain my heart“ und Lennons „Imagine“ durch sind, schmunzelt Sänger Mick Kochanski ins Mikro: „Das hier auf der Bühne hat uns allen so gefehlt, wir haben uns gefragt: Können wir das überhaupt noch?“ Der rauschende Beifall aus dem bestuhlten Saal dürfte Antwort genug gewesen sein.
Dann wird’s „Schmerzfrei“: die junge Band aus Menden holt die Leute mit Krachern wie BAPs „Verdamp lang her“ oder Liquidos „Narcotic“ von den Sitzen, und der Saal singt zum wiederholten Mal mit, als es im Finale einen ungewöhnlichen Mix aus „What’s going on?“ von den vier Nichtblonden und „Hey Jude“ von den Beatles auf die Ohren gibt. +++ Das könnte Sie auch interessieren: Ukraine-Krieg: Grenzenlose Hilfsbereitschaft in Menden +++
Und dann das Highlight dieses Abends: Was ein Thomas Hesse von „Virgin“ mit Schlapphut und Peace-Joppe auf seiner Fender veranstaltet, ist unbeschreiblich, diese Gitarren-Riffs bei „Hurricane“ von Neil Young oder Cohens „First we take Manhattan“ muss man gehört haben. Kongenial unterfüttert und getrieben wird Virgin von Drummer Friedbert Falke, dessen unfassbares Timing an Charlie Watts erinnert.
Dabei zählen „Virgin“ wie die „Grafen“ als Bands aus den Sechzigern mittlerweile zu den Bands in den Siebzigern – doch ungeachtet ihrer grauen Haare kommen die Rock-Opas mit großem Druck rüber. Virgin-Sänger Richard Hagel ist bei alledem auch immer noch ein Mann der großen Pose – die raue Stimme des coolsten 75-Jährigen östlich des Mississippi zieht immer noch alle in den Bann. „Prädikat: hörenswert“ – das gilt an diesem Abend für das ganze Konzert.