Fröndenberg/Iserlohn. In Iserlohn ist ein Teil des Ruhrtalradweges gesperrt. Die Umleitung ist nicht für jeden Radfahrer geeignet. Abhilfe gibt es erst in Jahren.
240 Kilometer ist er lang: Der Ruhrtalradweg, der Winterberg und Duisburg miteinander verbindet. Eigentlich gut fahrbar. Seit rund einem Monat sorgt zwischen Fröndenberg und Schwerte allerdings eine Umleitung auf Iserlohner Stadtgebiet für Ärger und stellt manch einen Radfahrer vor Probleme. Grund: Der Weg ist jetzt zum Teil ziemlich steil und führt an einer Landstraße entlang „ohne adäquate Radverkehrsanlage“, wie der Regionalverband Ruhr (RVR) als Betreiber des Ruhrtalradwegs mitteilt. Darüber hinaus ist die Umleitung für nicht ortskundige Besucher nur schwer zu verfolgen. Radfahrer sollten sich also im Vorfeld überlegen, ob sie dem Teilstück gewachsen sind.
Worum geht es genau?
Wer von Altendorf kommend die Ruhr überquert und es eigentlich gewohnt war, entlang des Flusses weiter Richtung Schwerte zu fahren, wird jetzt durch Hennen geleitet. Grund dafür ist eine Sperrung auf Höhe des Biohofs der Familie Theymann in Hennen. Hier ist jetzt Schluss – Radler stehen vor einem Gatter, Schilder machen auf die Umleitung aufmerksam und sorgen bei einigen Fahrern für Unmut und Verwirrung.
Seit dem 15. April heißt es: „Der Abstimmungsbedarf zwischen allen Beteiligten zur Umleitung war aufwändiger als erwartet. Leider lässt sich die von uns favorisierte Routenführung nicht realisieren, so dass der neue Wegeverlauf – obwohl er ausnahmslos über das radtouristische Knotenpunktnetz führt – nicht durchgehend so attraktiv ist, wie ihr es gewohnt seid und leider auch ein paar Höhenmeter beinhaltet“, so der Regionalverband. Es wird um „erhöhte Aufmerksamkeit“ gebeten, da der Weg auf der Ruhrtalstraße „leider ohne eine adäquate Radverkehrsanlage entlang einer Landesstraße geführt wird“.
Wieso gibt es keine andere Umleitung?
Die ursprünglich von der Stadt Iserlohn mit dem Regionalverband Ruhr sowie den beteiligten Kommunen und Kreisen festgelegte Umleitung war in letzter Minute noch mal in einem wesentlichen Teil geändert worden. So führt sie zwar flussabwärts weiter über den Ohler Weg und durch Hennen bis nach Rheinen, aber von dort nicht mehr weiter über die Straße „Zum Westhof“ bis nach Villigst, sondern über die Ruhrtalstraße hinunter (oder eben hinauf) und an der Einmündung des Lettewegs vorbei weiter über die bekannte Strecke über die Ruhr zum Wellenbad und dann links Richtung Schwerte.
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Diese Änderung teilte die Stadt Schwerte erst kurz vorher mit und freute sich, dass ihr Protest erfolgreich war. Nachdem sie mit der Umleitung über Villigst nicht einverstanden gewesen sei und das Aufstellen entsprechender Hinweisschilder auf Schwerter Stadtgebiet nicht habe vornehmen wollen, habe der RVR reagiert. Zuvor sei die Stadt Schwerte nach „eingehender Überprüfung“ der vorgesehenen Umleitung zu dem Ergebnis gekommen, „dass kilometerlange Abschnitte, die in den letzten Jahren von der Stadt Schwerte aufwendig und ressourcenintensiv hergestellt wurden, sowie die Schwerter Innenstadt und wichtige Anschlusspunkte durch die Umleitung ausgeklammert werden, die Umleitung somit nicht akzeptiert werden kann“.
Wieso ist der Weg überhaupt gesperrt?
Der Regionalverband Ruhr (RVR) hatte 2006 die Route ungefragt auf den Privatwegen der Familie geplant und festgelegt. Lange ging das auch gut, doch es kam immer wieder zu Problemen – die jahrelang offen kommuniziert worden seien. Radfahrer seien schlichtweg rücksichtslos unterwegs gewesen. Auch Schilder, die um Rücksichtnahme baten, seien nicht von Erfolg gekrönt gewesen. Die Familie betreibt ihren Hof seit 1982 (und seit 1988 als Bioland-Hof), zunächst als Milchviehwirtschaft, inzwischen mit Ammenkühen, Getreideanbau und vor allem, aber eben nicht nur, Pferdezucht und -haltung. Wie gefährlich es sei, täglich mehrmals mit den Tieren ihren eigenen Grund und Boden zu queren, um zu den teils gepachteten, teils eigenen Weiden zu gelangen, hatte Dinah Theymann bei einem Vor-Ort-Termin kurz vor der Sperrung deutlich gemacht.
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Ein weiterer Knackpunkt: die Verkehrssicherung. Laut Dinah Theymann sei es der Familie nicht mehr möglich gewesen, die ihnen auferlegte Verkehrssicherheit auf ihrem Teilstück zu gewährleisten. Die Familie wollte und konnte nicht mehr – zumal es um die Sicherheit im weiteren Verlauf flussaufwärts nicht gut bestellt gewesen sei. „Während wir bei uns die Büsche schneiden und die Ränder mähen, ist der Weg dort teilweise schon so sehr von beiden Seiten zugewachsen, dass sich kaum zwei Radfahrer begegnen können. Und die sind oft mit Tempo 30 im Schnitt unterwegs. Da sind irgendwann mal Tote vorprogrammiert“, hatte Dinah Theymann damals gesagt.
Wieso musste es so weit kommen?
Mehrfach wurde wegen der mangelnder Pflege auch Kritik an der Stadt Iserlohn geäußert, die dafür allerdings gar nicht zuständig ist, wie Stadtbaurat Thorsten Grote damals deutlich machte. So gehört, abgesehen vom Eigentum der Familie Theymann, der Teil der Trasse des Ruhrtal-Radwegs dem Land Nordrhein-Westfalen. Für die Unterhaltung ist der RVR zuständig, die Aufgaben als Baulastträger, wie eben die Pflege, übernimmt die Bezirksregierung Arnsberg, die damit wiederum die Straßenmeisterei in Hamm beauftragt hat. Kompliziert. Eine Lösung musste her – das Resultat ist nun die Sperrung, samt Umleitung.
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Wie geht es weiter?
Eine zeitnahe Entspannung der Lage ist laut Iserlohns Stadtbaurat Thorsten Grote nicht in Sicht. „Eine kurzfristige Lösung sehe ich da nicht“, sagte er jüngst beim Jahresempfang der Ortsvereine des Iserlohner Nordens. Derzeit befinde sich die Strecke nicht in der Baulast der Stadt Iserlohn, die aber aus seiner Sicht ein „sehr lebhaftes Interesse daran hat, dass der Weg weiter über Iserlohner Gebiet verläuft“.
Übernächste Woche gebe es einen Termin mit dem Land und der Bezirksregierung, um eine planungs- und grundstücksrechtliche gemeinsame Lösung auf Dauer zu finden. Mit einem Ende der Sperrung sei jedoch erst in etwa zwei Jahren zu rechnen.