Hohenlimburg. Diese Tagespflegestelle in Hohenlimburg ist besonders: Hier werden Kinder mit und ohne Behinderung betreut.

Ganz natürlich als Mensch dazu gehören – das ist das Ziel einer idealen Inklusion. Dass das aber nicht immer funktioniert, zeigt sich oft bereits im Kindesalter: Eltern von geistig und körperlich behinderten Kindern fällt es häufig schwierig, einen KiTa- oder Tagesmutter-Platz für ihr Kind zu finden. Melanie Wiedenbruch und Kristine Timmermane bieten nun genau so eine Möglichkeit an – am Neuen Kronocken in Hohenlimburg haben sie den eigenen Keller ausgebaut, um dort als Kindertagespflegepersonen („Tagesmütter“) für unter Dreijährige arbeiten zu können.

Die beiden betreuen aktuell sieben Kinder zwischen vier Monaten und zwei Jahren, zwei haben ein Handicap.

Der Ausbau zur Tagespflegestelle

Seit 2014 ist Melanie Wiedenbruch als Tagesmutter tätig, Kristine Timmermane seit 2018. Wiedenbruch arbeitete zunächst privat, Timmermane für die Caritas. Im Jahr 2020 kam Melanie Wiedenbruchs Mann der Gedanke, den hauseigenen Keller auszubauen, um dort eine Großraumpflege zur Kindertagespflege einzurichten, wie sie erzählte: „Es wirkt auf viele verrückt, dass mein Mann die Idee hatte, aber genau das hat mich wahnsinnig gefreut. Meine Kinder und er haben nachmittags und nach der Arbeit immer geholfen, die Räume umzubauen und zu gestalten.“

So entstand im Keller der Familie Wiedenbruch eine Großraumpflege für U3-Kinder – eine große Küche mit Essgelegenheiten, ein Schlafraum, ein Badezimmer mit Wickeltisch und ein großer Garten mit unzähligen Möglichkeiten, zu spielen und sich auszutoben. Die Einrichtung ist ebenerdig und barrierefrei. Außerdem stellt die Großraumpflege die erste private Stelle für U3-Kinder dar.

Fortbildung im Jahr 2019

Das Besondere an den beiden Tagesmüttern ist in erster Linie aber, dass sie ebenfalls für die Betreuung von Kindern mit geistig und körperlichen Behinderungen ausgebildet sind und Kinder unter drei Jahren betreuen. 2019 entschieden sich die beiden, eine Fortbildung für die inklusive Tagespflege zu absolvieren. „Wir haben schon lange vorher mit dem Gedanken gespielt und es dann endlich gemacht“, so die Tagesmütter.

Dadurch sind sie in der Lage, Kinder mit Handicap fachgerecht zu betreuen. Einmal jährlich müssen sie sich außerdem im Bereich Inklusion fortbilden.

Tagesmütter haben Schritt nicht bereut

Dass die Sorge um die Betreuung der eigenen Kinder groß sein kann, wissen die beiden Tagesmütter sehr gut. Kristine Timmermane hat selbst eine Tochter, Melanie Wiedenbruch hat fünf Kinder, von denen eines behindert ist. „Vielleicht ist auch deshalb immer der Wunsch da gewesen, auf diese zusätzliche Art und Weise zu helfen“, so Wiedenbruch.

Bis heute haben die beiden den Schritt keinen Tag bereut: „Eigentlich ist man direkt in die Kinder verliebt“, so Timmermane, „man möchte den Kindern helfen, und es ist wunderbar zu sehen, wenn ein Kind lacht. Man freut sich über so viele Dinge, zum Beispiel wenn ein Kind es schafft, sich das erste Mal vom Rücken auf den Bauch zu drehen oder einen als Bezugsperson annimmt.“

Bewunderung für die Kinder

Die Bewunderung für die Kinder ist bei beiden groß: „Am Anfang waren wir sehr nervös, ob die Kinder sich wohlfühlen und ankommen und ob sie sich zurechtfinden in der neuen Umgebung, aber wir haben schnell festgestellt, wie pfiffig sie sind. Sie wissen meist ganz genau, wie sie ihre Behinderung kompensieren können“, so Timmermane, „sie bringen uns etwas bei.“

Seit Mai dieses Jahres betreuen die Tagesmütter nun Kinder am Neuen Kronocken. Jeden Morgen öffnen sie um sieben Uhr, bei Bedarf durch berufliche oder andere Verhinderungen der Eltern auch früher. Während von sechs bis halb neun die Kinder „eintrudeln“, gibt es ab neun Uhr ein gemeinsames Frühstück – mal Obst oder mal Kuchen, wenn ein Kind Geburtstag hat.

Gute Resonanz der Eltern

Danach werden die Kinder gewickelt, angezogen, und es geht in der Regel nach draußen zum Spielen. Das Mittagessen wird immer frisch gekocht, danach folgen eine Pause und der tägliche Mittagschlaf. Bis 15 Uhr werden die Kinder abgeholt.

Die Resonanz auf die besondere Arbeit der Tagesmütter ist groß, so Wiedenbruch: „Das Feedback ist super, und wir sind total glücklich. Die Eltern sind es ebenfalls, weil es bei uns nicht so steril ist, sondern persönlich und bunt.“

Kinder kommen aus ganz Hagen

In Hagen gibt es aktuell nur eine andere Tagesmutter, die inklusive Betreuung anbietet, sodass die Nachfrage groß ist. Die Kinder kommen aus ganz Hagen zum Neuen Kronocken.

Kristine Timmermane und Melanie Wiedenbruch sind dankbar: „Wir freuen uns wahnsinnig, diese Arbeit machen zu dürfen und die Eltern und Kinder unterstützen zu können.“ Und Melanie Wiedenbruch ergänzt: „Ich bin besonders meinem Mann und meinen Kindern dankbar, dass sie uns so unterstützen und das hier möglich gemacht haben.“