Olpe. Zunächst lief die Fahndung nach einem Vergewaltiger in Olpe auf Hochtouren. Dann hatten die Ermittler Zweifel. Jetzt steht die Frau vor Gericht.
Es war ein Fall, der für Aufsehen sorgte. Im Januar dieses Jahres hatte die Polizei vermeldet, dass eine Frau in Olpe von einem unbekannten Mann vergewaltigt worden sei. Das Sexualdelikt habe sich am Montag, 15. Januar, gegen 6 Uhr im Bürocontainer eines Betriebes für Industrie- und Handwerksbedarf an der Straße In der Trift in Olpe ereignet. Mit einer detaillierten Beschreibung des Täters bat die Polizei Zeugen um Hinweise. Die Frau hatte angegeben, kurz nachdem sie an dem frühen Montagmorgen an ihrer Arbeitsstelle in dem Bürocontainer eingetroffen war, von einem unbekannten, vermummten Mann vergewaltigt worden zu sein. Sie hatte den Täter als 35 bis 50 Jahre alten Mann mit untersetzter Figur beschrieben, der nach dem Übergriff in unbekannte Richtung geflüchtet sei. Die Ermittler vermuteten, dass ein Lkw-Fahrer der Täter sein könnte.
Überraschende Wende
Doch dann nahm der Fall eine überraschende Wende. Wenige Tage später vermeldeten Polizei und Staatsanwalt in einer gemeinsamen Presseerklärung einen Anfangsverdacht gegen die Frau, dass die angezeigte Vergewaltigung nur vorgetäuscht gewesen sein könnte. Die Aussage der Frau sei mit der Spurenlage am angeblichen Tatort und „weiteren objektiven Ermittlungsergebnissen“ abgeglichen worden, hieß es in der Erklärung.
Konkreter wollten sich Polizei und Staatsanwaltschaft damals nicht äußern. Fakt ist, dass keine verwertbaren Spuren gefunden wurden. Nach Informationen unserer Redaktion war der Knackpunkt bei den Ermittlungen aber ein Handy bzw. ein Computer der Frau. Dort gab es Anhaltspunkte, dass die Frau sich über das Thema Spuren bei einer Vergewaltigung informiert hatte. Die Beamten wurden hellhörig und vermuteten, dass es sich um eine fingierte Vergewaltigung handeln könnte.
Anklage erhoben
Jetzt sind die Ermittlungen abgeschlossen. Und der Verdacht hat sich offenbar weiter erhärtet. Die Staatsanwaltschaft Siegen hat Anklage erhoben. Wegen Vortäuschens einer Straftat ist die Frau am 13. Dezember am Amtsgericht Olpe angeklagt.
Das bestätigt auf Anfrage Silvia Sünnemann, Pressesprecherin beim Landgericht Siegen. Laut Anklageschrift habe sich die Frau um 6 Uhr morgens in das Büro In der Trift begeben. „Sie soll sich selbst mit einem scharfen Gegenstand oberflächliche Schnittwunden im Gesicht und am Gesäß zugefügt haben. Dann soll sie sich die Hose heruntergezogen und sich selbst gefesselt haben“, so die Gerichtssprecherin. Ein Zeuge habe die Frau um 7 Uhr gefunden und die Polizei informiert.
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Es habe umfangreiche Ermittlungen gegeben und auch die Öffentlichkeit sei in die Fahndung nach dem Täter eingeschaltet worden, berichtet Silvia Sünnemann: „Laut Staatsanwaltschaft soll sich der Vorfall aber nie ereignet haben.“
Verteidiger der angeklagten Frau ist Martin Kretschmer. Auf Anfrage unserer Redaktion wollte der Olper, der eine Rechtsanwaltskanzlei in Bonn betreibt, zum jetzigen Zeitpunkt jedoch noch nichts zu dem Fall sagen.