Kreis Olpe. Taxibetriebe unter Druck: Extreme Spritpreise, 12 Euro-Mindestlohn, Personalmangel. Eine kräftige Gebührenerhöhung soll 2022 kommen.

Sascha Waltemate, Geschäftsführer des NRW-Verbandes für die Taxiunternehmen (VSPV), redet nicht um den heißen Brei herum: „Ein Mindestlohn von 12 Euro würde das Lohngefüge in der Branche um 22 Prozent erhöhen.“ Das müsse aufgefangen werden.

In einem Schreiben vor der neuen Mindestlohnankündigung hatte der Verband bereits einen Brief an die Kreisverwaltung Olpe geschickt, indem er eine fünfprozentige Tariferhöhung anregte. Jetzt sollen daraus fast 14 Prozent werden. Waltemate: „So etwas müsste in zwei Schritten gemacht werden, da ein solcher Gebührensprung den Kunden nicht zu vermitteln wäre.“

Tränen an der Tankstelle

Die Probleme in den Taxiunternehmen sind vielfältig, wie Daniela Krampitz von Taxi Wurm in Olpe bestätigt: „Wer derzeit an die Tankstelle fährt, fängt ja an zu weinen.“ Zur zunächst angeregten fünfprozentigen Tariferhöhung sagt sie: „Das wäre ein Tropfen auf den heißen Stein, aber besser als nichts.“ Für ihre 13 Fahrzeuge würde die Tariferhöhung aber einen erheblichen bürokratischen Aufwand bedeuten: „Wir müssen mit jedem Auto zum Eichamt nach Hagen, verbunden mit Kosten von rund 100 Euro. Die 1.300 Euro müssen erst wieder eingefahren werden.“

Taxitarife im Kreis Olpe

Die Pressesprecherin des Kreises Olpe, Stefanie Gerlach, bestätigt auf Anfrage, dass dem Kreis Olpe ein Schreiben des Taxiverbandes VSPV (Verband des privaten gewerblichen Straßenpersonenverkehrs) vorliegt.Der VSPV hatte in einem Antrag an den Kreis Olpe angeregt, den Taxentarif im Kreis Olpe im dritten Quartal 2022 um rund 5 Prozent anzupassen. Grund: gestiegene Lohnkosten sowie gestiegene Verbraucherpreise.Das war vor der Koalitionsvereinbarung der neuen Bundesregierung, den Mindestlohn auf 12 Euro zu erhöhen. Der Geschäftsführer des VSPV NRW, Sascha Waltemate, erklärte auf Anfrage, dass der Verband jetzt eine Tariferhöhung von 13,9 Prozent vorschlage, möglicherweise in zwei Schritten.Wie in diesen Fällen üblich, wird der Kreis Olpe diese Anregung mit entsprechendem Vorlauf in die politische Beratung aufnehmen.Derzeit zahlen die Taxikunden im Kreis Olpe eine Grundgebühr von 3,10 Euro bei Tagesfahrten und 4 Euro in den Nachtstunden. Der gefahrene Kilometer kostet am Tag 2,10 Euro, nachts 2,20 Euro. Der Tagtarif beginnt morgens um 6 Uhr und endet um 22 Uhr. Der Nachttarif gilt auch an Sonn- und Feiertagen.

Das mit Abstand größte Problem der Branche sei aber das fehlende Personal: „Wir kriegen keine Leute, obwohl wir händeringend Personal suchen.“ Dass sich das Problem abmildere bei besserer Bezahlung, glaubt sie nicht: „Wir zahlen jetzt schon mehr als den Mindestlohn. Wenn das nur unsere Branche betreffen würde, würden sich die 12 Euro vielleicht auswirken, aber das Problem ist fast überall anzutreffen.“

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Dabei bräuchten Fahrer nicht mal mehr eine Ortskenntnisprüfung wie früher, wenn die Fahrzeuge ein Navi hätten. Das sei bei Taxi Wurm der Fall. Nötig seien nur die amtsärztliche Untersuchung, ein Führungszeugnis und ein überschaubares Punktekonto in Flensburg. Wer Interesse hätte, könne sich gerne melden.

Drittes Quartal 2022 zu spät

Gleichlautende Kommentare sind vom Taxiunternehmen Gummersbach aus Olpe zu vernehmen: „Eine solch problematische Situation habe ich noch nicht erlebt“, sagt Heinz-Jürgen Gummersbach (53), der den 1971 gegründeten Betrieb 2002 übernommen und Höhen und Tiefen miterlebt hat. Eine Gebührenerhöhung ist für den Olper unumgänglich, ob aber selbst 14 Prozent mehr das Grundproblem lösen, weiß er auch nicht: „Der Mindestlohn, die Spritpreise und obendrein der Personalmangel.“ Auf jeden Fall käme die Erhöhung im 3. Quartal 2022 zu spät: „Besser wäre Februar oder März.“

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Das Geschäft schwieriger gemacht habe auch die Corona-Pandemie: „Alle großen Veranstaltungen, von denen wir erheblich profitieren, haben nicht stattgefunden: Die Schützenfeste, die Wendsche Kirmes, das Stadtfest, dazu die heruntergefahrene Gastronomie.“

Zu allem Überfluss gebe es auch noch lange Wartezeiten, wenn er ein neues Fahrzeug benötige: „Ich will in meinem Fuhrpark drei Caddys austauschen, muss mindestens ein halbes Jahr warten.“ Aber nicht nur drei Caddys brauche er, auch drei zusätzliche Fahrer: „Nicht zu kriegen momentan“, zuckt Gummersbach mit den Schultern.