Hagen. Wolfgang Jörg (SPD) zieht denkbar knapp als Direktkandidat wieder für Hagen in den Landtag ein. Ina Blumenthal (SPD) holt den anderen Wahlkreis.
Das sich abzeichnende Ergebnis bei der Landtagswahl spiegelt sich schon früh in der Stimmung in der „Neuen Färberei“ auf dem Elbersgelände in Hagen wider. Während die CDU angesichts der Hochrechnungen in Jubel ausbricht und Hendrik-Wüst-Gesänge anstimmt, herrscht bei der FDP, die um den Einzug ins Parlament bangen muss, Tristesse. Gleiches gilt für die Hagener SPD, die auf ein „katastrophales“ Ergebnis auf Landesebene blickt, Allerdings mit Wolfgang Jörg und Ina Blumenthal beide Hagener Wahlkreise direkt holt.
+++ Hier gibt’s alle Ergebnisse im Überblick
22.30 Uhr: Das Ergebnis liegt vor - Wolfgang Jörg hat Dennis Rehbein ganz knapp geschlagen. Dennis Rehbein gratuliert seinem Kontrahenten: „Wolfgang, mach’s ordentlich.“ OB Erik O. Schulz fasst zusammen: „Ein so spannender Krimi. Nur schade, dass zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr viele Leute im Ratssaal sind.“
22.16 Uhr: Im Briefwahlbezirk Ginsterheide, Polizeipräsidium, Fleyer Straße, Höing liegen die endgültigen Zahlen der ausgezählten Stimmen noch immer nicht vor.
22.12 Uhr: In einem Briefwahllokal mussten die Stimmen sage und schreiben achtmal gezählt werden, vermeldet der Flurfunk.
Fotostrecke: Der Wahlabend in Hagen
22.04 Uhr: Drei Blumensträuße in den NRW-Landesfarben Grün, Weiß, Rot liegen zur Übergabe bereit. Doch noch immer steht das Wahlergebnis nicht fest. „In einer halben Stunde kommen die Sträuße wieder ins Wasser“, wird am Rande gescherzt.
22.02 Uhr: Im Ratssaal wird getuschelt: „Ganz NRW wartet auf die Zahlen von Hagen. RTL, SAT1 - alle.“
21.51 Uhr: Der Abend zieht sich. Ordnungsdezernent Sebastian Arlt, der den Posten des Wahlleiters inne hat, teilt mit, dass in drei Briefwahlbezirken nachgezählt werden muss, „dort waren die Zahlen nicht stimmig“. Und das Nachzählen kann dauern.
21.40 Uhr: Wolfgang Jörgs Frau Andrea begeht heute einen ganz besonderen Tag. „So einen spannenden Geburtstag hab’ ich noch nie verlebt“, resümiert sie lächelnd. Und was sagt Gatte Wolfgang? „Eine richtige Geburtstagsparty gibt’s heute nicht mehr. Andrea und ich gehen gleich gemeinsam in die Rose und wir stoßen dort noch mit Parteifreunden an.“
21:35 Uhr: Dennis Rehbein (CDU) gratuliert seinem Kontrahenten Wolfgang Jörg (SPD): „Glückwunsch, jetzt kann ich dich nicht mehr schlagen.“ Drei Wahlkreise fehlen noch. Jörg liegt mit 0,74 Prozent vorn. Jörg kontert: „Dennis ist eine Bereicherung für die Hagener Politik.“ 300 Stimmen müssen noch ausgezählt werden.
19:50 Uhr: Genosse Timo Schisanowski tröstet sich damit, dass das Hagener SPD-Ergebnis immerhin noch deutlich über dem Landesschnitt liegt. Bei dem Trend werde es immer schwieriger, eine SPD-Hochburg zu halten.
19:45 Uhr: Der Parkplatz vor der Musikschule auf dem Elbersgelände füllt sich langsam. CDU- und FDP-Vertreter verfolgen den Wahlabend in der „Neuen Färberei“ und freuen sich, dass die Parkplatzschranke nicht in Betrieb ist, sprich, heute frei parken gilt. Der Grund: Von Montag, 16. Mai, bis Donnerstag,19. Mai, ist der Platz für Fahrzeuge gesperrt, da dort Zelte für die Ausbildungsmesse aufgebaut werden.
19:41 Uhr: Ein Blick auf die gesamte Stadt Hagen (Wahlkreis 103 und Teile von 104) zeigt: Die CDU liegt mit 32,16 Prozent knapp vor der SPD 31,25 und den Grünen 14,37 Prozent. Die AfD kommt auf 8,53 die FDP nur auf 4,91 Prozent. Rund ein Viertel der Stimmbezirke ist ausgezählt.
19:37 Uhr: 36 Prozent Ina Blumenthal, 32 Prozent Alexander Ebbert – so sieht die Stimmverteilung bislang im gesamten Wahlkreis 103 (Volmetal, Haspe, Wehringhausen, Breckerfeld, Ennepetal, Gevelsberg) aus. 68 von 122 Stimmbezirken sind ausgezählt.
19:31 Uhr: Zumindest in Breckerfeld sieht es gut aus für den Lokalmatadoren Alexander Ebbert. Der CDU-Spitzenkandidat für den Wahlkreis 104 (Breckerfeld, Gevelsberg, Ennepetal, Haspe, Wehringhausen, Volmetal) liegt derzeit in seiner Heimatstadt bei 42,54 Prozent. Ina Blumenthal (SPD) kommt nur auf 28,75 Prozent. 14 von 17 Stimmbezirken sind ausgezählt. Bei den Zweitstimmen holt die CDU 36,78, die SPD 26,23, die Grünen 17,04, die FDP 5,21 und die AfD 7,37 Prozent.
19:27 Uhr: 15 Wahlkreise sind in Hagen ausgezählt. Leichter Vorsprung für die CDU. Zwischen den Spitzenkandidaten Wolfgang Jörg (SPD) und Dennis Rehbein (CDU) zeichnet sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen ab. Beide liegen bei 33,6 Prozent. Bei den Zweitstimmen liegt die CDU sogar vorn. Die Grünen kommen bisher im Wahlkreis 103 (Hagen 1) auf 12,6 Prozent.
19.15 Uhr: Die erste Flasche Sekt in den Händen von Grünen-Sprecher Tobias Rödel neigt sich dem Ende. Die Grünen haben Grund zu feiern.
19:03 Uhr: Wolfgang Jörg, der seit Jahren für die SPD als Hagener Direktkandidat im Landtag in Düsseldorf sitzt, blickt im Ratssaal auf die ersten Hagener Ergebnisse und hat eine böse Vorahnung: „Ich fürchte, das reicht nicht“, orakelt er. „Der Landestrend schlägt durch. Und dann muss man bedenken, dass Wehringhausen, wo die SPD immer stark war, jetzt dem anderen Wahlkreis zugeschlagen worden ist.“
18.55 Uhr: Das könnte ihr Tag werden. Nicole Pfefferer, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Rat, jubelt bereits seit 17.30 Uhr. Da nämlich stand fest, dass Werder Bremen den Wiederaufstieg in die Bundesliga vollbracht hat. Und dann kamen Prognosen und Hochrechnungen.
18:42 Uhr: Voll ist anders. Aber offiziell hatte die Stadt auch nicht zur Wahlparty ins Rathaus eingeladen. Wer möchte, darf trotzdem rein. Vor der großen Leinwand im Ratssaal haben sich zunächst die Hagener Grünen versammelt. Und bei denen ist angesichts des guten Ergebnisses auf Landesebene (18,4 Prozent, plus 12 Prozent) die Stimmung kaum zu toppen.
18:35 Uhr: Die ersten Hochrechnungen bestätigen die Prognose. „Das ist aus unserer Sicht eine Katastrophe“, sagt der SPD-Abgeordnete Wolfgang Jörg, der gemeinsam mit den Genossen zunächst in der Parteizentrale die ersten Zahlen analysiert hat. „Wir steuern auf das schlechteste Ergebnis zu, das wir je in NRW hinnehmen mussten.“
18:10 Uhr: Wundenlecken bei den Liberalen. „So richtig erklären kann ich diesen Absturz nicht“, sagt FDP-Chef Lars-Peter Hegenberg, der in Hagen als Spitzenkandidat angetreten ist. „Wir hatten mit dem Bildungsministerium sicherlich ein undankbares Ressort. Und uns hat – anders als bei der letzten Wahl mit Christian Lindner – in NRW ein echtes Zugpferd gefehlt.“
18:05 Uhr: Zeit für ein erstes Statement: „Für mich leitet sich aus diesen Zahlen ein klarer Regierungsauftrag ab“, sagt Jörg Klepper, Fraktionsvorsitzender der CDU im Rat der Stadt Hagen. „Es gibt eine klare Mehrheit für Schwarz-Grün. Aus Hagener Sicht kann ich diese Konstellation empfehlen.“
18:00 Uhr: Die CDU in der Alten Färberei jubelt, hängende Köpfe bei der FDP. Hendrik-Wüst-Sprechchöre erfüllen den Saal.
Schwache Wahlbeteiligung auf NRW-Ebene
Mit einer hohen Wahlbeteiligung hatte am Sonntag in Nordrhein-Westfalen die Landtagswahl begonnen. Bis 12 Uhr mittags hätten bereits knapp 36 Prozent der Wahlberechtigten an der Wahl teilgenommen, teilte Landeswahlleiter Wolfgang Schellen am Mittag auf der Grundlage von Stichproben mit. Bei der Landtagswahl 2017 waren es zum selben Zeitpunkt etwa 34 Prozent. Am Abend dann allerdings der Dämpfer: Die Wahlbeteiligung liegt lediglich bei 56 Prozent.
Die Wahllokale sind von 8 bis 18 Uhr geöffnet. Die erste Prognose zum Wahlausgang wird kurz danach erwartet. Rund 13 Millionen Menschen sind im bevölkerungsreichsten Bundesland wahlberechtigt. In letzten Meinungsumfragen zeichnete sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen der CDU mit Ministerpräsident Hendrik Wüst und der SPD mit Spitzenkandidat Thomas Kutschaty ab. Mehr Infos zur Landtagswahl lesen Sie in unserem NRW-Newsblog.
Wahlberechtigt in Hagen sind alle deutschen Staatsbürger, die am Wahltag volljährig sind, ihren Hauptwohnsitz in der Stadt haben und nicht vom Wahlrecht ausgeschlossen sind. 2017 waren bei der Landtagswahl in Hagen 133.010 Bürgerinnen und Bürger wahlberechtigt.
Landtagswahl in Hagen: Kandidaten und Ergebnisse für zwei Wahlkreise
Bei der Landtagswahl werden entweder direkt im jeweiligen Wahllokal oder per Briefwahl zwei Stimmen abgegeben, die Erst- und die Zweitstimme. Die Erststimme entscheidet, welche Direktkandidaten aus dem jeweiligen Wahlkreis in den Landtag einziehen. Die Zweitstimme zählt für die jeweiligen Parteien und bestimmt damit am Ende die Sitzverteilung im 18. NRW-Landtag.
Die Stadt Hagen ist in zwei Wahlkreise mit den Nummern 103 und 104 aufgeteilt und stellt demnach zwei Direktkandidaten. NRW ist in insgesamt 128 Wahlkreise aufgeteilt. Zum ersten Mal errechnet sich die Verteilung der Wahlkreise nicht nach der Einwohnerzahl, sondern nach der Zahl der Wahlberechtigten. Das Landeswahlgesetz wurde dafür im Jahr 2020 geändert.
Als Direktkandidaten für die Landtagswahl 2022 in NRW gehen in Hagen diese Politikerinnen und Politiker ins Rennen (Meldefrist für die Namen der Direktkandidaten war der 17. März):
Landtagswahl 2022 im Wahlkreis 103 (Rest von Hagen)
- Wolfgang Jörg (SPD)
- Dennis Rehbein (CDU)
- Lars-Peter Hegenberg (FDP)
- Alexandra Gerull (Die Grünen)
- Andreas Geitz (AfD)
- Marvin Hasenberg (Die Linke)
- Sara Buschner (Freie Wähler)
- Reinhard Funk (MLPD)
- Mohammad Ikram (Team Todenhöfer).
Landtagswahl 2022 im Wahlkreis 104 (Haspe, Wehringhausen, Eilpe, Volmetal, Breckerfeld, Gevelsberg, Ennepetal)
- Alexander Ebbert (CDU, Breckerfeld)
- Ina Blumenthal (SPD, Gevelsberg)
- Daniel Böhler (FDP, Ennepetal)
- Carl-Dietrich Korte (AfD, Ennepetal)
- Petra Backhoff (Die Grünen, Ennepetal)
- Ralf Sondermeyer (Die Linke, Hagen).
So war das Ergebnis der Landtagswahl 2017 in __________
Bei der Landtagswahl 2017 gewann die SPD in beiden Wahlkreisen deutlich und holte alle Direktmandate. Als Direktkandidaten gewählt wurden Wolfgang Jörg und Hubertus Kramer.
Bei den Zweitstimmen aller zwei Wahlkreise gab es dieses stadtweite/kreisweite Ergebnis bei der Landtagswahl 2017
- SPD 34,52 Prozent
- CDU 29,19 Prozent
- FDP 11,27 Prozent
- AfD 10,40 Prozent
- Die Linke 4,61 Prozent
- Grüne 4,45 Prozent
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- NRW-Landtagswahl: Wann die Wahlbenachrichtigungen kommen
- Landtagswahl in NRW 2022: Alle Infos zur Briefwahl
- NRW-Landtagswahl: Wer liegt in den Umfragen vorn?
Die Wahlbeteiligung in Hagen war mit 60,18 Prozent etwas niedriger als landesweit (65,2 Prozent). Zum Vergleich: Bei der Bundestagswahl 2021 lag die Wahlbeteiligung in Hagen bei 61 Prozent, bei den Kommunalwahlen 2020 hingegen nur bei 42,02 Prozent.