Hagen. Intensive Diskussion bei der Hagener Wahlarena zum Thema Integration. Manche sehen keine Problemviertel in Hagen. Andere schon.
Die Nackenhaare gehen ihm hoch, sagt er. Wolfgang Jörg hat mehr als nur Unverständnis dafür, dass Wehringhausen und Altenhagen als Problemstadtteile bezeichnet werden. „Wir haben Probleme in Stadtteilen, ja, aber Problemstadtteile haben wir nicht“, sagte er bei der Wahlarena der WP, der SIHK und des Märkischen Arbeitgeberverbandes.
Wir sprechen an dieser Stelle über das Themenfeld Integration bei der Wahlarena. Und Jörg greift die Tatsache auf, dass es in den genannten Stadtteilen gefühlte Bedrohungslagen zwischen Jugendbanden mit Migrationshintergrund und der einheimischen Bevölkerung gibt. „Das nimmt ja Züge an, dass man sein Haus nicht mehr verkaufen kann“, sagt Jörg. Die Lösungen lägen auf der Hand. Doch dann bricht er aus Zeitgründen den Monolog ab. Die Lösungen erfahren wir (noch).
Die Hürden bei der Integration
Alexandra Gerull (Grüne) setzt da strukturell an. Seit sechs Jahren unterrichtet sie als Dozentin Deutsch für Zuwanderer, weiß also, wovon sie spricht. „Da erlebe ich, auf welche Hürden die Integrationswilligen treffen. Wir müssen strukturelle Hürden abbauen, um Integration zu erleichtern.“
Sprache, das findet auch Lars-Peter Hegenberg (FDP), sei dabei der Schlüssel. „Ich treffe in meiner Zahnarztpraxis auf Leute, die 30 Jahre hier leben, aber kaum gerade Sätze Deutsch sprechen“, sagt er. Die sprachliche Bildung müsse viel früher ansetzen, wofür er sich im Übrigen einsetzen wolle.
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Stadt und Politik sind in der Pflicht
Dennis Rehbein (CDU) nimmt unterdessen Politik und Stadt in die Pflicht. „Wir müssen den Druck und die Kontrollen in diesem Bereich erhöhen. Wichtig ist zudem, dass wir den Wohnraum neu ausgestalten, damit diese Konflikte gar nicht erst aufkommen.“ Rehbein selbst ist in Wehringhausen aufgewachsen.
Überraschende Einigkeit herrschte übrigens beim Thema Verkehr. Nahezu alle Kandidaten wollen das komplizierte Verbundsystem in NRW auflösen. Es müsse möglich werden, mit öffentlichen Verkehrsmitteln durch das Land zu fahren, ohne von einem Verkehrs- und Tarifgebiet ins nächste zu schippern. „Dafür braucht es im Land eine Verkehrsgesellschaft“, findet Wolfgang Jörg.
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Radwege aus einem Guss planen
Lars-Peter Hegenberg will noch mehr Güter von der Straße auf Schiene und Wasser bringen. „Die DB Cargo muss unter anderem besser werden“, sagt er. Stillgelegte Bahnstrecken solle man reaktivieren und im Übrigens Radwege in Hagen endlich „aus einem Guss“ planen und kein Stückwerk betreiben. Alexandra Gerull ergänzt, dass dabei endlich auch Pendler-Radverkehre mitbedacht werden sollten und nicht bloß Freizeitstrecken.
Taktung im ÖPNV erhöhen
„Wir müssen darüber hinaus die Taktung im ÖPNV in Hagen erhöhen. Es ist leicht, von der Boelerheide ins Theater zur Vorstellung zu kommen. Aber zurück?“, fragt Dennis Rehbein.
Andreas Geitz, Inhaber eines Fahrdienstes, fordert den Einsatz kleinerer Fahrzeuge im ÖPNV, um gerade ältere Menschen in ihre Viertel zu bringen.