Hagen. Aufnahmestopp: In Hagen werden nur noch Familienmitglieder als Nachzug aufgenommen. Die Notunterkünfte sollen bis Ende Mai leergezogen werden.
Momentan werden ausschließlich noch Personen zum Familiennachzug aus der Ukraine in Hagen aufgenommen. Alle weiteren Flüchtlinge, die neu in die Stadt kommen, werden in die Landeseinrichtung nach Bochum gebracht – unter anderem, weil Hagen eine Hochwasser-Kommune ist. „Und die Aufnahmequote ist zurzeit erfüllt. Es kommen nur noch wenige Personen am Tag – aktuell leben 1535 Geflüchtete in der Stadt“, gibt Stadt-Sprecherin Clara Treude Einblicke in die Situation, die sich aus Sicht der Verwaltung weiterhin dynamisch entwickele.
Vor allem die Unterbringung der Kriegsflüchtlinge hatte in der Vergangenheit das Rathaus vor die Frage gestellt, wie der massive Zustrom an Menschen bewältigt und in Wohnraum vermittelt werden kann. Zwar sind Notunterkünfte in Sporthallen eingerichtet worden – allerdings war immer klar, dass es sich dabei nur um eine temporäre Lösung handeln kann. „Die Karl-Adam-Halle und die Stadthalle sind aktuell jeweils zu ca. 50 Prozent belegt, das Haus Busch ist voll belegt“, betont Treude, dass sich die zuletzt beengte Situation in den Hallen immerhin etwas entspannt hat. 75 Menschen konnten bereits in neu ausgestattete Wohnungen umziehen. Viele andere sind privat untergekommen.
Hagen: Stadt möbliert Wohnungen und vermittelt
Die Stadt prüft nun auch, die beiden größten Notunterkünfte (Karl-Adam-Halle und Stadthalle) bis Ende Mai leer zu ziehen. Die Stadthalle steht ab dem 1. Juni veranstaltungsbedingt nicht mehr zur Verfügung. „Der Fachbereich Integration, Zuwanderung und Wohnraumsicherung ist aktuell dabei, die angemieteten und möblierten Wohnungen zu belegen. Somit werden die Unterkünfte bereits entlastet. Sollte es bis Ende Mai nicht in Gänze gelingen, beide Hallen durch die Umzüge in die Wohnungen leerzuziehen, werden die Menschen in eine alternative Sammelunterkunft umziehen, die aktuell in Planung ist“, so Treude.
Angebote privater Vermieter würden zurzeit geprüft, da durchaus geplant sei, weitere Wohnungen anzumieten. Konkreter wird die Stadt an dieser Stelle nicht. Nur soviel: Die Stadt hat aktuell 104 Wohnungen zur Unterbringung ukrainischer Flüchtlinge angemietet, von denen sich 82 noch in der Ausstattungsphase befinden.
Hagen: „Die Lage entwickelt sich weiterhin dynamisch“
„Die Lage ist sehr dynamisch, es ist unklar, wie viele Menschen in Zukunft noch in Hagen aufgenommen werden“, blickt Treude auf den zunächst temporär geltenden Aufnahmestopp, der in Teilen damit zusammenhängt, das Hagen eine „Hochwasser-Kommune“ ist, die auf diese Weise ein Stück weit entlastet werden soll.
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Die Miete für die Wohnungen wird vom Fachbereich Integration, Zuwanderung und Wohnraumsicherung an den Vermieter gezahlt. Das Land NRW erstattet der Stadt 1.125 Euro pro Person pro Monat als Pauschale. Zum 1. Juni erfolgt allerdings ein Rechtskreiswechsel. Dann werden die Kosten aus SGB II–Leistungen getragen – heißt, die Stadt ist dann nicht mehr für die Abwicklung zuständig. Konkret bedeutet das, dass Geflüchtete ab dem 1. Juni in Deutschland Grundsicherung beziehen und unmittelbar auch eine Arbeit in Deutschland aufnehmen können.
Ukraine-Flüchtlinge in Hagen: Die Frage nach der Perspektive
Im Rathaus beobachte man zudem, dass sich die Stimmungslage unter den Geflüchteten verändert hat. Ging es zunächst vorwiegend um die Fragen, wie Unterbringung und Ankommen und die Bürokratie hier bewältigt werden können, stellt sich nun vor allem die Frage nach einer Perspektive – und wie das Leben, Arbeiten, oder auch der Kita- und Schulbesuch ein Stück Normalität ermöglichen können. Denn wie lange all diese Menschen noch bleiben werden,ist völlig offen.