Hagen. Der Zustrom ukrainischer Flüchtlinge nach Hagen nimmt zu. Jetzt wird die Stadthalle für Hilfesuchende reserviert. Es gibt noch weitere Ideen.
Der Zustrom der Ukraine-Flüchtlinge, die inzwischen auch Hagen erreichen, nimmt kontinuierlich zu. Am Infopoint der Stadt sind – Stand: Freitagmittag – bislang 460 Menschen registriert und beraten worden. Mehr als 150 Geflüchtete wurden bislang von der Kommune vorzugsweise in Wohnungen untergebracht. „Wir rechnen am Wochenende damit, auch die Notunterkunft in der Karl-Adam-Halle auszuschöpfen“, meint Natalia Keller, Leiterin des Fachbereichs für Integration, Zuwanderung und Wohnraumsicherung. „Daher richten wir kurzfristig eine zweite Notunterkunft im Sinfonium in der Stadthalle ein. Hier können 100 weitere Personen unterkommen.“ Außerdem wird in der kommenden Woche voraussichtlich auch die Sporthalle Damsheide in eine provisorische Notunterkunft umfunktioniert
„Diese Situation ist ganz anders als 2015/16, als die erste Flüchtlingswelle Hagen erreichte“, vergleicht Natalia Keller die Lage mit den Hilfesuchenden, die über die Balkanroute vorzugsweise aus Afghanistan und Syrien den Weg nach Mitteleuropa suchten. „Damals kamen die Menschen geordnet, wir wussten meist mit vier Tagen Vorlauf, wie viele die Stadt erreichen würden und konnten uns entsprechend vorbereiten. Jetzt kommen die Leute ohne Vorwarnung und völlig ungesteuert.“
Turnhalle dient als Puffer
Dortmund ist schon voll
Dortmund meldet bereits jetzt schon, restlos mit Flüchtlingen vollgelaufen zu sein. Die Nachbarstadt hat NRW-weit die größte ukrainische Community, so dass diese ein bevorzugtes Ziel vieler Hilfesuchenden ist.Parallel sind zurzeit alle Städte auf der Suche nach Zelten, Schnellbau- und Feldbetten, Decken und Kissen. „Wir reservieren was wir kriegen können“, erzählt Fachbereichsleiterin Natalia Keller, „aber bei manchen Betten reichen die Lieferzeiten bis in den Juni – damit ist uns nicht geholfen.“Die Stadt Hagen erwartet bei weiterhin rasant steigenden Flüchtlingszahlen, dass die Kommunen irgendwann gezwungen sein werden, die Menschen erneut in Busse zu packen, um sie zumindest übergangsweise in große, zentrale Sammelunterkünfte des Landes zu chauffieren.
Seit dem Freitag der vergangenen Woche werden die ersten Ukrainer am Info-Point im Rathaus II am Bahnhofsvorplatz registriert und mit dem Nötigsten vertraut gemacht. Diesen Familien ein Dach über den Kopf anbieten zu können und sie mit dem Nötigsten zu versorgen, sei eine echte Herausforderung, so Keller: „Zunächst haben wir gedacht, dass wir mit dem, was wir an möglichen Unterkünften zusammengesucht hatten, zumindest die erste Woche auskommen. Doch bereits am Donnerstag musste ich den Kämmerer anrufen, um ihm mitzuteilen, dass wir jetzt doch schon die Karl-Adam-Halle belegen müssen. Dort wurden bereits am ersten Tag 35 Personen untergebracht. Daher bereiten wir für den Sonntag jetzt die Stadthalle vor.“
Das Gros der Flüchtlinge – auch in Hagen sind es vorzugsweise Mütter mit Kindern oder Alte – kommt zurzeit mit der Bahn in Hagen an. Wer nicht von Bekannten oder Verwandten in Empfang genommen wird, findet bei der Bundespolizei oder dem Ordnungsamt die ersten Ansprechpartner. Aber Natalia Keller erreichen auch Anrufe von privaten Hilfsinitiativen, die beispielsweise für diesen Sonntag ankündigen, mit einem 45er-Bus in Hagen einzutreffen – allerdings sei für lediglich 20 Köpfe eine Unterkunft gesichert. Auch hier muss die Stadt zunächst spontan einspringen.
Ziel bleiben normale Wohnungen
„Natürlich waren wir vorbereitet auf eine normale Zuweisung“, berichtet Keller, dass sie mit einem Kollegen bereits über mehrere Tage zahlreiche in Frage kommende Immobilien in Augenschein genommen habe, um passende Wohnmöglichkeiten anbieten zu können. „Aber wir waren nicht darauf vorbereitet, dass wir innerhalb einer Woche mehr als 500 Menschen haben, die wir mit Leistungen wie Krankenversicherung, Lebensmitteln etc. ausstatten müssen – von Sonderregelungen, die beispielsweise durch Coronafälle entstehen, mal ganz abgesehen.“ Vorrangiges Ziel bleibt es, die hier eintreffenden Ukrainer so schnell wie möglich aus den Notunterkünften heraus in eine normale Wohnumgebung zu führen und die Hallen lediglich als Puffer für die nächsten Flüchtlingswellen zu betrachten.
Deshalb gibt es einerseits eine enge Kooperation mit den Hagener Wohnungsgesellschaften, andererseits wird die Stadtverwaltung weiter private Wohnungen anmieten. Es gehen zahlreiche Angebote von engagierten Hagenern ein, die Wohnraum anbieten. Die Sichtung der Angebote, die Überprüfung des Wohnraums und somit eine Rückmeldung seitens der Stadt Hagen werden jedoch einige Zeit in Anspruch nehmen.
Informationen für Geflüchtete und Hagenerinnen und Hagener, die helfen möchten, stehen mehrsprachig auf www.hagen.de/ukraine-hilfe zur Verfügung.