Breckerfeld. Klaus Joraschkewitz, stellvertretender Schulleiter an der Sekundarschule Breckerfeld, geht es in den Ruhestand. Eine Bilanz zum Schluss.
Trikots aus, Schweiß abwischen, runter vom Feld. So soll es sein. Nichts Pompöses, kein Empfang, keine großen Reden in der Aula. Wäre wohl alles nicht seins. Wäre auch nicht geradeaus, wäre nicht ehrlich. „Ob es dann gereicht hat für drei Punkte“, sagt Klaus Joraschkewitz, „das sollen dann mal andere beurteilen.“
Abpfiff, keine Verlängerung. Er, der Fußballer durch und durch, der Verteidiger, der spätere Coach, der über Jahre hinweg Jugendteams und schließlich die erste Mannschaft bei Schwarz-WeißBreckerfeld trainiert hat, verlässt die Arena. Nicht die Sport- und Freizeitanlage, die nur einen längeren Steinwurf entfernt liegt, sondern die evangelische St.-Jacobus-Sekundarschule Breckerfeld. Klaus Joraschkewitz ist 65 Jahre alt – Pensionsgrenze erreicht.
Es fehlt an Grundtugenden
Joraschkewitz ist Lehrer. „Von Herzen gern“, wie er sagt. „Lehrer ist der schönste Beruf, den ich mir vorstellen kann.“ Und er ist stellvertretender Schulleiter einer Schule, wie es sie so keine zweites Mal gibt. Einer Sekundarschule mit drei Zweigen – einem Hauptschul-, einem Realschule- und einem gymnasialen Zweig.
Klaus Joraschkewitz ist reflektiert, kritisch, sieht auch die Kehrseite, wenn er darüber redet, dass er mit einem weinenden und einem lachenden Auge geht. „In der Öffentlichkeit werden wir Lehrer oft als reine Dienstleister gesehen“, sagt er, „als Erfüllungsgehilfen für die Berufswünsche der Eltern. Dabei ist der Job immer schwieriger geworden – junge Menschen haben sich verändert. Vielen Kinder fehlt es an den Grundtugenden. Ich habe immer Leistung eingefordert – dafür braucht es Disziplin, Fleiß, Frustrationstoleranz, Ausdauer, Solidarität.“
Verantwortung für den Nebenmann
Immer wieder mischten Eltern sich ein, die vielleicht selbst zu nachlässig gewesen seien. Hinzu komme der Individualisierungswahn. „Dabei“, sagt er, und der Trainer klingt wieder durch, „habe ich immer das Kollektiv im Blick. Die Kinder müssen lernen, sich als Bestandteil einer sozialen Gruppe einzubringen. Jeder, der in einem Klassenzimmer sitzt, hat eine Verantwortung für seinen Nebenmann.“
Er, der Lehrer, vermisst die Bildung. „Es geht nur noch um Kompetenzentwicklung, Kinder müssen funktionieren. Mit der Digitalisierung wird seit Jahren dieselbe Sau durchs Dorf getrieben“, sagt Klaus Joraschkewitz, „aber all die Technik kann nicht helfen, einen Text sauber zu rezipieren. Lesen, Schreiben, Rechnen – damit kann man sich die Welt erschließen.“
Misserfolg gehört dazu
Letztlich könne es nicht darum gehen, das Lernen immer leichter zu machen. „Es kommt darauf an, Kinder darin zu bestärken, sich auch an schwierige Dinge heranzuwagen“, sagt Joraschkewitz, „es ist doch fatal, wenn wir Schülern stattdessen erklären, dass bestimmte Aufgaben einfach zu schwer sind und sie sich doch lieber etwas Leichterem widmen sollen. Es ist nicht richtig, Kindern Misserfolge zu ersparen.“
Letztlich – so glaubt Joraschkewitz, der Sport, Politik, Sozialwissenschaften und Geschichte unterrichtet hat – komme es auf die Person des Lehrers an. „Das ist noch so eine Parallele zum Trainergeschäft“, sagt er, „wenn ich heute einen ehemaligen Schüler treffe, der sagt: Der Unterricht bei Ihnen war großartig. Da habe ich so viel mitgenommen’ – das ist ein schöner Moment.“
Freude auf ein gutes Buch
Was kommt – nach den Sommerferien? „Es gibt kein riesiges Projekt“, sagt Klaus Joraschkewitz, „ich freue mich darauf, mal wieder in Ruhe ein Buch zu lesen. Ich interessiere mich für militärische Forschung. Vielleicht schreibe ich mich noch mal an der Uni ein. Und ich hätte ja wieder Zeit fürs Trainergeschäft.“ Trainingsjacke an, rauf aufs Feld.