Helden/Kreis Olpe. Rüdiger Doblun aus Helden hat sich an das Arbeiten im Home-Office gewöhnt. Der 58-Jährige spart viel Zeit und Sprit. Er sieht weitere Vorteile:
Die Menschen im Kreis Olpe sind mit ihrer Wohnsituation rundum zufrieden. Neun von zehn Teilnehmern, die an unserer Corona-Check-Umfrage teilnahmen, verschwenden daher keine Gedanken daran, aufgrund der Pandemie etwas an ihrer häuslichen Umgebung zu ändern – beziehungsweise sich zu verändern.
Einer dieser zufriedenen ist Rüdiger Doblun aus Helden. Das hat mehrere Gründe, einen picken wir uns an dieser Stelle mal heraus: Der 58-Jährige, verheiratet, Vater von drei erwachsenen Kindern und seit kurzem sogar Großvater, hat deutlich weniger Fahrstress als noch vor der Krise.
Denn der Attendorner arbeitet (fast) ausschließlich im Home-Office. So, wie es pandemiebedingt immer mehr Arbeitnehmer tun. Und immer mehr Unternehmen dafür auch die Voraussetzungen schaffen.
110 Kilometer – eine Strecke
Rüdiger Dobluns Arbeitgeber, die Greif Packaging Germany GmbH, sitzt in Köln. Seit mehr als 30 Jahren verdient der Heldener sein Geld beim Hersteller von industriellen Verpackungen, der übrigens bis 2017 mit einer Zweigstelle auch in Attendorn – an der Südumgehung – vertreten war.
Durchlaufen hat er bei seinem Arbeitgeber schon sämtliche Abteilungen – vom Vertrieb über den Innendienst und die Produktionsplanung und schließlich wieder zurück in den Vertrieb. Der große Unterschied von früher zu heute: Hat der Heldener einst sämtliche Werke des Industrie-Verpackers „abgegrast“, macht er seine Arbeit heute von zuhause aus. Fast ausschließlich, vereinzelte Kundentermine außen vorgelassen.
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Was er in erster Linie spart, sind Zeit und Sprit. Viel Zeit und viel Sprit. Wenn er auf der Autobahn und durch Köln gut durchkam, brauchte Doblun etwa eineinviertel Stunden – für eine Strecke, die rund 110 Kilometer lang ist. Zusammengenommen saß er für 220 Kilometer also mindestens zweieinhalb Stunden im Auto. „Und dann gab es Tage, an denen bin ich aus Köln kaum herausgekommen“, erklärt der 58-Jährige. „Man kann also festhalten, dass ich unendlich viel Zeit spare.“ Zeit, die der Heldener vor dem PC zuhause sinnvoll nutzen kann. Die Zeiten, in denen er aufgrund der Verkehrslage zu spät zu Meetings kam, sind vorbei. Heute laufen die Besprechungen über digitale Wege, ganz unkompliziert.
Es geht auch um banale Dinge
Doblun kann sich seine Arbeit auch viel besser einteilen, sich genaue Pläne machen, wann er was abarbeitet. Es sind aber auch banale Dinge, die er mit der Zeit im Home-Office schätzen gelernt hat. Das gemeinsame Frühstück mit der Frau. Früher unter der Woche war das kaum möglich, „denn ich bin im Dunkeln aus dem Haus gegangen und im Dunkeln wieder nach Hause gekommen.“ Oder der Arzttermin am Nachmittag. Dann habe er abends eben ein bisschen länger gearbeitet. In Zeiten als Berufspendler undenkbar.
Damit sich im „geschützten Raum“ in den eigenen vier Wänden nicht der Schlendrian einschleust, zieht sich Doblun jeden Tag so an, als würde er ins Büro fahren. „Die Jogginghose bleibt immer im Schrank“, berichtet der Familienvater und ergänzt: „Das hat viel mit Disziplin zu tun. Wer die nicht hat, kann auch nicht im Home-Office arbeiten.“
Es ist eine Typfrage
Und natürlich sei es auch eine Typenfrage, nicht jeder Arbeitnehmer ist für das Arbeiten zu Hause gemacht. Sei es, weil die Kinder noch klein sind und für Ablenkung sorgen oder der Job an sich dem Home-Office einen Riegel vorschiebt. Selbstverständlich gibt es aber auch Nachteile, die das mobile Arbeiten von zuhause mitbringen. In erster Linie der fehlende, physische Kontakt mit den Kollegen.
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„Die Vier-Augen-Gespräche fehlen einfach. Ich merke bei meinen Telefonaten immer mehr, dass die Kollegen und Kunden das Bedürfnis haben, länger zu telefonieren. Der Mensch ist ein Wesen, das soziale Nähe sucht. Es ist gut, dass es Medien gibt, über die wir im Kontakt bleiben können. Das persönliche Gespräch kann dadurch aber nicht ersetzt werden.“
Und dennoch: Das eigene Haus ist für Rüdiger Doblun aus Helden die perfekte Umgebung für das Arbeiten geworden. Und daran wird sich auch nichts mehr ändern.
+++ Das ist der Corona-Check +++
Insgesamt haben sich 12.187 Menschen aus dem gesamten Verbreitungsgebiet am Corona-Check beteiligt, darunter 1636 Teilnehmer aus dem Kreis Olpe.
Die Antworten geben Einblicke in die Empfindens-Welt der Menschen unserer Region. Zudem erlauben die Antworten teilweise Prognosen, wie sich unsere Gesellschaft durch die Pandemie verändert.
Um belastbare Ergebnisse zu erhalten, wurde der Corona-Check begleitet durch Dr. Ana Moya, Statistik-Dozentin und Daten-Analystin der Funke-Mediengruppe. „Wie beim Heimat-Check haben wir auf eine ausreichende Teilnehmerzahl in jedem Ort geachtet. Insgesamt haben wir ein sehr valides Stimmungsbild.“