Kreis Olpe. Den Menschen im Kreis Olpe fehlen die Begegnungen in den Kneipen. Drei junge Erwachsene erzählen, warum virtuelle Möglichkeiten kein Ersatz sind.

Nach dem Feierabend spontan mal zusammen ein Bierchen in der Kneipe trinken oder sich am Wochenende einen ausgiebigen Frühstücksbrunch im Lieblingscafé gönnen. Vor Corona waren das noch Selbstverständlichkeiten, mittlerweile sind sie zu Sehnsüchten geworden. Denn die Ergebnisse unseres Corona-Checks zeigen: Die Menschen im Kreis Olpe vermissen den Besuch von Restaurants und Cafés immens. Nur die regelmäßigen, persönlichen Treffen mit Freunden und Familie fehlen ihnen noch mehr.

Die Ergebnisse des WP Corona-Checks für den Kreis Olpe
Die Ergebnisse des WP Corona-Checks für den Kreis Olpe © Unbekannt | Manuela Nossutta / Funkegrafik NRW

„Wobei sich auch beides bedingt. Freunde trifft man schließlich auch oft in Kneipen oder in Restaurants“, findet Tom Clemens. Der 21-Jährige aus Schreibershof ging vor Corona zum Beispiel gerne in die Kneipe „Klumpen am Markt“ in Olpe, oft auch mit seinem guten Freund Moritz Hof (21). „Aber auch, wenn man alleine da reingegangen ist, man hat eigentlich immer jemanden getroffen, den man kennt. Das war schon zu Abizeiten so“, erzählt Clemens. Die Kneipe als Ort der Begegnung, ein Ort für Freunde, spontan und gemütlich.

Schöne Erinnerungen

„Meistens fing es freitagabends im Klumpen an, da hat man dann etwas getrunken, etwas gegessen und ein paar Spiele gespielt“, sagt Hof. Schocken, zum Beispiel. Wer verlor, zahlte die nächste Runde. Ein Pils für jeden oder auch mal einen Kurzen. Danach ging es manchmal noch in die „Grotte“, zum Schluss – wirklich ganz zum Schluss – in den „Gewölbekeller“. Wenn Clemens und Hof davon erzählen, müssen sie unweigerlich grinsen. Schöne Erinnerungen.

Nicht das Bier oder das Spielen fehlt, sondern das Gefühl. „Das lässt sich auch nur schwer mit Online-Meetings herstellen“, meint Jill Weiher. Die 19-Jährige aus Olpe hat’s ausprobiert. „Gerade am Anfang, zum ersten Lockdown, haben wir quasi jeden Tag gefacetimed. Da war es auch noch okay, weil es irgendwie neu war.“ Jetzt, nach über einem Jahr Pandemie, ist aber auch die digitale Alternative nicht mehr aufregend. „Man ist sowieso schon so viel am Laptop. Sich abends dann noch mal dahinzusetzen und wieder den Laptop aufzuklappen, nervt dann manchmal einfach nur“, erzählt Weiher, die zurzeit ihr Fachabitur am Berufskolleg Technik in Siegen macht.

Langer Verzicht macht unzufrieden

Im Sommer sei das noch einfacher gewesen. Nicht nur, weil zu diesem Zeitpunkt die Kneipen und Bars zumindest unter strengen Hygieneregeln öffnen durften, sondern weil auch Treffen mit bis zu zehn Personen erlaubt waren. „Da konnte man auch mal einen gemütlichen Grillabend machen“, so Clemens.

Der lange Verzicht macht unzufrieden und ungeduldig. Zumindest gibt es aber eine vorsichtige Perspektive: Sobald die Inzidenz fünf Werktage in Folge unter 100 liegt, darf die Außengastronomie am übernächsten Tag öffnen. „Ich glaub’, darauf wartet auch jeder. Wenn jetzt bald besseres Wetter ist, ist das auf jeden Fall eine gute Option“, findet Clemens. Wenn dieses Jahr schon wieder das Schützenfest ausfallen muss, ist ein frisch gezapftes Pils in der Stammkneipe zumindest ein kleiner Trost. Oder auch ein Kurzer nach einer verlorenen Runde beim Schocken.

>>> DAS IST DER CORONA-CHECK

  • 12.187 Menschen aus dem gesamten Verbreitungsgebiet am Corona-Check beteiligt, darunter 1636 Teilnehmer aus dem Kreis Olpe.
  • Die Antworten geben Einblicke in die Empfindens-Welt der Menschen unserer Region. Zudem erlauben die Antworten teilweise Prognosen, wie sich unsere Gesellschaft durch die Pandemie verändert.
  • Um belastbare Ergebnisse zu erhalten, wurde der Corona-Check begleitet durch Dr. Ana Moya, Statistik-Dozentin und Daten-Analystin der Funke-Mediengruppe. „Wie beim Heimat-Check haben wir auf eine ausreichende Teilnehmerzahl in jedem Ort geachtet. Insgesamt haben wir ein sehr valides Stimmungsbild.“