Attendorn. Mubea könnte innerhalb von 14 Tagen alle Mitarbeiter gegen das Coronavirus impfen. Es fehlen allerdings noch Erlasse vom Ministerium.
Der Automobilzulieferer „Mubea“ hat den Vorstoß gemacht: Das Attendorner Unternehmen hat an seinem Hauptsitz eine Impfstraße als Pilotprojekt aufgebaut. In Zusammenarbeit mit dem Betriebsarzt Dr. Surjadjiman Djaja vom Arbeitsmedizinischen Zentrum für den Kreis Olpe e.V. könnten hier innerhalb von zwei Wochen alle Impfwilligen unter den 1400 Beschäftigten am Standort Attendorn geimpft werden. Was (noch) fehlt ist der Impfstoff. Zumindest die organisatorischen Voraussetzungen für eine solche Impfkampagne seien bereits geschaffen worden, geht aus einer aktuellen Pressemitteilung von Mubea hervor.
Fünftägige Quarantäne
Nach Dienstreisen ins Ausland gilt in Fällen, in denen es keine gesetzliche Quarantäne-Pflicht gibt, eine fünftägige „Mubea-Quarantäne“, aus der sich die Reiserückkehrer freitesten müssen. Unter anderem zu diesem Zweck wurden bereits im Mai vergangenen Jahres einige Betriebssanitäter von Dr. Djaja geschult, um Rachen- und Nasenabstriche für CoronaTests nehmen zu können.
Allein am Standort in Attendorn wurden in diesem Jahr bereits über 5000 Tests durchgeführt. Seit zwei Monaten läuft hier das eigene Testzentrum von Montag bis Freitag in einem zweischichtigen Betrieb, in dem sich auch die Familienangehörigen der Mitarbeiter oder externe Dienstleister und Besucher testen lassen können.
„Wir wollten vorbereitet sein, sobald der Startschuss für Betriebsärzte zum Impfen kommt. Um nicht weiter Zeit zu verlieren“, erklärt Mubea-Pressesprecherin Andrea Holstein. Gut vier Wochen haben die Vorbereitungen für die Impfstraße in Anspruch genommen. Sobald die Erlaubnis zum Impfen komme, könne Mubea demnach sofort loslegen. Generell habe die Gesundheit der Mitarbeiter einen hohen Stellenwert. Das zeige auch die vorzeitige Errichtung des Testzentrums (siehe Infobox). „Es hat sich bislang bewährt, dass wir immer recht frühzeitig mit der Planung und Umsetzung angefangen haben“, so Holstein.
IHK: Mubea-Vorstoß kann nicht flächendeckend ausgerollt werden
Klaus Gräbener, Hauptgeschäftsführer der IHK Siegen/Olpe, begrüßt diese Planungen: „Je mehr Möglichkeiten geschaffen werden, desto besser.“ Allerdings könne man das Mubea-Beispiel nicht flächendeckend ausrollen. „Derartige Möglichkeiten haben nur sehr wenige Firmen. Dafür braucht man Betriebsärzte, genügend Platz, Kapazitäten sowie personelle und finanzielle Ressourcen“, so Gräbener. Unternehmen wie Mubea, „die in der ersten Liga spielen“ könnten derartige Bedingungen erfüllen. „Man darf nur nicht den Fehler machen, dass man das jetzt für allgemeinverbindlich erklärt. Dass das jetzt jeder Tante-Emma-Laden um die Ecke auch leisten kann“, betont er.
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Tatsächlich zeigen die Vorbereitungen in der Mubea-Zentrale, wie viel Aufwand hinter dieser Impfstrategie steckt. So wurde ein Online-System programmiert, über das die Mitarbeiter ihre Impftermine buchen können. Wie aus der Pressemitteilung hervorgeht, seien die Abläufe mit allen relevanten Stationen geplant und in den Räumlichkeiten der Mubea-Kantine aufgebaut. In einem Einbahnstraßensystem würden die Impflinge von der Anmeldung über die ärztliche Aufklärung und die eigentliche Impfung bis hin zu einem Ruhebereich geleitet, in dem sie sich nach der Impfung unter Aufsicht der Betriebssanitäter aufhalten können.
Betriebsärzte werden in der Corona-Impfverordnung perspektivisch erwähnt
Eine derartige Logistik können nur „sehr, sehr wenige“ Firmen umsetzen – und sei auch „etwas völlig anderes als die Testangebote, die für alle Unternehmen verbindlich gemacht werden sollen“, so Gräbener weiter.
Auch, wenn bei Mubea noch nicht geimpft werden kann und darf, sind die Voraussetzungen zumindest schon geschaffen. Nachdem die Betriebsärzte mittlerweile in der Corona-Impfverordnung zumindest perspektivisch erwähnt werden, steige die Hoffnung, dass sie tatsächlich bald in die Impfkampagne einbezogen werden. Wie schnell und in welchen Mengen die Impfdosen dann zugeteilt werden – das ist weiterhin fraglich.
Kreis Olpe ist außen vor
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„Die Organisation, die Impfstoffbestellungen und die Impfstofflieferungen werden aller Voraussicht nach über die Schiene der Betriebsärzte und die Betriebe selber laufen“, teilt Andreas Sprenger, Leiter des Corona-Krisenstabes des Kreises Olpe mit. Grundsätzlich sei eine Ausdehnung auf Impfungen durch Betriebsärzte in den Betrieben zu begrüßen. Die Kreise als Betreiber der Impfzentren seien hierbei allerdings außen vor.
Andreas Sprenger erklärt weiterhin, dass der Kreis Olpe an die ministeriellen Rahmenbedingungen in der Impfstrategie des Landes gebunden sei. Das Land plant, die Ärzte insgesamt vermehrt in die Impfung einzubinden. Begonnen wurde mit den Arztpraxen. Auch die Betriebsärzte sollen zukünftig in die Strategie eingebunden werden. „Allerdings ist hier weder eine konkrete Planung, noch der Zeitraum dafür bekannt“, so Sprenger. „Es gilt, entsprechende ministerielle Erlasse abzuwarten. Wann die kommen, ist in Abhängigkeit der Impfstoffmengen offen.“