Hagen. Warum gerade Henriette Koch als Bufdi im Hagener Theater genommen wurde und wie die 18-Jährige aus der Coronazeit das Beste macht.

Seit Anfang August ist Henriette Koch, von allen Henni genannt, Bundesfreiwilligendienstlerin (Bufdi) im Hagener Theater. Die 18-Jährige hatte sich das Jahr, in dem sie Erfahrungen in einer Kultureinrichtung machen wollte, anders vorgestellt. Trotzdem fühlt sie sich am Theater sehr wohl und wertgeschätzt.

Frau Koch, Sie haben im letzten Jahr Ihr Abitur am Christian-Rohlfs-Gymnasium gemacht, hätten dann ins Ausland gehen oder ein Studium oder eine Ausbildung beginnen können. Statt dessen haben Sie sich zu einem Bundesfreiwilligenjahr entschlossen. Warum?

Henriette Koch: Ein längerer Auslandsaufenthalt war nie mein Wunsch und wäre während der Coronazeit ja auch schwierig umzusetzen gewesen. Ich dachte mir, ein Bufdi-Jahr sei ein schönes Jahr, um Erfahrungen zu sammeln, ohne sofort komplett in ein Studium oder in die Arbeitswelt einzutauchen.

Wie kam es, dass Sie sich beim Hagener Theater beworben haben?

Dass ich nicht in einem Krankenhaus, einem Kindergarten oder im Bereich Umwelt arbeiten wollte, war für mich klar. Es sollte schon was Kulturelles sein. Ich hab‘ mich auch an Theatern in Wuppertal, Düsseldorf und Bochum beworben, aber Hagen war von Anfang an mein Favorit. Auch, da ich aus Gevelsberg komme.

Sie sind im kulturellen Bereich also gern unterwegs, sind also durchaus kulturaffin?

Ja klar. Ich tanze, seit ich vier bin. Früher hab’ ich auch mal Klarinette gespielt, aber das Feuer für das Instrument war irgendwann nicht mehr da. Ich hab‘ vor Jahren mit Jazz und Modern Dance begonnen. Und in der Oberstufe am CRG hab‘ ich in der Theater-AG mitgemacht und in der Tragödie ,Antigone‘ die Hauptrolle gespielt.

Was glauben Sie, warum haben gerade Sie die Stelle als Bufdi erhalten?

Ich bin beim Bewerbungsgespräch, das die Marketingleiterin Mareike Hujo mit mir geführt hat, wohl glaubhaft und recht selbstbewusst rübergekommen. Die Chemie zwischen uns beiden hat einfach gestimmt. Und sie stimmt noch immer.

Ihr erster Arbeitstag im Theater – an was erinnern Sie sich besonders?

Das war Anfang August, da wurde das Ensemble für die neue Spielzeit offiziell vorgestellt. Und wir mussten alle Masken tragen. Das war schon komisch, das Gesicht der neuen Kollegen kaum erkennen zu können. Im August wurden noch keine Vorstellungen gegeben, erst im September und Oktober. Und dann kam im November ja der zweite Lockdown.

Wie sieht ihr Alltag, in dem der Spielbetrieb ja auf Eis liegt, aus?

Ich arbeite viel im Homeoffice, was kein Problem ist, da ich mich auch um Social Media, also um Instagram und Facebook, kümmere. Ich beantworte Fragen zum Beispiel zum Ticketvorverkauf und bewerbe die Streams, die wir derzeit als Ersatz für Vorstellungen anbieten. Tageweise arbeite ich auch hier vor Ort, wobei mir die Tage im Theater mehr Spaß machen als Homeoffice. Hier kann ich mit den Kollegen mal quatschen und mich austauschen, hier herrscht einfach Theateratmosphäre. Und einiges - wie zum Beispiel Flyer verteilen - kann ich von zu Hause aus ja auch gar nicht erledigen.

Welche Arbeit hat Ihnen bislang besonders Spaß gemacht?

Ich hab‘ einen Trailer fürs Lutz geschnitten. Dafür hab‘ ich mir zwei Proben angeschaut, um zu wissen, wovon das Stück handelt. Zu den Bildern, die mir gefallen haben, hab’ ich mir Notizen gemacht, mich mit Lutz-Leiterin Anja Schöne abgesprochen und die Ausschnitte dann zu einem kurzen Film zusammengefügt. Das war schon spannend.

Ihr Fazit nach knapp zehn Monaten Bufdi?

Toll ist, dass hier im Bereich Marketing – mich mitgerechnet sind wir sieben Leute - niemand den Chef raushängen lässt. Ich fühle mich hier als ernst genommene Kollegin. Und ich habe hier ganz neue Einblicke gewonnen. Früher war ich in Weihnachtsmärchen und hab‘ einige Lutz-Stücke gesehen, jetzt hab‘ ich auch in Proben oder Vorstellungen zu Opern und Operetten gesessen und fand‘ das einfach mega. Nach der Operette ,Die Blume von Hawaii‘ hatte ich super gute Laune. Es war für zwei Stunden ein toller Ausstieg aus der derzeit so kaputten Welt.