Hagen-Mitte. TransformMates heißt das Stück, das Lutz-Leiterin Anja Schöne am 14. Juni einem jungen Publikum präsentiert. Es geht um Verwandlungen.

Es ist ein glücklicher Zufall, dass Anja Schöne die Geschichte dreier Jugendlicher bereits vor Monaten, als Corona noch kein Thema war, so konzipiert hat, dass sie spacig und ein wenig abgedreht wirkt. So konnte die Leiterin des jungen Theaters Lutz nun notwendige „Accessoires“ wie Plexiglas-Visiere geschickt als Requisiten in die Handlung einbauen. TransformMates heißt das Stück, das am Sonntag, 14. Juni, im Lutz uraufgeführt wird, dann allerdings in einen dreimonatigen Sommerschlaf fällt, da weitere Vorstellungen erst im September gegeben werden.

Ungewöhnliche Termintaktung

„Wir wollten aber jetzt mit TransformMates ‘raus, denn erst wenn ein Stück Premiere hatte, existiert es tatsächlich“, erläutert Anja Schöne die ungewöhnliche Termintaktung, „außerdem hätte die Premiere eigentlich bereits am 28. März stattgefunden, doch da war die Bühne coronabedingt längst geschlossen.“

TransformMates ist eine Produktion, die absolut zum Motto der Spielzeit 2020/21, das Verwandlung lautet, passt, denn genau um Begriffe wie Verwandlung, Entwicklung und Metamorphose dreht sich die Inszenierung, die sich an Jugendliche ab zwölf Jahren wendet und von Anja Schöne frei nach Ovid erzählt wird.

Zum Hintergrund: Die Metamorphosen des römischen Dichters Ovid sind ein mythologisches Werk über Verwandlungen. Es besteht aus 15 Büchern und beschreibt die Entstehung der Welt mit den Begriffen der römischen und griechischen Mythologie.

„Auch das große Verwandlungs-Epos von Ovid beschäftigt sich mit Generationen- und Geschlechterkonflikten und der Frage nach Identität“, unterstreicht Regisseurin Anja Schöne.

In dem 60-minütigen Jugendstück sind Nele (Anne Schröder), Sam (Tatiana Feldman) und Luis (Micha Baum) 13 Jahre alt und bereit für eine radikale Veränderung in ihrem Leben.

Nur 20 bis 30 Zuschauer erlaubt

Die Uraufführung des Jugendstücks findet am Sonntag, 14. Juni, um 15 Uhr im Lutz statt. Es gibt nur noch wenige Restkarten im Vorverkauf an der Theaterkasse. Nur 20 bis 30 Zuschauer dürfen derzeit im jungen Theater Platz nehmen.

Weitere Familien- und Schulvorstellungen finden ab September statt.

Die Produktion wird von der Dörken-Stiftung und dem Theaterförderverein mit der Aktion „Jeder Schüler ins Theater“ finanziell unterstützt.

Die drei fühlen sich wie eingesperrt in einem Labyrinth, aus dem sie davon fliegen möchten. Wie der sagenumwobene Ikarus aus Ovids Metamorphosen.

Das Trio taucht ab in das digitale Adventure Game (Abenteuerspiel) TransformMates, schlüpft in andere Identitäten und versucht, mit Ikarus in die Freiheit zu gelangen. Über das Computerspiel gewinnen die Jugendlichen aber auch Vertrauen zueinander.

Aktuelle Themen wie Mobbing fließen in die Handlung ein, Hänseleien und Selbstüberschätzung werden eingeflochten und die Charaktere der Teenager beleuchtet: Luis, der Suchende, will seinen Vater endlich kennenlernen, Nele ist genervt von ihrer übertrainierten Helikopter-Mutter und Sam tritt wild und burschikos auf und wehrt sich auf diesem Weg, in die Schublade eines lieben Mädchens geschoben zu werden.

Abstandsregeln einhalten

Die Choreographie stammt von Jozsef Hajzer, der einige Bewegungsabläufe im Vergleich zur Ursprungsversion abgeändert hat. So müssen die Schauspieler in der überarbeiteten Fassung natürlich die Abstandsregeln einhalten. Zwischen Tanz, Artistik und Parcourslauf explizit auf Distanz zu achten, ist auch für Anne Schröder, Tatiana Feldman und Micha Baum neu, aber es gelingt ihnen.

Jeremias H. Vondrlik hat sich bei der Bühnengestaltung für „ehrliche Bühnenelemente“ wie bewegliche Traversen entschieden. Die elektronische Komposition stammt von Tobais Hagedorn, der die Handlung mit sphärischen Klängen, spacigen Rhythmen, Donner und Hall untermalt.

Joysticks, Videoeinspielungen, Plexiglas-Schutzschilder und dazu Ikarus-Passagen, die Anja Schöne im Poetry-Slam-Stil einbaut – TransformMates verdient die Bezeichnung „digitales Metamorphosen-Adventure-Game“.