Hagen. Der ökumenische Neujahrsempfang der beiden großen Kirchen in Hagen findet zu großen Teilen online statt. Lob gibt es für die Flut-Hilfe.
Es ist eine Premiere für Dechant Dieter J. Aufenanger und Superintendent Henning Waskönig, der erst im Dezember vergangenen Jahres offiziell sein neues Amt angetreten hat: Gemeinsam haben sie am Samstag das erste Mal in ihren Funktionen zum Ökumenischen Neujahrsempfang des Dekanats Hagen-Witten und des Evangelischen Kirchenkreises Hagen eingeladen.
Die Freude bei allen Teilnehmenden war groß, denn im vergangenen Jahr war die traditionelle Veranstaltung zum Jahresbeginn aufgrund der Corona-Krise ausgefallen. Zwar gab es auch dieses Jahr Einschränkungen, denn durch die begrenzte Teilnehmerzahl im Ratssaal gab es nicht für alle Interessierten die Möglichkeit beim Neujahrsempfang vor Ort dabei zu sein, aber per Live-Stream konnte die Veranstaltung erstmalig auch digital verfolgt werden. Das Motto des Neujahrsempfanges lautete: Krisenzeit ist Heldenzeit?
Lob für die Hilfsbereitschaft während und nach der Flut
Zu Beginn der Veranstaltung warf Dechant Dieter J. Aufenanger einen Blick auf das vergangene Jahr „In Hagen hat uns einiges getroffen, nicht nur die Corona-Krise, mit der wir weltweit zu kämpfen haben.“ Die große Flut habe die Stadt besonders schwer getroffen. Vieles sei dabei zu Bruch gegangen, nicht nur an materiellen Dingen: „Zahlreiche Menschen leiden bis heute unter den Folgen. Und es wird noch lange dauern, bis alles aufgearbeitet ist.“ Gleichzeitig lobt er die große Hilfsbereitschaft untereinander.
Der Dechant des Dekanats Hagen-Witten lässt auch die negativen Schlagzeilen der katholischen Kirche in den vergangenen Tagen nicht unerwähnt: „Mich schmerzt es persönlich sehr, und ich leide darunter, wie sich manche kirchlichen Führer, Bischöfe und Kardinäle, aus ihrer Verantwortung ziehen.“ Gleichzeitig sehe er, so Aufenanger, das große Engagement der Menschen, die in den Gemeinden hier vor Ort, Kirche leben und denen der Glaube wirklich wichtig ist. „Diese Menschen ermuntern mich in der Kirche mitzuarbeiten, sie machen mir Mut.“
Empfang im Zeichen der Corona-Krise
Das zentrale Thema an diesem Samstag ist die Corona-Krise. In diesen schwierigen Zeiten sei der Zusammenhalt und vor allem gegenseitiger Respekt umso wichtiger, sagt Erik o. Schulz in seiner Rede und bezieht sich damit auf die Jahreslosung der der Evangelischen Kirche in Deutschland: „Jesus Christus spricht: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.“ Es dürfe niemand ausgegrenzt werden: „Wir sollen uns gegenseitig annehmen, unabhängig von Eigenschaften oder Eigenheiten. Egal welche Partei wir wählen, egal ob wir religiös sind und vor allem egal ob wir geimpft sind oder nicht“, so die Worte des Oberbürgermeisters.
Respekt dürfe nicht zur Nebensächlichkeit werden so Schulz. Er appelliert an alle, diesen Gedanken als Leitmotiv für das kommende Jahr zu nehmen.
Die anderen Helden
Um Respekt, aber auch um Solidarität ging es auch in dem Vortrag von Prof. Dr. Dr. Holger Zabrowski, Inhaber des Lehrstuhls für Philosophie an der Universität Erfurt. Er spricht von den Folgen, die durch die Corona-Pandemie entstehen, aber vor allem, mit Blick auf das Thema des Neujahrsempfanges, von den Helden und Heldinnen unserer Zeit: Es sei wichtig, sich klar zu machen, was Helden genau sind. „Helden sind vorbildhafte Menschen, die uns Orientierung geben und uns zeigen, wie wichtig es ist, sich für das Gute, Gerechtigkeit, Solidarität und Nächstenliebe einzusetzen.“
Dabei meint Holger Zabrowski eben jene sogenannten Alltagshelden, von denen in den vergangenen zwei Jahren besonders häufig die Rede ist. „Es gibt die ganz besonderen Helden, an die wir uns erinnern. Aber es gibt eben auch die unzähligen Helden des Alltäglichen, die sagen Selbstoptimierung ist nicht das, wo es drauf ankommt. Viele dieser Helden zeigen uns, dass das wahre Glück darin besteht mit und für andere Menschen zu leben.“ Und ganz besonders in Krisenzeiten.
Lob für Mitarbeiter der Telefonseelsorge
Professor Holger Zabrowski sieht es als Aufgabe der Pandemie, dass jeder für sich Vorbilder und somit auch die Helden und Heldinnen unserer Zeit findet.
Bei diesem Gedanken weist der Superintendent Henning Waskönig in seinen Schlussworten noch auf seine persönlichen Alltagshelden hin: „Für mich sind das unter anderem die Mitarbeitenden der Telefonseelsorge in Hagen, die in unserer Stadt von beiden Kirchen gemeinsam verantwortet wird.“ Neben Respekt und Solidarität sei es für ihn in diesen Zeiten genauso wichtig, ein offenes Ohr und Herz für die Sorgen anderer zu haben.
Das Video des Ökumenischen Neujahrsempfang in Hagen gibt es hier.