Breckerfeld/Hagen. Zwei gerissen Kälber in engem Radius: Nach diesen Vorfällen fürchten Landwirte in Breckerfeld und Hagen, dass der Wolf wieder in der Region ist.
Zwei gerissen Kälber innerhalb eines sehr begrenzten Radius – in Breckerfeld und im Süden von Hagen geht die Sorge vor dem Wolf um. Betroffen sind Patrick Meyer, Hobby-Landwirt aus Bühren, und Friedhelm Höhmann, der einen Hof in Nieder Vahlefeld auf Halveraner Gebiet an der Grenze zu Breckerfeld betreibt. Grenzen aber spielen für einen Wolf, der bis zu 70 Kilometer pro Tag zurücklegen kann, keine Rolle.
Für Patrick Meyer war es ein Schock, als er am Morgen des 18. Mai zu seiner Weide kam, die zur Hälfte auf Breckerfelder, zur Hälfte auf Hagener Stadtgebiet unterhalb des großen Reiterhofs auf Bührener Gebiet liegt. Sechs Galloway-Rinder nennt er sein Eigen. „Ich habe gleich gemerkt, dass die Tiere sich irgendwie seltsam verhalten haben“, sagt er. „Als ich dann näher gekommen war, habe ich das Kalb gesehen.“
Bauch von Kalb aufgerissen
Besser das, was noch von dem Jungtier, das erst am Tag zuvor geboren worden war, übrig geblieben war. „Der Bauch war aufgeschlitzt“, sagt Meier, „es war komplett ausgenommen. Der Kiefer fehlte. Das war ein fürchterlicher Anblick.“
Ein ähnliches Bild hat sich auch Friedrich Höhmann aus Nieder Vahlefeld, einem kleinen Dörfchen nur ein Stück entfernt von der Landstraße 528, geboten (unsere Zeitung berichtete). Auch er hat morgens ein Kalb auf seiner Wiese gefunden. Zusammengebrochen, ausgeblutet, tiefe Bisswunden. „Ich kann nicht behaupten, dass das ein Wolf war“, sagt der Bauer, „aber, dass so viel Masse fehlt, deutet doch darauf hin.“
Proben in sechs Wochen ausgewertet
Das Landesamt für Natur-, Umwelt- und Verbraucherschutz hat in beiden Fällen eine Probe genommen. Das bestätigt Sprecherin Birgit Kaiser de Garcia. „Beide Fälle sind noch in Bearbeitung.“ Wann die Ergebnisse vorliegen, sei noch offen. Bereits Mitte Februar hatte Ralf Blauscheck, Leiter der Biologischen Station von realistischen Wolfssichtungen berichtet.
Mit großer Sorge erfüllen diese Vorfälle die Breckerfelder Landwirte schon jetzt. „Beim Bauernvogelschießen hat das die Runde gemacht“, sagt Ortslandwirt Born, der seinen Hof in Branten hat. Er und seine Kollegen beschäftigen sich schon länger mit der Thematik. Schon vor fünf Jahren haben sie ein Mahnfeuer angezündet, um auf die Problematik aufmerksam zu machen.
Bauern in Sorge um ihre Tiere
Jetzt, so fürchtet Born, könne die Gefahr akut werden. „Nach allem was ich bisher weiß, glaube ich nicht, dass es eine andere Ursache als Wolfsbisse gibt“, sagt Milchbauer Born, der seine Tiere nur noch mit großer Skepsis auf die Weideflächen schicken wird. Insbesondere auf jene, die weiter weg vom Hof liegen. „Hier weiden die Jungtiere. Normalerweise reicht es aus, da einmal in der Woche zu kontrollieren. Aber wenn ich mir jetzt vorstelle, dass da ein Tier qualvoll verendet...“
Auf keinen Fall – so betont Landwirt Born – wolle man den Wolf nun ausrotten. „Wir sind Landwirte, wir lieben Tiere, sonst hätten wir uns diesem Beruf ja gar nicht verschrieben. Aber man muss einfach zur Kenntnis nehmen, dass hier kein geeigneter Lebensraum für den Wolf ist. Die Menschen wollen ja, dass die Bauern ihre Tiere auf die Weiden schicken. Das ist ja auch Teil unserer Kulturlandschaft. Aber wenn ich fürchten muss, dass Tiere gerissen werden, bei lebendigem Leibe gefressen werden und qualvoll leiden, kann ich das nicht mehr ruhigen Gewissens tun.“
Zäune bringen keinen Schutz
Hinzu komme, dass es Fälle gebe, so Born, in denen Wölfe zunächst möglichst viele Tiere verletzt hätten. Als diese dann irgendwann kraftlos zusammengebrochen und gestorben wären, seien sie wiedergekommen und hätten sich über die Überreste hergemacht.
Ein Einzäunen der Flächen kommt für Born zum Schutz der eigenen Tiere nicht in Frage. „Es hat da Versuche mit vermeintlich wolfssicheren Zäunen gegeben, die die Tiere am Ende doch überwunden haben“, erzählt er und hat dabei die Kosten für die Landwirte noch gar nicht erwähnt. „Wir können ja schlecht wie in Wildparks vier bis fünf Meter hohe Zäune errichten und mit Stacheldraht absichern.“
Landwirte zwischen allen Stühlen
„Uns Landwirten wird ja gern vorgeworfen, wir würden mit Blick auf den Wolf Panik verbreiten. Aber am Ende sind wir es, die zwischen den Stühlen stehen“, sagt Heiner Born, „wir sollen Vorgaben zum Tierwohl erfüllen, die Kühe auf den Flächen Weiden lassen, die Naturlandschaft pflegen. Und dann sollen wir tatenlos mit ansehen, wie unsere Tiere qualvoll verenden.“