Hagen. Weil er mit gefälschtem Impfausweis erwischt wurde, attackiert in Hagen ein Mann eine Apotheken-Mitarbeiterin. Ein Kampf entbrennt.
Diesen Tag wird man in der Rathaus-Apotheke von Dr. Christian Fehske in Hagen wohl nie vergessen. Die Mitarbeiterin, die den Angreifer mit aller Kraft am Arm festhält. Die Apothekerinnen und Assistentinnen, die sich mit dem Mann auf dem Boden wälzen. Die umgestürzten Auslagen und Regale. „Gott sei Dank ist die Sache einigermaßen glimpflich ausgegangen“, so Fehske, der gar nicht darüber nachdenken mag, was noch alles hätte passieren können.
Es war IT-Spezialistin Nicole H. (63), die in der Rathaus-Apotheke einen Corona-Impfbetrüger überführte und bändigte. Gegen 16.50 Uhr wurde sie von einer Kollegin um Rat gefragt, weil sich ein 18-jähriger Mann aus Hamburg die Daten seines Impfausweises digitalisieren lassen wollte. „Ich habe gleich gesehen, dass der Ausweis gefälscht war“, berichtet Nicole H.: „Er enthielt keinerlei persönliche Daten, nicht einmal einen Namen.“
Regale und Auslagen poltern zu Boden
Sie bat den jungen Mann, einen Moment zu warten und zeigte den Ausweis ihrem Chef. Auch Christian Fehske erkannte die plumpe Fälschung und riet ihr, das Papier einzubehalten und die Polizei zu verständigen.
Mit dieser Botschaft kehrte Nicole H. in den Verkaufsraum zurück, wo die Situation augenblicklich eskalierte. Brüllend stürzte sich der junge Mann auf sie, versuchte ihr den Ausweis zu entreißen und schubste sie gegen die Regale, aus denen Fläschchen, Tuben und Dosen heraussprangen. Schließlich gelang es ihm, Nicole H. zu Boden zu drücken und sich auf sie zu werfen.
Offenbar hatte er nicht bemerkt, dass sie den Ausweis im Getümmel von sich geworfen hatte: „Und dann hat er meinen Kopf zu Boden gedrückt, aber ich habe ihn am Arm festgehalten, damit er nicht abhauen konnte.“
Mehrere Mitarbeiterinnen kämpfen mit dem Angreifer
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Es dauerte nur Sekunden, bis ihr ein halbes Dutzend Kolleginnen zur Seite sprang. Gemeinsam überwältigten die Mitarbeiterinnen den außer Kontrolle geratenen Mann. „Als ich hinzukam, lag ein Menschenknäuel auf dem Boden“, berichtet Christian Fehske, der dem Angreifer schließlich einen Arm auf den Rücken drehte und ihn so endgültig außer Gefecht setzte.
Doch selbst als die Polizei kam, gebärdete sich der 18-Jährige aggressiv. In Handschellen wurde er abgeführt, bei der anschließenden Durchsuchung fanden die Beamten noch Drogen bei ihm.
Nicole H. zog sich beim Kampf mit dem Impfbetrüger mehrere Prellungen zu, dann kehrte die resolute Frau unverrichteter Dinge an ihren Arbeitsplatz zurück: „In so einer Situation klein beizugeben, das kommt für mich nicht in Frage.“
Apotheker Fehske zieht Konsequenzen
Dennoch hat Christian Fehske Konsequenzen aus dem Vorfall gezogen: „Zukünftig dürfen meine Mitarbeiterinnen einem Kunden bei Verdacht auf Impfbetrug keine abschlägige Antwort mehr erteilen. Das übernehme ich ab sofort selbst.“
Leider sei der Angriff auf seine Angestellte nur die Spitze des Eisbergs: „Wir müssen uns derzeit permanent mit gefälschten Zertifikaten und fehlerhaften Impfausweisen auseinandersetzen.“
Jeder Fall werde bei der Polizei angezeigt, betont Fehske, in Hagen einer der Vorreiter der Impfkampagne gegen Corona: „Ich respektiere jeden, der verständliche Bedenken gegen das Impfen hat. Aber mit gefälschten Ausweisen darf niemand durchkommen.“
Auf den Impfbetrüger aus Hamburg aber kommen nun Strafverfahren wegen Körperverletzung, des Gebrauchs unrichtiger Gesundheitszeugnisse und Drogenbesitzes zu.
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