Hagen. Die CDU wagt in Hagen einen Vorstoß: Müllwagen könnten mit Messboxen die Mobilfunk-Netzabdeckung dokumentieren und „weiße Flecken“ aufdecken.
Verbindung weg. Funkloch. Selbecker Straße. Keine 200 Meter weiter bester Empfang. Kein Einzelfall. Denn das Mobilfunknetz ist an vielen Stellen nicht so gut, wie die Anbieter vielleicht angaben. „Das Problem ist: Es gibt in Hagen keine verlässlichen Informationen darüber, wo und wie viele Funklöcher wir hier haben. Und nicht jeder macht sich die Mühe, solche Funklöcher an offizielle Stellen zu melden“, sagt CDU-Fraktionsgeschäftsführer Alexander Böhm. Die CDU möchte das ändern. Helfen könnten dabei bald Müllfahrzeuge des Hagener Entsorgungsbetriebs.
Nach Coesfelder Vorbild könnten, so der Vorschlag der Ratsfraktion, kleine Echtnetz-Messboxen – die in etwa so groß sind wie eine Zigarettenschachtel – an bzw. in den Fahrzeugen angebracht werden und auf ihren Fahrten Funklöcher dokumentieren – insbesondere bei der LTE-Versorgung, die für die Datenübertragung wichtig ist.
„Die Müllfahrzeuge fahren ohnehin durch das gesamte Stadtgebiet. Die gesammelten Daten könnten einen ungeschönten Überblick liefern, wo es Probleme gibt. Also große Wirkung für einen relativ geringen Aufwand“, erklärt Böhm die Idee, die nun von der Kommission für Organisation und Digitalisierung geprüft werden soll. Zumal die Kosten überschaubar seien – in Coesfeld koste das Projekt (die Messboxen sind seit Anfang des Jahres mit der Müllabfuhr unterwegs), etwa 5000 Euro pro Jahr.
Mobilfunknetz in Hagen: Netzabdeckung mit Projekt verbessern
Der Hintergrund für die Idee: Die leitungsgebundene Breitbandversorgung in Hagen hat sich durch diverse Förder- und Ausbauprogramme in den vergangenen Jahren erheblich verbessert. Im Voraus fanden intensive Untersuchungen im Stadtgebiet statt, um sich einen Überblick zur Versorgungssituation und „weißen Flecken“ zu verschaffen. Diese weiße Flecken werden aktuell beinahe haushaltsdeckend beseitigt. „Weiße Flecken“ im Mobilfunknetz hingegen sind nicht oder unzureichend dokumentiert.
Laut Bundesnetzagentur, die sowohl eine interaktive Mobilfunknetz-Karte als auch eine Funkloch-App aufgelegt hat (siehe Box) handelt es sich dabei um „Gebiete, in denen keine Versorgung mit einer mobilen und breitbandigen Sprach- und Datenübertragung (nur 2G) durch mindestens ein öffentliches Mobilfunknetz besteht.“ Also „in denen beispielsweise die Datengeschwindigkeit zu gering ist, um die Kartenfunktion auf dem Handy zu nutzen oder Videotelefonate zu führen“, führt Böhm nur Beispiele auf.
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Letztlich könnten die über die Müllfahrzeuge gesammelten Daten für Hagen straßenscharf gespeichert und ausgewertet werden – und dafür sorgen, dass in Zusammenarbeit mit den Anbietern die Netzabdeckung an entsprechenden Stellen verbessert wird. Auf diesem Weg könnte man vor allem auch ein koordiniertes Vorgehen sicherstellen und hätte belegbare Daten.
Hagen: Planung steckt in den Anfängen
Aus Sicht des Hagener Entsorgungsbetriebes wäre das Vorhaben ohne großen Aufwand umsetzbar: „Wir würden es nicht nur auf die Müllfahrzeuge beschränken wollen. Vielmehr käme der gesamte Fuhrpark für das Projekt in Frage. So könnten alle Hagener Straßen abgedeckt werden“, betont Sprecherin Jacqueline Jagusch. Man befinde sich derzeit in der Prüfung und müsse noch ausloten, welche Routen am sinnvollsten mit Messboxen abgedeckt werden könnten.
Das Land NRW hat 2021 die Förderrichtlinie zur Förderung von Mobilfunkkoordinatoren für den Ausbau von Mobilfunknetzenaufgelegt. Die Zuständigkeit liegt – analog zur Gigabitkoordination – bei der Task Force Digitalisierung der Stadt, so Sprecherin Clara Treude. Aktuell befinde sich die Stadt in der Personalakquise. Konkrete Maßnahmen seien daher noch nicht geplant. „Selbstverständlich werden wir interkommunale Best-Practice Beispiele berücksichtigen“, so Treude mit Blick auf die Umsetzung in Coesfeld.
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Die Erfassung der Versorgungslage werde, ähnlich wie das Markterkundungsverfahren im geförderten Gigabitausbau, zu Beginn der Tätigkeiten im Bereich Mobilfunkkoordination durchgeführt. Mit Blick auf eine notwendige Personalakquise „werden die vorbereitenden Arbeiten aber frühestens für Spätsommer/Herbst 2022 beginnen können.“