Hagen. Neue Fraktionen nach den Wahlen sorgen in Hagen für mehr Politikverdrossenheit. Das ist die Meinung von WP-Redakteur Jens Stubbe.
Demokratie tut manchmal weh. So muss man längst nicht alles gut finden, was Gesetzte und Verordnungen hergeben. Wobei wir mitten in Hagen wären, wo es bereits seit Jahren eine traurige Tradition ist, dass Einzelkämpfer, Fraktionen und Parteien sich einen feuchten Kehricht darum scheren, was und wen er gewählt hat, der Wähler. So schloss sich beispielsweise SPD-Mann Michael Grzeschista unmittelbar nach der Wahl 2014 der FDP an und verhalf einer Partei, die lediglich 3,6 Prozent der Stimmen erhielt, über Nacht zum Fraktionsstatus.
An die traurige Tradition knüpfen nun Bürger für Hohenlimburg und die Partei Die Partei an. Solch neue Verbünde kosten. Und zwar den Bürger, der konsterniert und wütend zurückbleibt. Die Wähler in Summe wollten eben, dass weder BfHo noch Die Partei Fraktionsstatus erhalten. Sonst hätten sie anders abgestimmt. Aber was soll’s?
Wenn Ehrenamt zum Selbstbedienungsladen wird
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Dass der Bürger nebenbei noch den Eindruck gewinnt, dass eigentlich ehrenamtliche politische Tätigkeit zu einem Selbstbedienungsladen verkommt, wird deutlich, wenn man sieht, wie viele Beteiligte in diesem und in anderen Fällen gar keinem Beruf mehr nachgehen, sondern durch eine geschickte Verteilung von ehrenamtlicher Ratsmitgliedschaft und hauptamtlicher Fraktionstätigkeit ein annehmbares Einkommen haben. Die neue Fraktion ist nicht das einzige Beispiel. Auch bei den Linken hat ein gar familiäre Pöstchenaufteilung Tradition.
All das sagt übrigens nichts über die Qualität der politischen Arbeit von BfHo. Niemand kann beispielsweise Frank Schmidt vorwerfen, sich mit Beharrlichkeit in Themen einzuarbeiten.
Aber: Neue Bündnisse kosten. Der Bürger zahlt. Und die Politikverdrossenheit wächst. Und all jenen, die sich mit Leidenschaft im Ehrenamt politisch in Bezirksvertretungen, Ausschüssen und im Rat engagieren, wird ein Bärendienst erwiesen.